Britische Soldaten sollen in den US-Sektor
19. Oktober 2004Ein schwerer Granatenangriff nördlich von Bagdad soll am Dienstag (19.10.2004) laut Agenturangaben Dutzende von Menschen das Leben gekostet. Mehr als 100 Iraker seien getötet oder verletzt worden, habe die Polizei mitgeteilt. Der Angriff sei gegen Einrichtungen der irakischen Nationalgarde in der Ortschaft Maschahidan 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt erfolgt. Die Region gehört zum so genannten sunnitischen Dreieck, dem Zentrum des Widerstands gegen die US-Truppen und die irakische Regierung.
Der Aufstand im Irak wird nach Einschätzung des Internationalen Instituts für Strategische Studien (IISS) in London von bis zu 1000 Kämpfern aus dem Ausland unterstützt. Die im Irak stationierten US-Truppen böten dem Terrornetzwerk El Kaida "sein vielleicht attraktivstes ikonisches Ziel außerhalb der USA", schreiben die Militärexperten in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht.
Kritischer Expertenbericht des IISS
Weiterhin kritisiert der Bericht die USA und ihre Verbündeten für ein schlecht durchdachtes Vorgehen im Irak nach Ende des Krieges. Die Beteiligten hätten angesichts der weiterhin unsicheren Lage im Land die "Lektionen zu lernen", dass Nachkriegs-Operationen und friedenserhaltende Maßnahmen in allen Phasen sehr personalintensiv seien. Außerdem hätte nach dem Ende der Kriegsphase schnell die "Kampfhaltung" abgelegt werden müssen, zu Gunsten der Unterstützung der Zivilbevölkerung, hieß es im Jahresbericht "Das militärische Gleichgewicht 2004-2005" des unabhängigen Institutes.
Einsatz bei Bagdad rückt näher
Der britische Außenminister Jack Straw verteidigte unterdessen das Vorhaben, britische Soldaten aus dem Südirak in den besonders schwer umkämpften US-Sektor zu verlegen. Angesichts der für Januar 2005 geplanten Wahl sei es sehr wichtig, den Aufstand unter Kontrolle zu bringen. Der Einsatz britischer Soldaten auch in der Nähe Bagdads rückt näher. Straw sagte am Dienstag in London, er halte die Verlegung britischer Soldaten zur militärischen Unterstützung der US-Truppen im Irak prinzipiell für richtig und stehe einem entsprechenden Ersuchen Washingtons "sehr wohlwollend" gegenüber. "Ich glaube, wir würden einen Verbündeten im Stich lassen, wenn wir angesichts einer Empfehlung unserer eigenen britischen Kommandeure zu Gunsten eines solchen Beitrags Nein sagen würden", so der britische Außenminister am Dienstag.
"Sicherheitssituation schnell stabilisieren"
Tags zuvor hatte Verteidigungsminister Geoff Hoon die Bitte Washingtons bestätigt, britische Soldaten in die amerikanisch kontrollierte Zone im Irak zu verlegen, um US-Truppen im Kampf um die Rebellenhochburg Falludscha zu entlasten. Ziel der möglichen Truppenverlegung sei es, "die Sicherheitssituation so schnell wie möglich zu stabilisieren, damit die Wahlen Ende Januar im Irak stattfinden können", sagte Straw bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit UN-Generalsekretär Kofi Annan. Eine endgültige Entscheidung über die Truppenverlegung wird erst in einigen Tagen erwartet. Eine Stationierung britischer Soldaten in Bagdad oder der Rebellenhochburg Falludscha schließt London aus.
Falludscha war am Montagabend erneut von US-Kampfflugzeugen bombardiert worden. Die Angriffe richteten sich nach US-Angaben gegen Stellungen und Waffenverstecke des Extremistenführers Abu Mussab el Sarkawi. (kap)