Basta Berlusconi!
Wegen Steuerhinterziehung wurde Silvio Berlusconi erstmals zu einer Haftstrafe verurteilt. Skandale, Frauen, aber auch Erfolge: Der schräge italienische Ex-Ministerpräsident war bei vielen Italienern beliebt.
Vierjährige Haftstrafe für Berlusconi
Nach jahrelangen Prozessen in diversen Strafsachen das erste rechtskräftige Urteil: Das oberste Berufungsgericht bestätigte in dritter und damit letzter Instanz die vierjährige Haftstrafe gegen Berlusconi. Absitzen muss der 76-Jährige sie aber nicht - wegen einer Anmestieregelung und seines fortgeschrittenen Alters. Das fünfjährige Ämterverbot wird unterdessen erneut verhandelt.
Bunga Bunga
Nicht so sehr die Steuerhinterziehung wurde Silvio Berlusconi in der Öffentlichkeit zum Verhängnis. Es waren vielmehr Sexparties, Prostituierte und Beischlaf mit der minderjährigen Ruby (hier im Bild). Die Eskapaden verstörten auch viele seiner treuesten Fans. Sieben Jahre soll der Macho aus Mailand wegen Ruby ins Gefängnis. Dieses Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Berufung läuft.
Erfolgreich
Trotz aller Skandale: Berlusconi hatte politisch Erfolg. Seine konservative Partei "Volk der Freiheit" ist der wichtigste Koalitionspartner des linken Ministerpräsidenten Enrico Letta. Berlusconi war vier Mal Regierungschef und kann die längste Amtszeit eines italienischen Ministerpräsidenten überhaupt vorweisen.
Gegenwehr
Leidenschaftlich wie seine Anhänger sind auch seine Gegner: Protest der barbusigen Frauen von "Femen" bei den Parlamentswahlen im Februar 2013. Schon 2010 hatte es Massenproteste von Frauen-Organisationen und linksgerichteten Parteien gegen den damaligen Ministerpräsidenten gegeben. 2009 hatte ein geistig verwirrter Mann Berlusconi mit einer Statue im Gesicht verletzt.
Besser ist ein Lied
Vor Selbstbewusstsein strotzend beglückte Berlusconi sein Fernsehpublikum, und manchmal auch verdutzte Staatsgäste, mit eigenhändig geschriebenen Schnulzen. Sein Motto: Ich kann alles. Seine Fans fanden es toll und kauften seine CD "Besser ist ein Lied".
Herrscher der Glotze
Seine politische Macht stützte der Medienmogul auf Autritte in seinen eigenen privaten Fernsehkanälen. Aber auch in der staatlichen RAI tauchte der Medienunternehmer Berlusconi immer wieder als Gast in Talkshows auf, um seine Politik und sein Privatleben zu verteidigen. Die RAI-Spitze hatte er als Ministerpräsident mit ihm genehmen Funktionären besetzt.
Tiefpunkt
Eine Zeitung aus dem Berlusconi-Konzern wirft im August 2012 unter der Überschrift "Viertes Reich" Deutschland vor, es wolle Italien kaputt sparen. Ein halbes Jahr zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammen mit der EU Berlusconi zum Rücktritt gedrängt. Der Unternehmer musste gehen, weil er die Wirtschafts- und Schuldenkrise Italiens nicht in den Griff bekam.
Hohn und Spott
Beim Karnevalszug in Düsseldorf 2010 machen die deutschen Jecken ihrem Ärger über Berlusconi Luft. Skandale und die angebliche Zusammenarbeit mit der Mafia dienen als Anregung für beißende Kritik.
Rosenkrieg
Die Scheidung von seiner Frau wird zur Schlammschlacht, über die 2009 ganz Italien spricht. Veronica Lario bezichtigt Berlusconi, Beziehungen mit Minderjährigen zu pflegen. "Er ist krank", so die Ex-Gattin. Lario kassiert 36 Millionen Euro Unterhalt jährlich. Berlusconi verlobt sich mit einer Verkäuferin. Sie ist fast 50 Jahre jünger als er.
Selfmade-Man
Nach seinem zweiten Wahlsieg 2001 war Silvio Berlusconi, der sich gerne Cavaliere (Ritter) titulieren lässt, zu Scherzen aufgelegt. Er hatte es geschafft: Vom Bauunternehmer zum Medienzar, Milliardär und Regierungschef aufgestiegen. Heute leitet Berlusconis Tochter Marina das Firmenimperium Fininvest. Der Vater hält aber die Mehrheit der Anteile und besitzt den Fußballclub AC Mailand.
Verfolgungswahn
Zeitlebens fühlt sich Berlusconi von "linken" Staatsanwälten verfolgt. Zahlreiche Prozesse wegen Steuerbetrug, Korruption oder Bestechung kann er im politischen Amt abwiegeln, verschleppen oder verjähren lassen, was Demonstranten hier im Bild aufs Korn nehmen.
Für immer jung
Rückblick: 1994 wird Berlusconi zum ersten Mal mit dem Fußball-Schlachtruf "Forza Italia" Regierungschef. Damals noch mit deutlich weniger Haaren und mehr Falten als heute. Zwischenzeitlich hat sich Berlusconi Haare implantieren und das Gesicht liften lassen. Der 76-Jährige steht dazu.