Bangladesch: Eine Wahl versinkt im Chaos
Die Parlamentswahl in Bangladesch war überschattet von Gewalt: Bei Auseinandersetzungen zwischen Opposition und Polizei wurden mindestens 18 Menschen getötet. Die Regierungspartei stand schon vorher als Sieger fest.
Eindeutig - und vorhersehbar
Mehr als zwei Drittel aller Stimmen entfielen am Ende auf die regierende Awami-Liga von Premierministerin Sheikh Hasina. Sie verfügt künftig über 232 der 300 Parlamentssitze. Wegen eines Boykotts der Opposition war der Ausgang der Wahl bereits im Vorfeld klar. In mehr als der Hälfte der Wahlkreise fand mangels Gegenkandidat überhaupt keine Abstimmung statt.
Gefährlicher Wahltag
Anhänger der Opposition hatten bis zum Schluss versucht, die Abstimmung zu verhindern: Mit Brandsätzen, Messern oder Holzlatten gingen sie auf die Straßen. Mehr als 200 Wahllokale wurden in Brand gesetzt, Stimmzettel verbrannt. Die Polizei ging mit scharfer Munition gegen die Angreifer vor. Laut Polizei wurden dabei 18 Menschen getötet. Die Opposition spricht von 22 Toten.
Niedrige Wahlbeteiligung
Überschattet wurde die Wahl nicht nur durch die Gewalteskalation auf den Straßen, sondern auch durch die niedrige Wahlbeteiligung. Ein Grund dafür: der Boykott, an dem sich 21 Oppositionsparteien beteiligten. Geschätzt nahmen nur 20 Prozent der Wahlberechtigten teil.
Rohe Gewalt
Die Stimmung zwischen den politischen Lagern ist aufgeheizt: Mit Stöcken gingen Anhänger der Bangladesh Nationalist Party (BNP) - die Umfragen zufolge bei einer Teilnahme die meisten Stimmen eingefangen hätte - auf Anhänger der regierenden Awami League (AL) los.
Kritik aus dem Ausland
International wurde die Wahl in dem südasiatischen Land als "undemokratische Scheinveranstaltung" kritisiert. Die Europäische Union, die USA und das britische Commonwealth hatten daher darauf verzichtet, Wahlbeobachter zu entsenden. Neben den mindestens 18 Todesopfern wurden am Wahltag auch mehrere hundert Menschen verletzt.
Flammender Protest
Mehr als 200 Wahlstationen wurden in Brand gesetzt und Stimmzettel verbrannt: wie hier in der nördlichen Stadt Bogra.
Hoher körperlicher Einsatz
Aller Gewalt zum Trotz: Abdul Hakim ließ sich nicht an der Stimmabgabe hindern. Mit Unterstützung machte sich der 89-jährige Mann auf den Weg in ein Wahllokal in der Hauptstadt Dhaka.
Droht neue Gewalt?
Soldaten gehören zum Stadtbild in Dhaka dazu. Nach dem Wahlchaos gehen Experten davon aus, dass es zu weiteren Gewalteskalationen kommt. Allein am Wahltag waren 270.000 Sicherheitskräfte im Einsatz.