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BVB vertreibt die Selbstzweifel

Jörg Strohschein aus Dortmund
14. September 2019

Borussia Dortmund meldet sich mit einem klaren Erfolg gegen Bayer Leverkusen zurück. Die Pleite bei Aufsteiger Union Berlin hatte jedoch zu mehr Verunsicherung geführt, als sich alle Beteiligten eingestehen wollten.

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Deutschland Bundesliga - Borussia Dortmund v Bayer Leverkusen
Bild: Reuters/L. Kuegeler

Als Julian Brandt nach seiner Auswechslung vor der Gästekurve entlang schlenderte, um zur Auswechselbank zu gelangen, musste er sich so manche Schmähung der Leverkusener Anhänger anhören. Der 23-Jährige, der erst zur Saisonbeginn von der Werkself zu Borussia Dortmund gewechselt war, drehte den Bayer-Fans demonstrativ den Rücken zu und bedankte sich stattdessen für das freundliche Klatschen der schwarz-gelben Anhänger.

Als Brandt den Platz verließ, führte der BVB nach Treffern von Paco Alcacer (28.) und Marco Reus (50.) bereits mit 2:0. Am Ende leuchtete auf der Stadionanzeige sogar ein 4:0 auf. Raphael Guerreiro (83.) und erneut Reus (90.) sorgten für die weiteren Treffer.

Richtige Reaktion

"Das war das erste Mal, gegen die ehemaligen Fans zu spielen, deshalb war es definitiv ein neues Gefühl", sagte Brandt anschließend. "Es hat trotzdem Spaß gemacht, auch wenn wir in der 1. Halbzeit vor allem hinterhergelaufen sind." Aber da Leverkusen vor dem BVB-Tor zu harmlos blieb, konnten die Dortmunder die Partie noch drehen, weil sie es besser machten als der Gegner. "Wir haben heute unsere Chancen eiskalt genutzt, das hatte uns in Berlin noch gefehlt", analysierte Brandt. "Das war genau die richtige Reaktion auf die letzten zwei Wochen" 

Borussia Dortmund - Bayer Leverkusen
Nach dem Sieg gegen die alten Kollegen feiert Julian Brandt (2.v.r.) den Erfolg mit den neuen MitspielernBild: picture-alliance/dpa/B. Thissen

Die Dortmunder hatten in der Länderspielpause offenbar mehr gelitten, als sie sich eingestehen wollten. Das für alle Beteiligten äußerst überraschende 1:3 bei Aufsteiger Union Berlin hatte Spuren im Selbstverständnis des BVB hinterlassen. Sportdirektor Michael Zorc und der stets zurückhaltende Trainer Lucien Favre beeilten sich in den vergangenen Tagen deshalb wohl auch zu vermelden, dass es keinen Dissens zwischen ihnen gebe. Tenor: "Wir wollen auch weiterhin Meister werden." Bloß nicht noch ein hausgemachter Streit über die Ziele des Klubs, der zu weiteren Irritationen in der BVB-Familie führen könnte.

Kampfstarker Delaney

Wie ein selbst ernannter Meisterschaftskandidat wirkte der BVB zu Spielbeginn allerdings nicht. Geradezu ängstlich zogen sich die Dortmunder zurück und scheuten das Risiko gegen die spielerisch überlegenen Leverkusener. "Das war nicht geplant", räumte Favre später ein. Gerade einmal rund 35 Prozent Ballbesitz für die Dortmunder entsprechen sicher nicht dem eigenen Anspruch. Erst nach gut 25 Minuten legte der BVB seine Scheu ab und zeigte mit sehenswerten Kontern für einen ungefährdeten Sieg.

Borussia Dortmund - Bayer Leverkusen
Abgekocht: Dortmunds Thomas Delaney (r.) ließ Leverkusens Kai Havertz (l.) keinen Platz für sein SpielBild: picture-alliance/dpa/M. Kusch

"Wir waren sehr geduldig, wenn wir verteidigen mussten. Das haben wir gut gemacht, weil das sehr wichtig war in diesem Spiel. Die Mannschaft ist ruhig geblieben", urteilte Favre betont nüchtern. In einem emotional völlig anderen Zustand präsentierte sich dagegen sein Mittelfeldspieler Thomas Delaney, als der Erfolg perfekt war. "Wir waren super effektiv und wir haben super verteidigt. Das war gegen Berlin nicht gut genug", sagte der Däne, der gemeinsam mit Axel Witsel im defensiven Mittelfeld die Fäden in der Hand hielt, und freute sich über die Reaktion der eigenen Anhänger. "Man merkt im Stadion, dass die Fans sehr zufrieden waren. Es war echt geil, hier zu spielen."

Schlüsselspieler Havertz ohne Räume

Vor allem war es Delaney mit seiner unnachgiebigen Zweikampfbereitschaft gelungen, Leverkusens Schlüsselspieler Kai Havertz die Lust an der Partie zu nehmen und damit die Kreativität der Werkself entscheidend zu beschneiden. Dass Havertz sich einige Minuten vor dem Abpfiff zu einem Frustfoul an Jadon Sancho hinreißen ließ, passte zu seinem unmotivierten Spiel. Einzig in dieser Szene zeigte der 20-Jährige die nötige Körperspannung und Entschlossenheit.

Die Dortmunder (Selbst-) Zweifel dürften nun erstmal verschwunden sein. Der BVB hat sich der selbst gemachten Probleme entledigt und kann sich ohne weitere Störgeräusche auf die nächsten Aufgaben vorbereiten - und die haben es in sich: Am Dienstag erwartet Favres Team in der Champions League den FC Barcelona, am Sonntag müssen sie in der Bundesliga dann bei der Frankfurter Eintracht antreten. Beide Partien bieten gute Gelegenheiten, das neu aufgebaute Selbstbewusstsein weiter zu verfestigen.