Berlin vor dem Mauerbau
Wohnen im Osten, Kinobesuche im Westen - und umgekehrt: Vor dem Mauerbau 1961 war Berlin eine offene Stadt. Wir erinnern an Orte der kulturellen Begegnung.
Film ab entlang des Eisernen Vorhangs
In den 1950er-Jahren eröffneten in West-Berlin entlang der Sektorengrenze zahlreiche sogenannte Grenzkinos. Das "Corso", auch unter dem Namen "Lichtburg" bekannt, war eines der größten. Die Initiative dazu ging auf den Filmoffizier der amerikanischen "High Commission for Occupied Germany", Oscar Martay, zurück. Das Ziel: die Werte des Westens und der "freien Welt" im Osten publik zu machen.
Verbilligter Eintritt für Ost-Berliner
Auch das Grenzkino "City" am Checkpoint Charlie (im Hintergrund) erfreute sich großer Beliebtheit. Die Kinos boten den Bewohnern des sowjetischen Sektors verbilligte Filmvorführungen an. Die Besucher aus dem Osten zahlten zum Kurs 1:1. Eine Ost-Mark galt also so viel wie eine West-Mark; sonst lag der offizielle Kurs bei 1:4.
Eine Ära geht zu Ende
Die meisten Grenzkinos lagen an den wichtigsten Straßenverbindungen zwischen Ost- und West-Berlin. Sie durften bereits in den Morgenstunden öffnen und ihr Programm den gesamten Tag über anbieten. Mit dem Bau der Berliner Mauer endete auch die Ära der Grenzkinos. Sie mussten schließen oder wurden umfunktioniert.
Jazzkonzerte im Westen
Lange Zeit galt Jazz - wie auch andere Musikrichtungen aus dem Westen - in der DDR als "Gift des Imperialismus". Und so strömten junge Ost-Berliner in Scharen zu Konzerten in den Westen, wie etwa 1955 zum legendären Auftritt des Jazzmusikers Louis Armstrong im West-Berliner Sportpalast. Das gefiel dem DDR-Regime ganz und gar nicht, schließlich wollte sie die Jugend für ihre Ideale gewinnen.
Armstrong in der DDR
Da den Behörden klar war, dass sie den Prozess der "Durchdringung der Gesellschaft mit der imperialistischen Affenkultur" nicht aufhalten konnten, luden sie Louis Armstrong Mitte der 1960er-Jahre schließlich auch in die DDR ein. Er war der erste US-amerikanische Showstar, der dort gastierte. Zu jener Zeit stand die Mauer bereits seit dreieinhalb Jahren und der "Kalte Krieg" war in vollem Gange.
Clärchens Ballhaus - ein besonderer Ort
"Clärchens Ballhaus" in Ost-Berlin war zu DDR-Zeiten bei Ost- wie West-Deutschen gleichermaßen ein beliebtes Tanzlokal. Gegründet um 1900, blieb es auch zu DDR-Zeiten in Privatbesitz. Das legendäre Berliner Lokal hat zwei Weltkriege und die deutsche Teilung überstanden. Bis heute ist es eine beliebte Attraktion.
Haus der Elektroindustrie
Nicht nur zum Hüftschwung fuhren die West-Berliner in den Ostteil der Stadt, sondern auch zum Einkaufen. Neben Büchern waren auch Fotozubehör und -papier nachgefragte Produkte, die im Haus der Elektroindustrie am Alexanderplatz günstig erhältlich waren.
Zum Friseur nach Ost-Berlin
Auch Dienstleistungen waren im Osten billiger - wie etwa ein Friseurbesuch. Viele West-Berliner machten sich daher für einen neuen schicken Haarschnitt in den Ostteil der Stadt auf. Der Preis lag bei ungefähr 1,10 Mark Ost, das waren umgerechnet 25 Pfennige West. Im Westen musste man bis zu vier Mark berappen.
Oper, Theater, Museen im Osten
Kulturinteressierte aus West-Berlin besuchten bei ihren Reisen nach Ost-Berlin gern Institutionen wie etwa das Kabarett-Theater Distel oder die Staatsoper in Berlin. Dort kam auch ein Großteil der Künstler aus West-Berlin. Doch mit dem Mauerbau 1961 mussten sie ihre Arbeit an der Staatsoper aufgeben. Viele Stellen blieben aufgrund des Personalmangels unbesetzt.