Bund steigt bei maroder HRE-Bank ein
29. März 2009Über eine Kapitalerhöhung wird der Bund zunächst 8,7 Prozent der HRE-Anteile erwerben. Langfristig will er aber die vollständige Kontrolle über die HRE übernehmen, wie das Finanzministerium in Berlin am Sonntag (29.03.2009) bestätigte. Dazu beabsichtigt der Bund, von den Möglichkeiten des so genannten "Finanzmarktstabilisierungsgesetzes" Gebrauch zu machen. Der Bundestag hatte am 20. März grundsätzlich den Weg zur Verstaatlichung angeschlagener Banken frei gemacht. Mit dem Gesetz könnten bisherige HRE-Anteilseigner wie der US-Großaktionär J. C. Flowers notfalls gegen ihren Willen aus dem Unternehmen gedrängt werden.
87.000.000.000 € + 15.000.000.000 € + X
Bund und Banken mussten das Münchner Institut bereits im Herbst 2008 nach Fehlspekulationen seiner Tochter Depfa vor dem Aus bewahren. Die HRE kann derzeit nur dank staatlicher Hilfen in Höhe von 87 Milliarden Euro überleben. Weitere 15 Milliarden Euro steuerte die private Finanzwirtschaft zu. Nun muss der Staat weiteres Geld nachschießen. Geplant sei eine hinreichende Ausstattung der Bank mit Kapital, heißt es. Zuletzt war die Rede von bis zu zehn Milliarden Euro. Ein HRE-Sprecher wollte diese Summe weder bestätigen noch dementieren.
HRE-Spitze begrüßt Staatsengagement
Der Vorstand der HRE äußerte sich positiv über den staatlichen Einstieg. Mit der beabsichtigten Kapitalunterstützung schaffe der Bund die Voraussetzung für den Fortbestand der Hypo Real Estate Group, erklärte der HRE-Vorstandsvorsitzende Axel Wieandt. Die HRE steckt tief in den roten Zahlen. Im Geschäftsjahr 2008 machte das Institut einen Rekordverlust von 5,46 Milliarden Euro nach Steuern. Mit einer "Verlustsituation" sei zumindest auch in den beiden nächsten Jahren zu rechnen, teilte Wieandt mit.
Als Hauptursache für die Krise der Hypo Real Estate Group gilt die 2007 von HRE übernommene Depfa, die langfristig vergebene Darlehen mit kurzfristigen Krediten gegenfinanziert hatte. Als die Zinsen im Zuge der Finanzkrise explodierten, kam die Depfa nicht mehr an günstiges Geld. Es liefen milliardenschwere Verluste auf - die HRE stand vor der Pleite.
HRE-Rettung ohne Alternative?
Der Bund will die HRE verstaatlichen, da ein Zusammenbruch der Bank zu schweren Erschütterungen im Finanzsystem führen und andere Banken, Versicherungen und sogar ganze Länder an den Rand des Bankrotts führen könnte. Zudem will der Staat die Steuergelder sichern, die er der Bank in den vergangenen Monaten zur Verfügung gestellt hat. Die bisherigen Aktionäre sollen nur dann enteignet werden, wenn sie sich gegen die Verstaatlichung sperren. (wa/je/dpa/rtr/afp/ap)