Baha'i feiern den Gründer ihrer Religion
Baha’ullah würde dieses Jahr seinen 200. Geburtstag feiern. Doch ob die Baha'i im Iran ausgelassen feiern können, ist eher fraglich. Denn noch immer werden sie in ihrem Ursprungsland verfolgt und diskriminiert.
Überall wird gefeiert
Am 22.10. ist es soweit: Weltweit feiern die gut sechs Millionen Anhänger der Religionsgemeinschaft der Baha'i den 200. Geburtstag von Baha'ullah, dem Gründer der Baha'i-Religion. Auch in ihrem Weltzentrum im israelischen Haifa finden Feierlichkeiten statt. Das geschieht allerdings eher zwanglos, da es in der Baha'i-Religion keine festgelegten Rituale gibt.
Vor 200 Jahren geboren
Baha'ullah (arab. "Herrlichkeit/Glanz Gottes") wurde 1817 in Teheran als Sohn eines Staatsministers geboren. Die ihm offen stehenden Ämter lehnte er ab und entschied stattdessen, sich der Wohltätigkeit zu widmen. In jungen Jahren nannte man ihn daher bereits den "Vater der Armen". Das Bild zeigt seinen Sohn Abdul-Baha - das einzig erhaltene Bild von Baha'ullah ist nur in Haifa zu sehen.
Der Stifter
Baha'ullah schloss sich der Babi-Bewegung von Ali Muhammad Schirasi an, der sich selbst "Bab" nannte und heftige Verfolgungen seitens der religiösen schiitischen Institutionen auslöste. "Bab" wurde 1850 getötet. Baha'ullah gilt seither als der eigentliche Stifter der Religion der Baha'i. Auf seinen Namen beziehen sich die Baha'i. Auch dieses Bild zeigt seinen Sohn.
Tempel mit hängenden Gärten
Baha'ullah wurde schließlich verhaftet und verbrachte die letzten 40 Jahre seines Lebens im Exil. Zunächst in Bagdad, dann in Konstantinopel und Edirne und schließlich bis zu seinem Lebensende 1892 in Akko, im heutigen Israel. In Haifa steht das administrative und geistige Weltzentrum der Baha'i. Auch wenn die Religion ihren Ursprung in der heutigen Islamischen Republik Iran hat.
Neun für die Vollkommenheit
Das Baha'itum, das aus dem schiitischen Islam hervorgegangen ist, versteht sich als jüngste monotheistische Offenbarungsreligion. Die Anhänger betrachten Mohammed nicht als letzten Propheten. Sie glauben, dass es nur einen Gott gibt und dass alle Religionen und Menschen eine Einheit bilden. Der neunzackige Stern gilt als Symbol der Einheit, da die Neun die höchste einstellige Zahl ist.
Tempel überall
Trotz Verfolgung und Repression konnte sich die Baha'i-Religion ausdehnen. Gemeinden entstanden in Europa und Nordamerika. Heute gibt es sie auch in Indien - in Neu Delhi steht der sogenannte Lotus-Tempel der Gemeinde (Foto) - und in Ländern Lateinamerikas. Über sechs Millionen Menschen in rund 230 Ländern bekennen sich heute zur Baha'i-Religion. Einen Klerus gibt es nicht.
Gemeinde in Deutschland
In Deutschland leben nach eigenen Angaben nur etwa 6000 Baha'i. Dennoch ist die hiesige Gemeinde von großer Bedeutung. Denn das Haus der Andacht Europas steht in Deutschland, in Hofheim am Taunus. Es steht allen Menschen offen, ungeachtet ihrer Weltanschauung oder Nationalität. Auch hier wird der Geburtstag Baha'ullahs begangen.
Teheran gegen die Baha'i
Im Iran werden die Baha'i bis heute verfolgt. Die Verfolgung begann schon Mitte des 19. Jahrhunderts - auch Tempel wurden zerstört. Seit der Islamischen Revolution (1979) geht der Staat systematisch gegen Baha'i vor. 1983 wurde die Religion verboten, 1991 eine eigene Staatsdoktrin formuliert. Ihr Ziel: Die Baha'i als lebensfähige Gemeinschaft im Iran ausschalten.
#ReleaseBahai7Now
Im Mai 2008 trifft die iranische Baha'i Gemeinde ein schwerer Schock: Die Mitglieder des siebenköpfigen informellen Führungsgremiums der Bahá’i werden in Teheran festgenommen. Nach mehr als zweijähriger Haft ohne Anklage im Evin-Gefängnis wurden sie 2010 zu jeweils 20 Jahren Haft verurteilt. Mit einer globalen Kampagne - auch im Netz - setzen sich Menschenrechtler für ihre Freilassung ein.
Solidarität mit inhaftierten Baha'i
Auch im brasilianischen Rio de Janeiro gingen die dort ansässigen Baha'i 2011 auf die Straße, um für die Freilassung der im Iran inhaftierten Baha'i-Führung zu demonstrieren.
Endlich frei!
Ob durch öffentlichen Druck oder wegen anderer Gründe: Das "Center for Human Rights in Iran" verkündete im September, dass Mahvash Sabet im zehnten Jahr ihrer Inhaftierung entlassen wurde. Sie war eine der sieben Inhaftierten der Baha'i Führung. Die sechs anderen sollen ebenfalls frei kommen, da die Haftstrafe mittlerweile für alle auf zehn Jahre reduziert wurde.
Wenig Bildung für die Baha'i
Dennoch hat sich an der Situation der 300.000 Baha'i im Iran bis heute nichts geändert. Sie hatten gehofft, dass sie von der Lockerung der Sanktionen nach dem Atomabkommen und der Präsidentschaft des als moderater geltenden Hassan Rohani profitieren würden. Tatsächlich ist ihre Lage immer noch schlecht: Häuser brennen, Friedhöfe werden geschändet und sie werden von Bildung ferngehalten.