Arme reiche Kirche
16. Oktober 2013Finanzieller Spitzenreiter im deutschen Katholizismus ist das Erzbistum Köln, dessen Vermögen Ende vergangenen Jahres rund 166 Millionen Euro betrug. Die Bistümer Trier (84 Mio.) und Speyer (46,5 Mio.) sind ebenfalls noch recht komfortabel ausgestattet. Aachen (8,2 Mio), Münster (2,37 Mio.) und Essen (2 Mio.) haben deutlich weniger Eigenkapital zur Verfügung.
Danach kommt eine ganze Zeit gar nichts - und dann folgt Berlin. Der sogenannte "Bischöfliche Stuhl" des Bistums in der Hauptstadt verfüge über keine Besitztümer, die offengelegt werden könnten, sagte Sprecher Stefan Förner der Nachrichtenagentur dpa. Als Grund führte er an, dass die Kirche während der Weimarer Republik, im Zweiten Weltkrieg und während der Teilung Berlins keine Ländereien oder große Häuser habe erwerben können.
Geheimes Vermögen
Anlass für die Offenlegung der kirchlichen Vermögenssituation ist der Skandal um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Der Geistliche soll die auf mehr als 31 Millionen Euro explodierten Kosten für den Umbau seines Bischofssitzes aus kircheneigenem Vermögen bestritten haben. Dafür habe er sich des sogenannten "Bischöflichen Stuhls" bedient. Dieser ist Teil eines sehr komplexen und komplizierten Finanzierungssystems in der katholischen Kirche.
Der "Bischöfliche Stuhl" bezeichnet das Vermögen der Bistümer, das mit dem Bischofssitz verbunden ist. Er ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts, unter der etwa Liegenschaften wie Krankenhäuser, Immobilien, oder Grundstücke geführt werden. Anders als über seinen regulären Etat muss das Bistum über den "Bischöflichen Stuhl" keine Rechenschaft ablegen, solange keine öffentlichen Gelder darin verwendet werden.
Die meisten Bistümer, die jetzt Zahlen offengelegt haben, gaben an, das Vermögen selbst nicht anzurühren. Nur mit den Erträgen daraus würden pastorale und karitative Aufgaben gefördert, hieß es.
Limburg schweigt
Keine Informationen über die Vermögensverhältnisse gibt es aus dem Bistum Limburg. Schätzungen zufolge soll es bei etwa 100 Millionen Euro gelegen haben. Dann hätte Bischof Tebartz-van Elst ein Drittel davon für seine Residenz verbraucht.
Einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge habe jedoch auch das Aufsichtsgremium gegen das Statut des "Bischöflichen Stuhls" verstoßen. Der Vermögensverwaltungsrat hätte auf die Vorlage des Haushaltsplans vor Beginn jedes Geschäftsjahres dringen müssen. Das sei jedoch im vergangenen und im laufenden Jahr nicht geschehen, gab der Sprecher des Gremiums, Jochen Riebel, zu.
Krisentreffen im Vatikan
Über den Skandal von Limburg wird der Vorsitzende der Deutschen Katholischen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Robert Zollitsch aus Freiburg, am Donnerstag mit Papst Franziskus sprechen. Das bestätigte DBK-Sprecher Matthias Kopp in Rom.
Ob der ebenfalls nach Rom gereiste Bischof Tebartz-van Elst auch eine Audienz beim Kirchenoberhaupt erhalten wird, ist weiterhin unklar.
mak/rb (dpa, afp)