Billiglöhne für Billigmode: Fotograf Jost Franko zeigt die Schattenseiten der Textilindustrie
Wo kommen die 5-Euro-T-Shirts her? Die Fotoserie des Slowenen Jost Franko dokumentiert die Reise der Billig-Klamotten von den Baumwollfeldern bis in die Fußgängerzonen des reichen Westens.
Schuften für die Reichen
Issa Gira (67) ist seit 30 Jahren Baumwollfarmer in Burkina Faso, verdient aber noch immer weniger als einen Dollar pro Tag. Die ganze Familie (wie der Junge auf dem Foto) muss mithelfen. Von den ärmlichen Bedingungen, unter denen die Menschen leben, bekommen die Endverbraucher im reichen Europa nichts mit.
Gewichtskontrolle
Nach der Ernte bringen die Farmer in Burkina Faso die Baumwolle zu den Sammelplätzen im nächsten Dorf. Vor dem Markttag helfen sie einander dabei, die Baumwolle als große Ballen zu pressen, damit sie ihre Ladungen wiegen können. "Niemand schert sich um den Anbau, das erste Glied in der Versorgungskette", sagt Franko.
Fast so wertvoll wie Gold
Die Baumwolle gibt mehr als vier Millionen Menschen in Burkina Faso Arbeit. Sie ist dort nach Gold der wertvollste Rohstoff. Sofitex ist eine der drei Firmen im Land, die den Farmern Baumwolle abkaufen und ihnen Kredite gewähren. Sofitex exportiert etwa 540.000 Tonnen Baumwolle pro Jahr. Hier laden einheimische Farmer Baumwolle in einen der vielen Sofitex-Container.
Moderner Kolonialismus
"Die Baumwoll-Subventionen des Westens führen zu Dumpingpreisen, und die armen Länder machen hohe Verluste", sagt Franko. Für ihn ist die Produktion von Baumwolle und Kleidung in der Dritten Welt nur eine andere Form von Kolonialismus. "Kleine Betriebe arbeiten manchmal als Subunternehmer für große Firmen. Die Miete ist teuer für die Arbeiter, deshalb schlafen sie auch dort", fügt er hinzu.
Schnittmuster aus Dhaka
Hier schneiden Arbeiter Stoff aus. Sie sind in einer Fabrik in Dhaka, Bangladesch, dem Herzen der globalen Billigmode-Industrie, angestellt und verdienen durchschnittlich 2,20 Euro pro Tag. Firmen wie H&M, Walt Disney oder Lidl lassen ihre Produkte hier herstellen. Die Region kam im Jahr 2013 in die Schlagzeilen, als das Rana Plaza-Fabrikgebäude einstürzte und 1.129 Menschen starben.
Die andere Seite der EU
"Selbst bei den teuren Labels ist es schwer, von fairen Bedingungen zu sprechen", sagt Franko zu diesem Foto, das rumänische Textilarbeiter zeigt. "Die Zustände in den rumänischen Bekleidungsfabriken sind viel besser als in den meisten asiatischen und afrikanischen Ländern, aber die Monatslöhne sind mit maximal 200 Euro noch immer extrem niedrig, schlimmer als in China. Und das ist die EU!"
Heute neu, morgen Müll
Die Modeindustrie erlebt derzeit eine gewisse Stagnation, was die Trends angeht. Deshalb sind viele Kleidungsstücke länger tragbar. Trotzdem werden jedes Jahr weltweit mehr als 80 Milliarden Kleidungsstücke gekauft. Die schlechte Qualität und der billige Preis verführen zum Wegwerfen, und allein in den USA entstehen so jährlich mehr als 15 Millionen Tonnen textilen Abfalls.
Augen zu und durch zur Kasse
"Baumwolle hat eine dunkle Geschichte, und meiner Meinung nach wurden die Probleme rund um den Handel damit nie gelöst", sagt Jost Franko. Obwohl viel darüber berichtet worden sei, schienen die Verbraucher sich nicht darum zu kümmern: "Ich schätze, es ist einfacher, die Augen zu verschließen. Diese Probleme sind tiefliegend und haben nicht nur mit Kleidungsstücken zu tun."