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BVB in der Krise: Weit entfernt von Bundesliga-Spitze

10. Dezember 2023

Die Negativserie von Vizemeister Borussia Dortmund setzt sich fort. Nach dem Aus im DFB-Pokal verliert der BVB in der Fußball-Bundesliga auch gegen RB Leipzig. Trainer Edin Terzic gerät mehr und mehr unter Druck.

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Borussia Dortmunds Niklas Süle hält sich im Spiel gegen  RB Leipzig enttäuscht die Hände vor das Gesicht
Schon wieder verloren: Borussia Dortmund ist weit von den eigenen Ansprüchen entfernt Bild: Christian Schulze/nordphoto GmbH/picture alliance

"Für jeden Trainer gibt es Drucksituationen, Spiele zu gewinnen und Punkte einzusammeln. Dass in Dortmund der Druck natürlich etwas größer ist, das wissen wir und das spüre ich natürlich auch", hatte Dortmunds Trainer Edin Terzic vor dem Spiel seiner Mannschaft gegen RB Leipzig am Samstagabend noch gesagt.

Nach der Partie, die Borussia Dortmund mit 2:3 verlor ist der Druck auf den Coach weiter gestiegen. Der BVB - in der vergangenen Saison nur um Haaresbreite an der Meisterschaft vorbeigeschrammt - läuft den eigenen Ansprüchen hinterher.

Wie ist der BVB in die Situation geraten?

Offenbar wirkt der 27. Mai noch nach. Damals verpassten Terzic und sein Team am letzten Spieltag als Tabellenführer die Meisterschaft. Der BVB benötigte zu Hause gegen den FSV Mainz 05 nur einen Sieg, um sich den Titel zu sichern. Doch Dortmund spielte nur 2:2, die Meisterschale ging erneut nach München. Terzic wurde damals von den Fans dennoch als tragischer Held gefeiert, geriet in der neuen Saison aber schnell in die Kritik.

Der Grund: Die Dortmunder zeigten von Saisonbeginn an keine überzeugenden Leistungen. Am ersten Bundesliga-Spieltag gab es nach einem schwachen Auftritt gegen den 1. FC Köln zwar noch einen glücklichen 1:0-Sieg, doch als danach gegen die Abstiegskandidaten VfL Bochum und 1. FC Heidenheim nur zwei Unentschieden folgten, kam Unruhe auf.

Spielszene Borussia Dortmund gegen 1. FC Heidenheim
Am 3. Spieltag führte der BVB gegen Aufsteiger Heidenheim schon 2:0, spielte dann aber nur 2:2Bild: David Inderlied/Kirchner/IMAGO

Die Dortmunder hatten es nicht geschafft, die Abgänge von Mittelfeldspieler Jude Bellingham zu Real Madrid und Außenverteidiger Raphael Guerreiro zum FC Bayern durch die Neuzugänge Felix Nmecha und Ramy Bensebaini zu kompensieren. Erst kurz vor Ende der Transferperiode wurde mit Niclas Füllkrug eine Lücke im Sturm geschlossen.

Eine starke Mannschaft, die dominant auftritt und das Spielgeschehen diktiert, bildete sich dennoch nicht heraus. Größtes Manko: Gegen vermeintlich schwächere Gegner tun sich die Dortmunder oft sehr schwer, gegen ebenbürtige oder stärkere Gegner stoßen sie schnell an ihre Grenzen. Gegen den FC Bayern (0:4) und den VfB Stuttgart (1:2) war man in der Bundesliga chancenlos.

Warum verschärft sich die Krise jetzt?

Zuletzt gab es Auftritte, die allen BVB-Fans die Sorgenfalten auf die Stirn treiben müssen: Im Bundesliga-Spitzenspiel am 13. Spieltag bei Tabellenführer Bayer Leverkusen zeigte Terzics Mannschaft eine Defensivtaktik, die von vielen Kritikern anschließend als "Angsthasenfußball" bezeichnet wurde. 

