Bezahlen mit dem Rekord-Meister
13. August 2003Bayern München sieht sich in Deutschland wieder einmal als Vorreiter. Der professionellste Fußballverein der Bundesliga will seine Fans künftig nicht nur für Trikots, Mützen und Schlafanzüge mit dem Logo des deutschen Rekord-Meisters begeistern. Ab Herbst können Bayern-München-Fans auch bei Geldangelegenheiten ihrem Lieblingsclub treu bleiben. Dann nämlich wollen die Münchner in Zusammenarbeit mit der ebenfalls in der bayerischen Hauptstadt ansässigen Hypo-Vereinsbank gemeinsame Finanzprodukte auf den Markt bringen. Angedacht ist, Kreditkarten und Sparpläne gemeinsam zu vermarkten und anzubieten. Für die Kunden könnte es dabei einen Bonus geben – vorausgesetzt, der FC Bayern gewinnt etwa die deutsche Meisterschaft oder die Champions League.
Was im deutschen Fußball nach den Worten von Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge neue Wege sind, ist international ein alter Hut. Kooperationen von Finanzinstituten mit Sport-Klubs sind in den USA und Großbritannien schon seit Jahren üblich. Der britische Fußball-Primus Manchester United etwa lockte seine Fans mit einem Zinsaufschlag von einem halben Prozent für das Erreichen des Viertelfinales der Champions League. Als weitere Schmankerl hat Manchester Versicherungsrabatte sowie exklusive Fan-Programme im Angebot.
Vermarktungsprofi MBNA
Als Finanzdienstleister setzt der britische Fußball-Klub auf einen starken Partner mit langjähriger Erfahrung: den weltweit größten unabhängigen Kreditkarten-Anbieter MBNA. Das US-Unternehmen kennt sich in der Zusammenarbeit mit Sport-Klubs gut aus: Es stattet alle Teams der National Football League (NFL), der National Hockey League (NHL) und der Major League Baseball (MBA) mit Kreditkarten aus. Auch die Golf-Tour PGA sowie die wichtigsten Motorsportevents hat MNBA im Programm.
Wird in wenigen Jahren auch jeder deutsche Fußball-Fan die Kreditkarte seines Vereins im Geldbeutel haben? "Ich betrachte das mögliche Finanzgeschäft der deutschen Fußball-Vereine eher skeptisch", sagt Paul Sibianu, Analyst der WGZ-Bank. "Die Mentalität der Deutschen in Finanzfragen ist sehr viel konservativer als die in den USA oder Großbritannien." Zumindest anfangs profitiere bei solchen Kooperationen eher der Verein als die Bank. Außerdem kommen für eine lohnende Zusammenarbeit nur wenige Vereine in Frage. "Bayern ist deswegen für die Banken interessant, weil der Verein nicht nur in München, sondern in ganz Deutschland und international Anhänger hat", erläutert Andreas Pläsier von der Berenberg Bank. "Da hat es ein Verein wie Bayer Leverkusen im Vergleich schon viel schwerer".
Lukrative Zusatzgeschäfte
Für die Banken – wie für die Hypo-Vereinsbank (HVB) im Fall von Bayern München – sind neben des Kundenstamms des Klubs auch die Aussicht auf andere lukrative Geschäfte ausschlaggebend. So wird die HVB auch zur neuen Hausbank des Münchner Fußballklubs – weitere Projekte nicht ausgeschlossen.
"Für die HVB sind natürlich ein möglicher Börsengang oder Kapitalmaßnahmen des FC Bayern interessant", sagt WGZ-Bank-Analyst Sibianu. Aber zuerst schielen die Banker auf die rund zehn Millionen Bayern-Fans. "Der FC Bayern ist ein idealer Partner für uns", betont HVB-Chef Rampl und hofft auf einen Imagetransfer zwischen Klub und Bank. Keine unrealistische Erwartung, so Berenberg-Experte Pläsier: "Bayern München ist wie Manchester United eine sehr starke Marke, von der die Hypo-Vereinsbank profitieren wird."