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Bundesbehörden sehen größte Terrorgefahr

19. November 2010

Angesichts konkreter Hinweise auf geplante Anschläge wächst in Deutschland die Nervosität. Für Aufregung sorgte zudem eine Bombenattrappe, die wohl beinahe in ein Air-Berlin-Flugzeug verladen worden wäre.

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Polizist am Flughafen Hamburg (Foto: dapd)
Schwer bewaffnet: Die Polizei zeigt mehr Präsenz an Flughäfen und BahnhöfenBild: dapd

In Deutschland richten sich die Sicherheitsbehörden auf mögliche Attentate nach dem Vorbild der verheerenden Mumbai-Anschläge von 2008 ein. Das wahrscheinlichste Szenario sei, dass Terroristen nach Deutschland reisten und schon bald nach ihrer Ankunft ohne Vorwarnung in einem Gebäude oder auf einem Platz einen Anschlag verübten, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere. Die Attentäter nähmen dabei wahrscheinlich in Kauf, nicht zu überleben. Die Behörden stützten sich in ihrer Annahme auf eigene Erkenntnisse und Hinweise befreundeter ausländischer Behörden, erläuterte de Maiziere.

In der indischen Wirtschaftsmetropole Mumbai hatten mehrere Gruppen von Attentätern vor zwei Jahren ein Luxushotel, ein Krankenhaus, den Hauptbahnhof und eine jüdische Einrichtung gestürmt und wahllos das Feuer eröffnet. Mehr als 160 Menschen waren damals getötet worden.

Wachsam, nicht ängstlich!

Indische Tageszeitung (Foto: DW)
Drohen Deutschland Anschläge wie in Mumbai 2008?Bild: DW/Ashraf

De Maiziere appellierte an die Bürger in Deutschland, trotz der Terrorwarnungen ihr normales Leben weiterzuführen. Es bestehe Anlass zur Vorsicht, aber nicht zur Panik. Es gebe keinen Grund, Fußballstadien, Weihnachtsmärkte, Kinos oder öffentliche Plätze zu meiden, sagte der CDU-Politiker. "Wachsamkeit ist etwas anderes als Ängstlichkeit", betonte de Maiziere.

Auch der Chef des Bundespolizei-Präsidiums, Matthias Seeger, meint: "Panik oder Hysterie sind nicht angebracht." Gleichwohl schätzt er die Terrorgefahr in Deutschland größer als je zuvor ein. "Da sind sich alle Sicherheitsbehörden in ihrer Einschätzung einig", sagte Seeger der 'Bild'-Zeitung vom Freitag (19.11.2010). Es gebe ganz konkrete Hinweise auf geplante Anschläge durch militante Islamisten in den nächsten Wochen. "Auf einer Skala von 1 - keine Gefahr - bis 10 - akute Anschlagsgefahr - liegen wir im Moment bei 9,0." Als besonders gefährdet bezeichnete Seeger Bahnhöfe und Flughäfen.

Flug AB 7377 im Visier?

Flughafen Windhuk (Foto: AP)
'Tatort': Flughafen WindhukBild: AP

Bei einem verdächtigen Gepäckstück, das am Flughafen der namibischen Hauptstadt Windhuk entdeckt worden war, soll es sich nach neuen Erkenntnissen um eine Bombenattrappe gehandelt haben. Wie es hieß, sollte das Gepäckstück in eine Passagiermaschine der Fluggesellschaft Air Berlin mit Ziel München verladen werden.

Laut Polizei wurden beim Durchleuchten der in Plastik verpackten Laptoptasche Batterien sichtbar, die über Kabel mit einem Zünder und einer laufenden Uhr verbunden waren. Die Sprecherin des Flughafens in Windhuk sagte, man sei auf das Gepäckstück aufmerksam geworden, weil der Adressaufkleber gefehlt habe.

"Eine Art Testlauf"?

Nach Informationen des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) soll das Gepäckstück keinerlei Sprengstoff enthalten haben. Es habe sich um offensichtlich um eine Art Testlauf mit einem industriell gefertigten Dummy gehandelt, heißt es. De Maiziere und das Bundeskriminalamt (BKA) wollten den Bericht nicht bestätigen. Für Klarheit sollen nach Namibia entsandte BKA-Experten sorgen.

Schon Ende Oktober waren zwei Paketbomben entdeckt worden, die per Luftfracht aus dem Jemen mit Ziel USA abgeschickt worden waren. Eine der Bomben war auf dem Flughafen Köln/Bonn umgeladen worden, bevor sie bei einem Zwischenstopp in Großbritannien entdeckt und entschärft wurde.

Autor: Christian Walz (rtr, dpa, dapd, afp)
Redaktion: Reinhard Kleber