Ausstellung: Shared History Project
Eine virtuelle Ausstellung des Leo Baeck Instituts zeigt die 1.700 Jahre lange Geschichte des deutsch-jüdischen Zusammenlebens im deutschsprachigen Raum.
Öllampe mit Menora
Eines der ältesten Objekte in der Ausstellung ist diese Öllampe aus dem 4. Jahrhundert. Auf ihr ist eine Menora abgebildet. Die Menora ist ein Leuchter mit sieben Armen und eines der wichtigsten Symbole des Judentums. Diese Öllampe wurde in Trier gefunden, aber das Motiv lässt vermuten, dass sie im antiken Karthago hergestellt wurde.
Goldohrring aus dem Mittelalter
Im Mittelalter war das Rheinland für seine Goldschmiedekunst in ganz Europa berühmt. Historische Zeugnisse und archäologische Befunde belegen, dass sowohl Christen als auch Juden die Kunst beherrschten. Dieser Ohrring wurde 2011 während einer Ausgrabung am Kölner Rathaus gefunden, dessen Ziel es war, die Hinterlassenschaften des jüdischen Lebens in Köln zu sichern und zu dokumentieren.
Moses Mendelssohns Brille
Diese Brille gehörte dem jüdischen Gelehrten Moses Mendelssohn, der den Weg für die jüdische Aufklärung bereitete und für einen Dialog zwischen Christentum und Judentum eintrat. Sein Freund, Gotthold Ephraim Lessing, würdigte den Philosophen in seinem Werk "Nathan der Weise."
Heinrich Heines Schreibfeder
Der berühmte Dichter und Schriftsteller wurde in eine jüdischen Familie geboren. Nach seinem Jurastudium konvertierte er zum Christentum, um seine Chancen auf eine Arbeitsstelle zu verbessern. Später bedauerte er seine Entscheidung: "Ich bin jetzt bei Christ und Jude verhasst, ich bereue sehr, dass ich mich getauft habe". Wegen dieser Entscheidung ist Heine in Israel auch heute noch umstritten.
Ein Wundertrank
Dieses Heilmittel namens Salvarsan war ein Meilenstein in der Gesundheitsforschung und wurde gegen Syphilis eingesetzt. Es war eines der Errungenschaften des jüdischen Chemikers Paul Ehrlich, der als Begründer der Chemotherapie gilt.Trotz der Ressentiments und Diskriminierungen aufgrund seiner Religion wurde Ehrlich ein erfolgreicher Wissenschaftler und wurde 1908 mit dem Nobelpreis geehrt.
Ein Kriegsheld
Rund 100.000 Deutsche Juden kämpften im Ersten Weltkrieg, darunter Max Haller, der sich 1915 freiwillig für die U-Bott-Flotte meldete. Für seinen Dienst wurde er mit dem Eisernen Kreuz geehrt. Später eröffnete er ein Geschäft in Berlin. Während des Judenboykotts 1933 stellte er seine Medaillen im Schaufenster zur Schau - was vielleicht der Grund war, warum sein Laden weitgehend unbeschädigt blieb.
Die Simson-Schwalbe
Die sogenannte Simson-Schwalbe war in der DDR legendär und wurde mehr als 1 Millionen Mal verkauft. Die Geschichte hinter der Firma ist aber weniger bekannt. Simson ist der Name der beiden jüdischen Brüder, die die Firma im Jahr 1856 gründeten. Später, als der Laden von den Nazis enteignet wurde, mussten sie fliehen. Die Familie bekam das Unternehmen nie zurück, wurde aber entschädigt.
Virtuelle Ausstellung
Insgesamt sind 58 solcher Objekte auf der Webseite des "Shared History Project" zu finden. Das Projekt wurde vom "Leo Baeck Institut – New York | Berlin" ins Leben gerufen. Jede Woche wird ein Objekt ausgewählt und die Geschichte dahinter erklärt. Unter den Ausstellungsobjekten befinden sich unter anderem Fundstücke, Gemälde sowie Projekte wie die "Stolpersteine".
Temporäre Ausstellung im Bundestag
Auch non-virtuell wird das Projekt präsentiert: die Ausstellung "Shared History - 1.700 Jahre jüdisches Leben im deutschsprachigen Raum" des Bundestags in Berlin läuft noch bis zum 23. April 2021. Sobald die Corona-Maßnahmen es erlauben, kann sie im Paul-Löbe-Haus besucht werden.