Eichinger - ein Leben für den Film
26. Januar 2011Er hat den deutschen Film geprägt, wie kein anderer. Bernd Eichinger war ein Vollblut-Filmemacher und wurde oft als der einzige deutsche Filmproduzent bezeichnet, der in der Hollywood-Liga spielte. Das war insofern richtig, dass wohl niemand sonst hierzulande so kontinuierlich Filme mit großem Budget gestemmt hat. Seine Karriere als Produzent ist gepflastert mit Kinoerfolgen. Das begann mit seinem ersten überragenden Erfolg "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" (1981) und wurde fortgesetzt mit Werken wie "Die unendliche Geschichte", "Der Name der Rose" und "Das Geisterhaus".
Bekannter als so mancher Regisseur
In den letzten Jahren kamen Filme wie "Das Parfum", "Der Untertan", "Elementarteilchen" oder "Baader Meinhof Komplex" hinzu. Die meisten wurden zu Kassenerfolgen. Eichinger eroberte sich damit einen festen Platz in der deutschen Geschichte des Nachkriegskinos. Kein anderer Produzent war so erfolgreich. Eichingers Name dürfte auch denjenigen geläufig sein, die sonst nur Regisseure und Schauspieler kennen.
Seit Mitte der 70er Jahre engagierte sich der 1949 in Neuburg an der Donau geborene Eichinger in verschiedenen Funktionen im Filmgeschäft. Als selbstständiger Produzent, als geschäftsführender Gesellschafter großer Produktionsfirmen (Neue Constantin), als Experte für Filmeinkauf und -verleih. Eichinger war in Deutschland ebenso zu Hause wie in Hollywood. Immer wieder konnte er große Stars des internationalen Kinos wie Sean Connery oder Dustin Hoffman für seine Produktionen verpflichten.
Förderer auch von Kunstfilmen
So stand der Name Eichinger oft im Mittelpunkt der Diskussionen, wenn einer seiner Filme diskutiert wurde - und nicht der des Regisseurs. Vergessen sollte man auch nicht, dass Eichinger auch viele kleinere Filme auf den Weg brachte, in den 70er Jahren Arbeiten von Edgar Reitz und Alexander Kluge beispielsweise. Begonnen hatte er ja auch als Student der Münchner Filmhochschule - als Regisseur. 1996 versuchte er sich dann noch einmal in dieser Funktion, mit beachtlichem Ergebnis ("Das Mädchen Rosemarie").
Dass Bernd Eichinger in der deutschen Filmszene und insbesondere bei der schreibenden Presse trotzdem nicht gerade geliebt wurde, hat mit der Machart vieler seiner Filme zu tun. Seine Literaturverfilmungen bewegten sich fast ausnahmslos an einer massentauglichen Oberfläche, Romane mit hunderten von Seiten wurden bei Eichinger oft zu "Reader´s Digest"-Filmversionen zusammengefasst. Große Stars vor bunten Kulissen, Statistenheere und ausgefeilte Tricktechnik - das sind Markenzeichen eines Eichinger-Films.
Oberflächliche Unterhaltung?
Zuletzt fiel das besonders in den Großproduktionen "Der Untergang" und in "Der Baader Meinhof Komplex" auf. Hier wurde Höhepunkt an Höhepunkt gereiht, Geschichte zum platten Spannungskino - Action statt Differenzierung, Unterhaltung statt Kunst. Hinzu kamen, zumindest in früheren Jahren, seine öffentlichen Auftritte: Anzug, offenes Hemd, dazu Turnschuhe, manchmal eine dicke Zigarre im Mund, immer ein sehr selbstbewusstes Auftreten. Bernd Eichinger entsprach dem Klischee eines Filmproduzenten. Von den einen wurde er dafür geliebt, andere hingegen sahen in ihm eher einen zwar kommerziell erfolgreichen, künstlerisch aber wenig einflussreichen Produzenten. Trotzdem: Filmdeutschland hatte nur einen seiner Sorte. Mit Bernd Eichinger verliert die deutsche Kinoszene einen seiner wichtigsten Protagonisten.
Autor: Jochen Kürten
Redaktion: Petra Lambeck