Biden: US-Bürger sollen raus aus der Ukraine
11. Februar 2022"Wir haben es hier mit einer der größten Armeen der Welt zu tun", sagte Joe Biden mit Verweis auf die russische Truppenansammlung an der Grenze zur Ostukraine. "Das ist eine ganz andere Situation und die Dinge könnten schnell verrückt werden. Amerikanische Bürger sollten die Ukraine deshalb jetzt verlassen", sagte der Präsident dem US-Sender NBC.
Biden warnte zugleich seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin davor, US-Bürgern Schaden zuzufügen. Er hoffe, dass wenn Putin "so töricht" sei, in die Ukraine einzumarschieren, er "klug genug ist, nichts zu tun, was sich negativ auf amerikanische Bürger auswirkt".
Keine US-Truppen in die Ukraine
Trotz seiner Befürchtungen bekräftigte Biden jedoch, dass er unter keinen Umständen US-Truppen in die Ukraine schicken werde, auch nicht zur Rettung von US-Bürgern im Falle einer russischen Invasion. Dies würde "einen Weltkrieg" auslösen, sagte er. "Wenn Amerikaner und Russen anfangen, aufeinander zu schießen, befinden wir uns in einer ganz anderen Welt."
Die Äußerungen Bidens markieren einen neuen Höhepunkt in der Pendeldiplomatie zwischen Washington, Moskau, Kiew und diversen europäischen Hauptstädten. Die US-Regierung hatte bereits im Januar ihren Bürgern empfohlen, die Ukraine wegen der "unvorhersehbaren" Lage vor Ort selbstständig zu verlassen. Sie hatte damals auch die Abreise der Angehörigen von US-Diplomaten in der ukrainischen Hauptstadt Kiew angeordnet und ihre Bürger vor Reisen nach Russland gewarnt.
Deutsche Regierung wartet noch ab
Auch Kanada, Japan, Litauen, Lettland, Estland, Großbritannien und die Niederlande riefen ihre Staatsbürger zur Ausreise auf. Die Regierung in Den Haag entschied zudem, die diplomatische Vertretung von Kiew nach Lwiw im Westen der Ukraine zu verlegen. Die Bundesregierung sieht hingegen derzeit den Moment noch nicht gekommen, um Deutsche in der Ukraine zur Ausreise aufzurufen. Man prüfe die Lage und sei jederzeit bereit zum schnellen Handeln, sagt eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin. Man sei auf verschiedene Maßnahmen vorbereitet.
Russland hat nach westlichen Angaben in den vergangenen Monaten mehr als 100.000 Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammengezogen. Dies schürt in der Ukraine wie im Westen die Furcht vor einem möglichen Angriff Russlands auf das Nachbarland. Russland weist jegliche Angriffspläne zurück. Zugleich führt der Kreml an, sich von der NATO bedroht zu fühlen.
haz/se (afp, dpa, ap)