Zentralbanken auf dem grünen Weg
26. Januar 2021Die Bank der Zentralbanken wird noch ein bisschen grüner. Im Januar hat die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) einen weiteren Fonds aufgelegt, der in 'grüne' Wertpapiere mit umweltschonendem Zweck investieren soll. Was sich so erst einmal nicht spektakulär neu anhört, ist doch von Bedeutung. Denn es geht schlichtweg um die Frage: Sollten sich Zentralbanken ihre Geldpolitik grün gestalten? So lobenswert das auf den ersten Blick erscheint, selbst dem Klimaschutz geneigte Experten streiten darüber.
BIZ hat erheblichen Einfluss auf das Finanzgeschehen
Ein solcher 'grüner' Fonds der BIZ fördert eine nachhaltige Politik der Zentralbanken. Hintergrund ist, dass die BIZ keine Bank wie jede andere ist. Bei ihr kann kein Bürger oder Unternehmer einfach ein Konto eröffnen. Sie ist vielmehr ausschließlich eine Bank für Zentralbanken und als solche verwaltet sie einen Teil der Reserven für die Zentralbanken. Ihre 63 Mitglieder bestehen nur aus Zentralbanken und ähnlichen Finanzinstitutionen, die von niemandem gewählt wurden und auch niemandem rechenschaftspflichtig sind.
Regelmäßig gibt es in Basel, am Sitz der BIZ verschwiegene, sagenumwobene Zusammenkünfte der Köpfe der Zentralbanken. Hier wird das weltweite Finanzgeschehen und die Politik der Zentralbanken besprochen. Hier wird die Kooperation der Zentralbanken gelenkt. Die BIZ hat also erheblichen Einfluss auf das weltweite Finanzgeschehen.
EZB verkündet ebenfalls grüne Schritte
Der von der BIZ aufgelegte Fonds soll Projekte wie erneuerbare Energien oder Energieeffizienz unterstützen. Es ist nicht der erste grüne Schritt. Einen ersten auf US-Dollar lautenden Fonds hatte die BIZ bereits im September 2019 aufgelegt. Zusammen mit dem auf Euro lautenden neuen Fonds würden Wertpapiere im Volumen von rund zwei Milliarden Dollar für Zentralbanken verwaltet, teilte die BIZ nun mit. Man erwarte, dass die Fonds erheblich wachsen werden.
Klima- und Umweltschutz sei nicht die wichtigste Aufgabe des Finanzmarktes, sagte der General Manager Agustín Carstens gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Aber der Finanzsektor spiele eine entscheidende Rolle für die meisten Wirtschaftsbereiche. "Wenn er einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, ohne dass dabei seine Funktionsweise beeinträchtigt wird, dann soll er diesen Beitrag leisten."
Die EZB hat bereits angekündigt, sich an dem gründen Fonds der BIZ beteiligen zu wollen. Dabei wird zurzeit auch bei ihr noch diskutiert, inwieweit sie ihre Geldpolitik nach Klimaschutzaspekten ausrichten soll. Bis Mitte des Jahres soll dazu eine Entscheidung gefunden werden.
Für mehr Klarheit soll ein neues Zentrum für Klimawandel sorgen, wie die EZB-Chefin Christine Lagarde ebenfalls am Montag verkündete. "Bei der EZB starten wir jetzt ein neues Zentrum für Klimawandel, um die verschiedenen Fachkenntnisse und Arbeitsbereiche zum Thema Klima in der Notenbank effizienter zusammenzuführen", erklärte Lagarde. Die neue Einheit soll aus etwa zehn Mitarbeitern bestehen, die mit bestehenden Teams in der gesamten EZB zusammenarbeiten sollen.
Grüne Anleihen stark gefragt
Auf den Finanzmärkten für normale Anleger boomen weltweit grüne Anleihen. Für solche festverzinslichen Wertpapiere gibt es seit 2007 einen Markt. Das bei der Ausgabe der Anleihen eingesammelte Kapital muss konkreten Energie- und Umweltprojekten zugewiesen werden, die zum nachhaltigen und klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft beitragen sollen.
Im vergangenen Jahr wurde mit mehr als 269 Milliarden Dollar ein Rekordvolumen bei der Emission grüner Anleihen erreicht, so eine Studie des Verbandes Climate Bonds Initiative (CBI). Der größte Markt waren die USA mit einem Gesamtvolumen von 51,1 Milliarden Dollar, gefolgt von Deutschland mit 40,2 und Frankreich mit 32,1 Milliarden Dollar. In diesem Jahr könnten das Volumen grünen Bonds bei bis zu 450 Milliarden Dollar liegen, schätzt die CBI.
Trotz der Rekorde haben grüne Anleihen immer noch keinen großen Stellenwert. Sie machen lediglich rund fünf Prozent des gesamten Anleihemarktes aus, sagt Jan Pieter Krahnen von der Goethe-Universtität Frankfurt.
Ob aber grüne Bonds wirklich Unternehmen nachhaltiger machen, ist fraglich. Eine Studie der BIZ im Herbst vergangenen Jahres hat ergeben: Unternehmen, die grüne Anleihen ausgeben, verringern nicht unbedingt ihren CO2-Autsstoß. "Da grüne Labels eher für einzelne Projekte als für die Gesamtaktivitäten des Unternehmens gelten, könnten Projekte, die eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes versprechen, durch CO2-Erhöhungen desselben Unternehmens an anderer Stelle aufgewogen werden", heißt es in dem Bericht.
Mehr grüne Anleihen des Bundes geplant
Die Finanzagentur des Bundes will ebenfalls in diesem Jahr den Bereich grüner Anleihen ausbauen. So soll erstmals ein Bond mit 30-jähriger Laufzeit angeboten werden. Im vergangenen September hatte der Bund erstmals eine grüne Anleihe an den Markt gebracht, die auf enormes Interesse im In- und Ausland gestoßen war. Sie hat eine Laufzeit von zehn Jahren. Anfang November folgte die erste Anleihe mit fünfjähriger Laufzeit. Mit dem so erlösten Geld sollen unter anderem nachhaltige Verkehrssysteme gefördert und CO2-Emissionen von Fahrzeugen reduziert werden.
Der Bund ist mit grünen Anleihen vergleichsweise spät dran. Als erstes Land hatte Polen 2016 eine grüne Staatsanleihen im Volumen von 750 Millionen Euro auf den Markt gebracht. Länder wie Frankreich, Belgien, Irland, die Niederlande und Dänemark folgten. Auch Unternehmen und Banken begeben solche Papiere bereits seit einiger Zeit. In diesem Jahr dürften die USA noch stärker am Markt aktiv werden - nicht zuletzt beflügelt durch den neuen Präsidenten Joe Biden, der kurz nach Amtsantritt dem erneuten Beitritt der USA zum Pariser Klimaschutzabkommen veranlasste.