Britische PR-Firma wegen umstrittener Kampagne unter Druck
6. September 2017Die Kommunikations-Experten der britischen PR-Agentur Bell Pottinger haben in Südafrika für viel Unstimmung gesorgt. Anfang letzten Jahres hatte die südafrikanische Investmentfirma Oakbay sie angeheuert. Oakbay gehört der umstrittenen Gupta-Familie, die bereits damals massiv in der Kritik stand. Durch ihre engen Verbindungen zu Präsident Zuma soll Firmen der Familie bei Staatsaufträgen begünstigt worden sein. Nach südafrikanischen Medienberichten bestimmten die Gupta-Brüder sogar über die Besetzung von Ministerposten mit. Präsidentensohn Duduzane Zuma stand zeitweilig auf der Lohnliste ihrer Firma.
Bell Pottinger sollte das Image der Gupta-Familie und wohl auch das von Präsident Jacob Zuma aufpolieren. Die PR-Profis begannen eine Kampagne, in der sie Kritikern von Präsident Zuma vorwafen, "weißes Monopolkapital" zu sein und eine "ökonomische Apartheid" im Land zu schüren. Die Agentur gelang es mit diesen Begriffen - die gegen wohlhabende weiße Unternehmen gerichteten waren - eine Debatte in den sozialen Medien zu schüren. Auch gefälschte Blogs kamen zum Einsatz.
Eine Schlacht gewonnen?
Südafrikas größte Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA) warf Bell Pottinger vor, "eine hasserfüllte Kampagne gestartet zu haben, die Südafrika entlang der Rassengrenzen trennen sollte". Bell Pottingers Aktionen in Südafrika seien darauf ausgerichtet gewesen "Hass zwischen verschiedenen Rassen in einer sehr sensiblen Weltregion zu schüren", sagte auch der Generalsekretär des britischen PR-Rates, Francis Ingham. Die DA reagierte erfreut über die Entscheidung. Man habe in einem größeren Krieg "eine Schlacht gewonnen", sagte DA-Sprecherin Phumzile van Damme.
Gwen Ngwenya, Geschäftsführerin des Instituts für ethnische Beziehungen in Johannesburg, ist dagegen zurückhaltender. "Es gibt keine Beweise, dass Bell Pottingers Kampagne auf die Beziehungen zwischen den Ethnien Einfluss genommen hat." Das Institut führe regelmäßig Umfragen durch und habe keine wesentlichen Veränderungen in den Verhaltensweisen der Menschen festgestellt, sagt sie. "Bell Pottinger wird zu Recht für sein unethisches Verhalten bestraft, aber die Politiker nicht. Sie sind oft Lobbyisten auf der Basis von Ethnien, da können wir nicht von Sieg reden."
"Die Botschaft von Bell Pottinger, weißes Wirtschaftsmonopol zu kritisieren, ist nicht neu in Südafrika", sagt der politische Analyst Daniel Silke. Teile der Regierungspartei ANC und auch die Oppositionspartei "Wirtschaftliche Freiheitskämpfer" nutzen nach Angaben Silkes regelmäßig solcher Slogans. "Wenn Südafrikas führende Politiker nicht ihren aufrührerischen Sprachgebrauch ändern, wird die Pottinger-Kampagne und ihre Bestrafung zur Einzelaktion."
Gefährliche Slogans in der Politik
Der ANC, der wegen anhaltender Krisen und den Vorwürfen gegen Präsident Zuma bei den Wählern zunehmend in Ungnade fällt, will die Präsidentschaftswahlen 2019 auf jeden Fall gewinnen. Das Land aber leidet unter einer hohen Arbeitslosigkeit und einer schwachen Wirtschaft. Zudem ist der Wohlstand in Südafrika auch Jahrzehnte nach dem Ende der Apartheid noch immer sehr ungleich verteilt. Bei manchen ANC-Politikern gehören daher auch plakative Slogans gegen die Übermacht weißer Südafrikaner im Wirtschaftsleben zum guten Ton.
Politiker zur Verantwortung ziehen
Das jüngste Beispiel dafür ist die Ex-Frau des Präsidenten, Nkosazana Dlamini-Zuma. Sie will in zwei Jahren Präsidentin werden will. Im Juli kritisierte sie, dass neunzig Prozent der südafrikanischen Wirtschaft Weißen gehören würden. "Es ist nicht gut, dass neunzig Prozent der Menschen in der Wirtschaft weiß sind. In anderen Ländern hat das Monopol keine Farbe, wohl aber in Südafrika", sagte sie laut einem südafrikanischen Medienbericht bei einem öffentlichen Auftritt.
Doch Slogans wie diese hält Gwen Ngwenya vom Institut für ethnische Beziehungen für gefährlich. "Diese Argumentation ist einfach und überzeugend anzuwenden, das ist gefährlich. Je schlechter Südafrikas Wirtschaft funktioniert, desto mehr werden unsere Politiker diese Rhetorik anwenden", sagt sie. "Ich finde es problematisch, dass wir dann Verantwortung dafür jenseits unserer Grenzen suchen, anstatt die Politiker im Land zur Rechenschaft zu ziehen."