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Beraten und kämpfen: Die NGOs in Durban

11. Dezember 2011

Mehr als 1500 Organisationen waren beim UN-Klimagipfel in Durban dabei. Viele von ihnen sind NGOs, die seit Jahren die Verhandlungen mit verfolgen - und in zunehmendem Maße mit prägen.

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Demonstration in Durban. Aufe dem Plakat steht: 'Hört auf die Menschen, nicht auf die Verschmutzer'
Demos organisieren ist nur ein kleiner Teil der NGO-ArbeitBild: picture-alliance/dpa

Jeder Tisch, viele Ecken und teilweise auch der Boden mussten als Büro herhalten für die rund 7000 NGO-Mitglieder, die im Konferenz-Zentrum in Durban arbeiteten. Kleine, große, nationale und internationale Gruppen verfolgen seit Jahren die UN-Klimaverhandlungen mit Argusaugen. Vor allem die großen internationalen Umweltorganisationen haben ihre eigenen Experten, die laufend Texte und Entwürfe prüfen, die aus den Verhandlungen an die Öffentlichkeit kommen.

NGO-Mitarbeiter beim diskutieren (Foto: DW)
NGO-Arbeit heißt vor allem NetworkingBild: DW

Sven Harmeling ist Teamleiter internationale Klimapolitik bei Germanwatch, einer deutschen Organisation, die sich für Nord-Süd-Gerechtigkeit und Umwelt engagiert. "Ich verfolge insbesondere die Themen Anpassung und Finanzierung, um dann in Koordination mit den anderen NGOs für gemeinsame gute Positionen zu sorgen", sagt er. Und damit hat er gut zu tun: 1500 Organisationen haben beim UN-Klimasekretariat Beobachter-Status. Allerdings gibt es auch bei den Klimaverhandlungen vieles, was nicht öffentlich läuft, sagt Harmeling. "An manche Verhandlungstexte kommen die NGOs nicht ran. Es läuft so manches im Verborgenen." Das bemängelt auch der ehemalige bolivianische UN-Botschafter und Klimaverhandler, Pablo Solon. "Die NGOs haben hier kein Rederecht, außer vielleicht jeweils zwei Minuten in der Eröffnungs- und in der Abschlusszeremonie. Sie können sich in den Verhandlungen nicht zu Wort melden, in den meisten Meetings dürfen sie nicht einmal mit rein."

Zentrale Rolle

Dennoch spielen die internationalen NGOs wie Greenpeace, WWF (World Wide Fund for Nature), die Weltnaturschutzunion IUCN und das Netzwerk CAN international, zu dem auch Germanwatch gehört, eine immer größere Rolle bei den Klimaverhandlungen. Das ist auch gut so, sagt Nick Nuttall, Sprecher des UN-Umweltprogramms UNEP: "Die NGOs zeigen große Kreativität, um neue Lösungen, neue Ideen zu finden. Und sie stellen sie dann auch Regierungen zur Verfügung." Und sie haben noch eine Rolle: Für die vielen kleinen Länder sind die Klimaverhandlungen schwer zu verfolgen. Die Themen sind komplex, es gibt unzählige Konferenzen und Meetings, und sie haben vielleicht nur eine Delegation mit zwei oder drei Personen. "Die NGOs unterstützen die kleineren Delegationen tatkräftig unterstützen und stellen die Experten zur Verfügung, die sie brauchen, um sich in den Verhandlungsprozess einbringen zu können", sagt Nuttall.

Globale Netzwerke

Abigail Borah wird vom meinem Security-Officer heraus geführt (Foto: dpa)
Großer Auftritt: Abigail Borah von SustainUS protestierte lautstark gegen die US-PolitikBild: picture-alliance/dpa

Die Zahl der NGO-Mitglieder, die zu den UN-Klimaverhandlungen reisen, ist mit jeder Konferenz gestiegen. Auch die Zusammenarbeit hat sich geändert. Viele Kontakte sind auf den Konferenzen durch die Jahre entstanden – doch sie zu halten, ist nur dank der technischen Entwicklung möglich. "Es ist schwierig sich vorzustellen, dass wir mal ohne E-Mails ausgekommen sind", erzählt Sven Harmeling von Germanwatch: "Im Climate Action Network International sind über 700 NGOs. Wir haben täglich Abstimmungstreffen und über Mail werden Strategien kommentiert und Verhandlungspositionen von Ländern analysiert", berichtet er. Es wird getwittert und geskypet – so können auch Leute mitarbeiten, die nicht zu den Konferenzen kommen konnten.

Auch in diesem Punkt hat die Arbeit der NGOs Schule gemacht. Mittlerweile werden alle Pressekonferenzen vom UN-Klimasekretariat ins Netz gestellt. Die weltweite virtuelle Teilnahme an Konferenzen wie dem UN-Klimagipfel ist heute selbstverständlich. Die NGOs zeigen dabei Stärken, die Regierungen nicht haben, meint Pablo Solon, der ehemalige Chefverhandler Boliviens: "Sie denken an die Zukunft der Menschheit und der Natur." Regierungen hätten hingegen nur eins im Kopf: "Sie denken an die nächsten Wahlen."

Autorin: Helle Jeppesen
Redaktion: Oliver Samson