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BTS: Südkoreanische Boygroup macht Pause

Torsten Landsberg
14. Juni 2022

Keine Trennung, aber ein Break: Die sieben Sänger von BTS haben eine Pause angekündigt, um sich Soloprojekten zu widmen. Den Druck in der K-Pop-Industrie thematisierten sie dabei auch.

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BTS steht bei den Grammy Awards 2021 in bunten Anzügen auf der Bühne.
In der Konstellation vorerst nicht mehr auf der Bühne: BTS machen eine Pause auf unbestimmte ZeitBild: YONHAPNEWS AGENCY/picture alliance

Die sieben BTS-Mitglieder sitzen um einen Tisch versammelt, es gibt alkoholische Getränke und viel Offenheit. In einem gut einstündigen Video verkündet die südkoreanische Band ihre Auszeit, um sich eigenen Projekten zu widmen. Für die Fans, die ARMY, ist es eine Überraschung. Dennoch reagieren sie überwiegend positiv, zeigen Verständnis und versprechen, ihren Idolen treu zu bleiben.

Bereits im vergangenen Dezember hatten die Bandmitglieder eine kürzere Pause angekündigt, um sich von den Strapazen zu erholen, Urlaub zu machen und Zeit mit den Familien verbringen zu können. Im Frühjahr folgten Meldungen, wonach die Band zwangsläufig ein Jahr lang pausieren müsse, damit die Sänger ihren Wehrdienst ableisten könnten.

V will sich anders zeigen

Davon ist nun keine Rede, dem vorläufigen Aus der Gruppe liegt der Wunsch zugrunde, sich individuell zu entwickeln. Überraschend offenherzig sprechen die Sänger von ihren Träumen und Wünschen - und sogar den Zwängen der K-Pop-Industrie.

"Ich hoffe auf die Gelegenheit, der Welt meine Musik zu zeigen", sagt Sänger V und lässt vermuten, dass er wenig Chancen hatte, seine Ideen bei BTS einzubringen. Viele Dinge hätten lange in ihm gearbeitet, und es habe sich falsch angefühlt, darüber nicht offen sprechen zu können. Er wolle künftig eine Person zeigen, die sich sehr von der bislang bekannten Figur V unterscheide.

Die Kritik zielt womöglich weniger auf die Bandkollegen ab als auf eine Industrie, in der Leistung gefordert und wenig verziehen wird. Die Stars des K-Pop müssen sauber sein, von privaten Beziehungen darf nichts bekannt werden, um die schmachtenden Fans nicht zu vergrätzen.

RM: "keine Zeit, um zu reifen"

Die jungen Künstlerinnen und Künstler werden zu Idolen stilisiert, deren private Entscheidungen auf den Social-Media-Kanälen schnell zu Anfeindungen führen. Für einige Stars endete das in der Vergangenheit bereits tragisch.

Vor der Entscheidung für die Pause habe ihm lange Zeit die Richtung gefehlt, sagte Sänger RM, der das Idol-System im K-Pop direkt ansprach: "Sie geben dir keine Zeit, um zu reifen. Du musst immer Musik produzieren, du musst immer irgendetwas tun." Aktuell fühle er sich verloren.

Die Frage ist nun, ob es den BTS-Sängern gelingt, sich von der Industrie und ihrer Plattenfirma zu emanzipieren. Mit der Auszeit endet vorerst eine Erfolgsgeschichte, die vor zwölf Jahren ihren Anfang nahm. Vom südkoreanischen Unterhaltungsgiganten Big Hit Entertainment als Boygroup zusammengestellt und mit harten Methoden zu Höchstleistungen trainiert, traten BTS 2013 zum ersten Mal auf, 2014 erschien ihr Debütalbum.

K-Pop von BTS feiert weltweit Erfolge

Zusammen mit der Girlband Blackpink führten BTS die K-Pop-Welle zu internationalen Erfolgen. 23 Weltrekorde sind für BTS derzeit gelistet, darunter der für die von den meisten Zuschauern live verfolgte Musikvideo-Premiere auf YouTube. Mit insgesamt rund 16 Milliarden Streams ist BTS die erfolgreichste Gruppe bei Spotify.

BTS stehen in Anzügen nebeneinander und halten eine Rede im Weißen Haus.
Politisch engagiert: BTS am 31. Mai im Weißen HausBild: Capital Pictures/picture alliance

Tatsächlich schienen die sieben BTS-Mitglieder nicht nur Teil einer kaugummibunten Unterhaltungsindustrie sein zu wollen. In ihren Texten thematisierten sie ernste Sachverhalte, 2018 unterstützten sie eine Unicef-Kampagne, 2021 sprachen sie vor den Vereinten Nationen über die Jugend in der Pandemie. Ende Mai dieses Jahres war die Band zu Gast im Weißen Haus, um mit US-Präsident Joe Biden und Vize-Präsidentin Kamala Harris über Gewaltverbrechen an Menschen mit asiatischem Hintergrund zu sprechen.