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Autoren in Gefahr

Helle Jeppesen15. November 2003

Mit dem "Writers-in-Prison"-Tag am Samstag (15.11.) will die internationale Schriftstellerorganisation P.E.N. auf das Schicksal von verfolgten Schriftstellern aufmerksam machen.

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Schriftsteller sorgen sich um verfolgte KollegenBild: AP

Worte, gedruckte oder gesprochene, sind eine mächtige Waffe. So mächtig, dass in fast einhundert Ländern Schriftsteller, Autoren und Journalisten verfolgt werden. Oft wird versucht, die Verfolgten als Kriminelle abzustempeln - und doch ist ihr einziges Verbrechen, dass sie nicht schweigend die Missstände vor Ort hinnehmen, sondern ihre Meinung und ihr Wissen öffentlich machen.

Manche werden verhaftet, strafrechtlich verfolgt oder unter Hausarrest gestellt. Andere "verschwinden", wieder andere werden ermordet. Zehn Menschen waren es allein im letzten Halbjahr, die getötet wurden, dreizehn sind verschwunden. Das "Writers-in-Prison"-Komitee der internationalen Autorenvereinigung P.E.N. kämpft seit 1960 für inhaftierte und verfolgte Kollegen auf der ganzen Welt. Das Komitee will unter anderem die Aufklärung von Morden vorantreiben.

Suche nach Tätern

Karin Clark vom Komitee erklärt: Mit Recherchen wolle man nach Mustern suchen. Sind fehlerhafte Gesetze die Ursache, gibt es Korruption, sind Geheimdienste beteiligt? "Mit den ersten Resultaten wird im nächsten Jahr zu rechnen sein. Dann wird eine große Öffentlichkeitskampagne und eine Kampagne vor allen Dingen von den Nicht-Regierungs-Organisationen und der UNO-Menschenrechtskommission geführt."

Beliebter Vorwand: Terror

Karin Clark ist seit vielen Jahren Beauftragte des deutschen "Writers-in-Prison"-Komitees. Mit Sorge hat sie die Entwicklung beobachtet, die seit dem 11. September 2001 stattgefunden hat. Die Fälle inhaftierter und verfolgter Schriftsteller sind seitdem drastisch gestiegen - der Kampf gegen den Terrorismus ist das beliebteste Argument für die Verhaftung oder Verfolgung oppositioneller Schriftsteller. Zwar habe sich nach Karin Clark die Situation weltweit leicht verbessert, sie sei aber immer noch schlechter als vor dem 11. September. "Es sind vermehrt Fälle in Lateinamerika und in Afrika - vor allen Dingen in Simbabwe, im Sudan und in Eritrea aufgetreten."

Auch in Lateinamerika setzen viele Staaten wieder Einschüchterung, Bedrohung, Verfolgung und Inhaftierung als Waffe gegen Oppositionelle ein. Die Regierungen in Kolumbien und auch in Chile und Peru gehören zu den regelmäßigen Empfängern der Protestbriefe, die im Rahmen der "Rapid-Actions", der Sofort-Aktionen des internationalen "Writers-in-Prison"-Komitees losgeschickt werden. Auf Kuba hat sich die Situation im vergangenen Halbjahr drastisch verschlechtert. In den vergangenen Monaten wurden 75-80 Dissidenten verhaftet - darunter fast 30 Schriftsteller und Journalisten.

Dauer-Aktions-Länder

In China, Myanmar und Vietnam werden ebenfalls Schriftsteller verfolgt. Zu den Dauer-Aktions-Ländern zählt unter anderem der Iran. Es werden jahrelange Gefängnisstrafen für Schriftsteller, Journalisten und sogar Übersetzer verhängt, die gegen das Regime in Teheran schreiben. Die Situation in der Türkei scheint sich allerdings verbessert zu haben. Einige Gesetze sind abgeschafft worden, Neue entstanden, aber die Gerichtsverfahren gegen Schriftsteller und Journalisten, die das kurdische Thema ansprechen, stehen noch aus. Zudem ist es nach wie vor für türkische Verlage äußerst schwierig, Artikel zu veröffentlichen, die zum Beispiel Frauenfragen und Menschenrechtsfragen aufgreifen.

Sehr große Sorge bereitet auch die Situation in den GUS-Staaten. Die Pressefreiheit wird nicht nur von Regierungen und Staatsorganen direkt verfolgt, sondern auch durch inoffizielle Helfer und Gruppen, betont Karin Clark: Vor allen Dingen in Weißrussland, Usbekistan und den mittelasiatischen Republiken der ehemaligen Sowjetunion sei die Lage sehr schwierig.