Brasilien: Großoffensive gegen Zika-Virus
28. Januar 2016Verteidigungsminister Aldo Rebelo gab bekannt, das brasilianische Militär werde mit einer Großoffensive die Moskitoart Aedes aegypti bekämpfen, die den sich rasant ausbreitenden Zika-Virus überträgt. Der Plan: In 356 Städten und Gemeinden sowie tausenden Schulen soll über die Gefahr aufgeklärt und Moskitos und deren Eiablageplätze vernichtet werden. Mehr als 200.000 Soldaten sollen von Haus zu Haus gehen und den Menschen Tipps zum Schutz vor Mücken geben. Außerdem sollen mindestens 400.000 Schwangere mit Mückenschutzmitteln versorgt werden.
Zwar hat das Virus bereits über 20 Länder in Amerika getroffen, doch keines davon so schwer wie Brasilien. In dem Land gibt es über eine halbe Millionen Infektionen mit dem Virus, der im Verdacht steht, bei der Infizierung von Schwangeren schwere Fehlbildungen bei deren Babys auszulösen. Bisher sind laut der Nachrichtenagentur 68 Babys gestorben.
Eine Million Karnevals-Besucher erwartet
Ursprünglich stammt das Virus aus Afrika. Erstmals wurde es 1947 bei einem Affen in Uganda festgestellt. Erst seit 2015 gibt es einen massenhaften Ausbruch, der in Brasilien seinen Anfang nahm. Zuvor galt Zika als eher harmlos. Es führt bei etwa 20 Prozent der Infizierten zu grippeähnlichen Symptomen und ist normalerweise nicht tödlich. Schwangere können das Virus aber auf ihre ungeborenen Kinder übertragen, bei denen es zu gefährlichen Fehlbildungen führen kann. Bisher gibt es keinen Impfstoff.
Vor dem nächsten Woche beginnenden Karneval sollen auch in der Hauptveranstaltungsstätte, dem Sambadrom in Rio de Janeiro, die Moskitos mit Spezialmitteln bekämpft werden, damit keine Gefahr für die Besucher besteht. Es werden bis zu eine Million Menschen zum Karneval erwartet. Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff kündigte für nächsten Dienstag ein Krisentreffen der Gesundheitsminister des südamerikanischen Staatenbundes Mercosur an.
Infizierte Europäer
Die Staaten Lateinamerikas wollen zudem gemeinsam den Zika-Virus vorgehen. Das beschlossen sie beim 4. Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Region in Ecuadors Haupstadt Quito.
Kolumbien gab wegen Zika einen Gesundheitsalarm aus. Bisher wurden dort mehr als 13.000 Infektionen registriert. Auch in den USA wurden bereits Zika-Fälle registriert. US-Präsident Barack Obama rief zur Eile bei der Erforschung des Virus auf. Außerdem müssten dringend ein Impfstoff und Medikamente entwickelt werden.
Das Virus ist inzwischen aber auch in mindestens sieben europäischen Ländern diagnostiziert worden, bei Menschen, die zuvor auf dem amerikanischen Kontinent unterwegs waren. In Deutschland wurde laut Robert-Koch-Institut bei zwei Reiserückkehrern aus Haiti eine Infektionen diagnostiziert. Auch aus der Schweiz wurden zwei Infektionsfälle bekannt, aus Dänemark einer. Zuvor hatten bereits Großbritannien, Schweden, Portugal und die Niederlande Zika-Infektionen gemeldet.
nem/fab (dpa, afp)