Die Dortmunder standen tief in der eigenen Hälfte und taten so gut wie nichts, um eigene Angriffe zu initiieren. Oft wurden Bälle, die man in der Abwehr erobert hatte, umgehend hoch und weit nach vorne in die gegnerische Hälfte geschlagen, ohne Chance, dort einen Mitspieler zu erreichen.

Dortmunds Trainer Edin Terzic tröstet nach der Niederlage gegen Leipzig den enttäuschten Spieler Salih Öczan
BVB-Trainer Edin Terzic setzte zuletzt oft auf eine Defensivtaktik, die keinen Erfolg brachteBild: Revierfoto/dpa/picture alliance

Zwar stand am Ende ein glückliches 1:1, jedoch war der Auftritt im Grunde ein Armutszeugnis für eine Mannschaft, die eigentlich für kreatives Offensivspiel und technisch versierte Spieler bekannt ist. Wenige Tage später schied man mit einem weiteren gehemmten Auftritt im DFB-Pokal verdient gegen den VfB Stuttgart aus.

An diesem Wochenende folgte die Heimniederlage gegen Leipzig, durch die der BVB in der Tabelle den Anschluss an die Champions-League-Ränge verlor. Dortmund ist nach 14 Spieltagen Fünfter, liegt vier Punkte hinter Platz vier und sogar schon elf Zähler hinter Spitzenreiter Leverkusen.

Was sagen die Beteiligten?

Edin Terzic verteidigte seinen destruktiven Ansatz nach dem Auftritt in Leverkusen und sprach von einem "defensiv sehr guten Spiel". Nach der Pokal-Niederlage in Stuttgart sprang ihm BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl zu Seite: Die Niederlage habe "nichts mit der Taktik zu tun" gehabt und man habe sich auch "nicht eingeigelt".

Deutlicher wurden dagegen die Spieler: "Es hat vorne und hinten heute gefehlt, in den Zweikämpfen nicht stark genug gewesen, fußballerisch eine Katastrophe, muss man ehrlich mal sagen", sagte Nationalspieler Emre Can. "Wir müssen als Dortmund dominanter auftreten, ganz klar", sagte auch Torwart Gregor Kobel, der mit seinen Paraden bereits mehrfach in dieser Saison dafür verantwortlich war, dass die Ergebnisse nicht schlimmer oder Niederlagen höher ausfielen.

Steht Terzics Job auf dem Spiel?

"Es ist gerade ein richtig harter Test. Aber man hat Energie, Mut und Glaube gespürt", sagte Terzic nach der Niederlage gegen Leipzig und gab sich kämpferisch. "Es geht darum, vorwegzugehen, wieder aufzustehen und die Jungs dazu zu bringen, dass sie mir folgen. Das haben sie heute getan", meinte er.

Borussia Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl mit ernstem Blick
Auch BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl kann mit den Leistungen der Mannschaft nicht zufrieden seinBild: Revierfoto/dpa/picture alliance

Tatsächlich war das Spiel ein kleiner Schritt nach vorne und bisher sieht es auch nicht danach aus, als würden die Verantwortlichen in Dortmund schon jetzt die Reißleine ziehen. Allerdings werden sie sich genau anschauen, wie die Mannschaft in den letzten drei Spielen vor der Winterpause auftritt. Zunächst steht das letzte Gruppenspiel in der Champions League gegen Paris St. Germain - von der Qualität wieder einer der Gegner, an denen sich die Borussia in dieser Saison die Zähne ausbeißt.

Viel wichtiger als die Partie in der Königsklasse sind aber die beiden noch anstehenden Aufgaben in der Bundesliga. Sollte hier die Leistung erneut nicht passen, oder weitere Punkte abgegeben werden, so dass sich der Abstand auf die Spitze weiter vergrößert, wäre es nicht mehr überraschend, wenn der Klub in der Winterpause handeln und einen Trainerwechsel vornehmen würde.

Am 16. Dezember spielen die Dortmunder beim FC Augsburg, drei Tage später zu Hause gegen den FSV Mainz 05 - einen Gegner, der dann möglicherweise zum zweiten Mal nach dem 27. Mai in diesem Jahr Schicksal bei Borussia Dortmund spielen könnte.