Bank mit politischem Mandat
13. Mai 2002Die Osteuropabank (European Bank for Reconstruction and Development -EBRD) hat ein politisches Mandat: Nach ihren Grundsätzen darf sie nur in solchen Staaten aktiv werden, die eine deutliche demokratische Entwicklung zeigen. Und: Alle Projekte der Bank werden nach strengen Kriterien auch auf ihre Umweltverträglichkeit hin überprüft.
Kein Geld für Tschernobyl
So platzte zuletzt die von langer Hand geplante EBRD-Finanzierung von Ersatzreaktoren für den Katastrophenmeiler von Tschernobyl. Die Ukraine war nicht bereit, bei Bau und Betrieb der neuen Kraftwerke unabhängige internationale Sicherheitskontrollen zuzulassen.
Als multinationale Bank, für deren Bonität Staaten bürgen, kann sie sich auf den Kapitalmärkten zu günstigsten Konditionen refinanzieren ("AAA-Rating") und Darlehen entsprechend billiger gewähren als private Kreditinstitute.
Da ihr Grundkapital aus Steuergeldern stammt, ist es ihr aber nicht erlaubt, den Privatbanken Geschäfte wegzunehmen und sie im Wettbewerb um Finanzierungen zu unterbieten.
Pioniergeist
Die Bank hat sich zum Ziel gesetzt, nur solide Projekte zu unterstützen. Dabei verstehen sich die EBRD-Banker jedoch als Pioniere, die lediglich in solchen Regionen und Branchen aktiv werden, in denen westliche Geschäftsbanken die Risiken als noch zu hoch einschätzen.
So scheuten sich diese "Pioniere" der EBRD nicht, gerade in dem Moment in die polnische Telekommunikation zu investieren, als sich gerade die ganze Welt fragte, ob Asien-Krise, Russland-Krise und das angeschlagene Lateinamerika nicht zusammen einen Riesencrash auslösen würden.
Ein Ziel: Gewinne machen
Gewinne, die die Bank macht, werden alsbald wieder in neue Projekte investiert. Gewinne entstehen beispielsweise, wenn die EBRD Unternehmensbeteiligungen wieder verkauft. Sobald nämlich deutlich ist, dass ein restrukturiertes Unternehmen gut läuft und private Investoren einsteigen wollen, zieht sich die Bank zurück und macht Kasse.