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Bischof Overbeck: Grenzen der Appelle?

Stefan Dege6. September 2013

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck erinnert an das "unendlich große Leid", das der Bürgerkrieg den Menschen in Syrien gebracht habe. Können päpstliche Appelle die Gewalt stoppen?

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Franz-Josef Overbeck, Militärbischof, aufgenommen am 17.10.2012 während der ARD-Talksendung "Anne Will" zum Thema: "Auslandseinsatz Afghanistan - war es die Opfer wert?" in den Studios Berlin-Adlershof. Foto: Karlheinz Schindler
Militärbischof Franz-Josef OverbeckBild: picture-alliance/dpa

DW: Herr Bischof Overbeck, ist diese Friedensinitiative des Papstes schon gescheitert, bevor sie begonnen hat – nachdem, was man aus St. Petersburg hört?

Bischof Franz-Josef Overbeck: Ich glaube, die Aufgabe der Kirche und damit auch des Papstes und von uns Bischöfen ist es, für Haltungen und für Gewissensschärfung zu sorgen. Und von daher hat dieser Appell schon seine Wirkung. Wenn ich allein feststelle, mit welcher Aufmerksamkeit er nicht nur in der deutschen, sondern auch in der Weltöffentlichkeit wahrgenommen wird. Ob daraus konkrete politische Handlungsmaxime erwachsen, hoffe ich, wage ich aber nicht so einfach zu sagen. Ich glaube, dass die Rolle der Kirche diejenige ist, dafür zu sorgen, dass der Gedanke, dass der Frieden durch Gerechtigkeit und nicht durch Waffen hergestellt wird, immer in den Vordergrund gestellt werden muss. Diese Aufgabe hat der Papst und haben auch wir.

Welche Folgen hätte ein Militärschlag der USA gegen Syrien?

Die Folgen werden sicherlich einerseits für die Zivilbevölkerung verheerend sein, da Zivilisten immer die ersten Opfer der vielen Gewalttaten sind, die sich ja jetzt auch schon seit Jahren in Syrien zeigen. Zum anderen sind die Folgen für das Miteinander der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und Religionsgemeinschaften im Nahen und Mittleren Osten unabsehbar, und zwar auf Dauer, weil die Frage ist, was kommt da politisch nach dem, was jetzt ist? Und drittens ist die Frage, wie gehen wir grundsätzlich mit Gewalt in solchen völkischen Auseinandersetzungen um? Wenn denn versucht wird, mit Gewalt zu befrieden, ist das eine negative Antwort, von der ich nicht glaube, dass sie auf Dauer Bestand hat. Wir können das am Irak sehen. Wir können das an den schwierigen Entwicklungen in Afghanistan und anderswo sehen. Von daher kann ich nur sagen, was der Papst sagt und was wir ja auch sagen: Es muß ein Friede her – ohne Gewalt!

Kann, Herr Bischof Overbeck, die Friedensinitiative des Papstes neue Gewalt verhindern?

Ich hoffe zumindestens, dass alle Verantwortlichen – unterstützt von unzähligen Menschen, weit über den Raum der Katholischen Kirche hinaus - ins Nachdenken kommen. Und die Bundeskanzlerin und die Bundesregierung haben ja sehr deutlich gesagt, dass sie sich an einer Intervention nicht beteiligen. Und auch sehr deutlich gesagt, dass Gewalt nicht der richtige Weg ist.

Sehen Sie es so, dass Papst Franziskus mit seinen aktuellen Friedensbemühungen über das hinaus geht, was seine Vorgänger in dieser Hinsicht unternommen haben?

Die Päpste haben ihre jeweiligen Möglichkeiten unter den jeweiligen historischen Bedingungen, unter denen sie zu agieren hatten, genutzt, haben immer sehr deutlich appelliert, dass es Wege zum Frieden geben muß, die der Gewalt abschwören. Und die die Perspektive der Gerechtigkeit mehr in den Blick nehmen und von daher mit Kompromissen zu leben haben. Papst Johannes Paul II hat gerade mit Blick auf den Irak-Krieg ja sehr früh, sehr deutlich, fast prophetisch gesagt, dass daraus nur Unheil erwachsen kann. Und Papst Franziskus tut das jetzt auch, in einer historisch wieder sehr besonderen Situation.

Der Theologe Franz-Josef Overbeck ist seit 2009 Bischof von Essen und seit 2011 Militärbischof der Deutschen Bundeswehr. Der 49jährige ist der derzeit jüngste deutsche Diözesanbischof. Mit ihm sprach Stefan Dege.