Bauhaus Dessau: Auf der Suche nach dem Gestern im Heute
Vor über 100 Jahren gingen von Dessau Impulse aus, die die Welt bis heute verändern. Von 1926 bis 1932 beherbergte die Stadt eine der berühmtesten Architektur- und Kunstschulen der Welt: Das Bauhaus.
Ankunft im Weltkulturerbe
Im Dämmerlicht sieht das Bauhaus viel kleiner aus, als man erwarten würde. Alle Fotografen, die es ablichten und ihre Aufnahmen in Architekturführern veröffentlichen durften, wollten ihm wohl durch besonders ausgefeilte Perspektiven zu mehr Größe verhelfen. Trotzdem: ein historischer Augenblick, es mit eigenen Augen zu sehen.
Licht und Luft
Durch das viele Glas, das im Bauhaus-Werkstattgebäude zum Einsatz kommt, wirkt es luftig und leicht. Gropius wollte alles Schwere aus der Architektur verbannen. Es sollte aussehen, als würde das Gebäude schweben. Es gibt keine einzige Stütze, die die Glasfassade trägt. Die Fensterbänder verlaufen horizontal. Ständig ergeben sich neue Blickachsen, so dass die Architektur wie eine Skulptur wirkt.
Kommandant auf der Brücke
Das Direktorenzimmer von Walter Gropius befindet sich auf der sogenannten Brücke, einem Verbindungsriegel zwischen Werkstattgebäude und der ehemaligen Gewerblichen Berufsschule. Das Untergeschoss teilen sich die Verwaltungen der beiden Gebäudeteile. Die Architektur wurde allein von Walter Gropius entworfen - und zwar unter seinem Namen, nicht als Entwurf des Bauhauses.
Heizung statt Kunst
Die Heizung hängt unter der Decke. Die meisten Bauhaus-Architekten der ersten Stunde mochten grundsätzlich keine Bilder an den Wänden, die Heizung sollte ein Schmuckstück sein, ein Bildersatz. Deswegen hängt hier eine Heizung an genau der Stelle, wo man sie am wenigsten vermutet.
Wohnen im Meisterhaus
Die Meisterhäuser entstanden 1926/1927 zeitgleich mit dem Bauhaus in Dessau. Sie sind in fünf Minuten zu erreichen und liegen in einer grünen Allee. Auch diese Entwürfe stammten von Walter Gropius. Das Einzelhaus des Bauhaus-Direktors (Bild), das den größten Garten hat und sich am Kopf der Allee befindet, wurde im 2. Weltkrieg zerstört und als Rekonstruktion wieder aufgebaut.
Wohnen im Meisterhaus
Georg Muche, Maler und Grafiker, teilte sich mit dem Kollegen Oskar Schlemmer ein Doppelhaus. Zur Straße, in Richtung Norden, befinden sich Wand an Wand die Ateliers mit riesigen Fenstern. Insgesamt gibt es drei Doppelhäuser für Bauhaus-Lehrer. Ein gemeinsames Merkmal ist, dass man von fast jedem Raum aus direkt ins Freie gehen kann. Die Häuser liegen für sich in einem Park.
Platzsparendes Wohnen
Im Schlafzimmer vom Haus Muche, in dem Georg Muche mit seiner Familie wohnte, gibt es diese bunten Einbauschränke. Da die Räume klein waren, brauchten die Bewohner Stauraum. Die Schränke bieten erstaunlich viel Platz und integrieren sich bündig in die Wand. Die Farben sind original aus der Zeit. Einbauschränke waren eine besondere Vorliebe von Walter Gropius.
Wohnen und Arbeiten unter einem Dach
Treppe rauf im Ateliergebäude zu den Zimmern mit Waschbecken von Anni und Josef Albers, Gertrud und Alfred Arndt oder Architekt Franz Ehrlich. Das sogenannte Prellerhaus war das erste Studentenwohnheim. Wie auf einem modernen Uni-Campus war es direkt mit den Werkstätten des Bauhauses verbunden. Im Untergeschoss wohnten die Frauen, in den drei oberen Geschossen die Männer.
Hotel Bauhaus
Im sogenannten "Prellerhaus" herrscht noch das Flair der 20er Jahre. Viele Bauhäusler gestalteten ihre Möbel selbst. Fünf Zimmer wurden orginalgetreu restauriert. Etwa das Zimmer von Marianne Brandt, die erste und einzige Frau in der Metallwerkstatt. Viele Zimmer im Ateliergebäude können von Gästen gemietet werden, wie dieses. Wer den Bauhaus-Geist spüren möchte, ist hier genau richtig.
Arbeitsamt in neuem Licht
Walter Gropius hat in Dessau viele Duftmarken hinterlassen. Das Arbeitsamt, das nach seinen Plänen 1929 fertig gestellt wurde, entspricht so gar nicht dem Klischee vom Bauhaus als weißem, quadratischen Würfel. Das Gebäude ist ein Halbrund. Es folgt der Maxime: Form folgt Funktion. Der Bau mit seinen fünf Eingängen beherbergt auch heute noch das Arbeitsamt.