Labbadia hört als Trainer in Wolfsburg auf
12. März 2019Bruno Labbadia verlässt den Fußball-Bundesligisten VfL Wolfsburg am Saisonende. Dies erklärte der 53-Jährige am Dienstag nach dem Training des Tabellen-Siebten der Fußball-Bundesliga. Grund für diese Entscheidung sind offenbar die Unstimmigkeiten zwischen Labbadia und VfL-Sportchef Jörg Schmadtke. "Eine weitere Zusammenarbeit wäre für den VfL nur zielführend und sinnvoll, wenn ein konsequenter fachlicher Austausch zwischen den sportlichen Verantwortlichen über die gesamte Saison gegeben wäre. Da unsere Vorstellungen nicht zu einhundert Prozent übereinstimmen, habe ich für mich diesen Entschluss gefasst", sagte Labbadia nach der Einheit am Nachmittag. Zuvor hatte er seine Spieler informiert.
Labbadias Abgang war seit einiger Zeit erwartet worden. Trotz der Rettung vor dem Abstieg in der Relegation im Mai 2018 war sein in diesem Sommer auslaufende Vertrag nicht vorzeitig verlängert worden. Bis zuletzt hatten Labbadia und Schmadtke beteuert, im April über eine mögliche weitere Zusammenarbeit sprechen zu wollen. Dementsprechend überrascht reagierte Schmadtke nun: "Der Zeitpunkt der Entscheidung von Bruno Labbadia hat uns überrascht, da wir gerne das von beiden Seiten geplante ergebnisoffene Gespräch mit ihm geführt hätten. Dass es dazu jetzt nicht kommt, ist schade, aber wir respektieren seine Entscheidung", sagte Schmadtke.
Unter sportlichen Gesichtspunkten kommt der Abschied nach nicht einmal anderthalb Jahren überraschend. Denn seit Labbadia das Amt beim VfL am 20. Februar 2018 angetreten hatte, geht es mit dem Meister von 2009 wieder bergauf. Der Ex-Profi führte das abstiegsbedrohte Team in der vergangenen Saison über den Umweg Relegation zum Klassenerhalt. Und in der laufenden Spielzeit zählt der VfL wieder zum Kreis der Europacup-Anwärter, liegt mit 39 Punkten zurzeit auf dem siebten Platz - hat angesichts von nur drei Zählern Rückstand gute Chancen auf die internationalen Plätze.
"Werde keine Kochrezepte mit ihm austauschen"
Auf dem Rasen läuft es so gut wie lange nicht mehr, doch zuletzt hatte es in der Wolfsburger Führungsetage ziemlich geknirscht. Erst vor zwei Wochen hatte der VfL-Sportchef selbst das schwierige Verhältnis zu Labbadia erstmals öffentlich bestätigt. "Es ist nicht so, dass wir eine enge freundschaftliche Verbindung haben. Ich werde sicher mit ihm keine Kochrezepte austauschen oder einen gemeinsamen Urlaub planen", hatte Schmadtke der "Bild" gesagt: "Manchmal stimmt die Chemie einfach nicht."
Offiziell wollte sich Labbadia zu der selbst entfachten Debatte bislang nicht äußern. Stattdessen betonte der Ex-Profi angesichts der Aussicht auf eine Europapokal-Rückkehr in Ruhe mit dem VfL arbeiten zu können. Nach Veröffentlichung von Schmadtkes Zitaten war der VfL nicht über ein 1:1 gegen Werder Bremen hinaus gekommen und hatte zuletzt beim FC Bayern München deutlich mit 0:6 verloren. Nächster Gegner ist am Samstag Aufsteiger Fortuna Düsseldorf.
Wie das im Fußballgeschäft üblich ist, wabern schon seit Wochen die Namen möglicher Kandidaten für Labbadias Nachfolge durch die Autostadt. Als heißester Anwärter gilt Salzburgs Marco Rose, der in Österreich allerdings noch einen Vertrag bis 2020 besitzt und auch bei Schalke 04 und 1899 Hoffenheim hoch im Kurs steht. Auch der Name von Oliver Glasner (Linzer ASK) fiel im Umkreis des VW-Klubs auffallend häufig.
jhr/asz (sid, dpa)