Ausstellung: "Menschenskinder" gestern und heute
Das Arp Museum in Rolandseck präsentiert derzeit eine Gegenüberstellung von historischen Gemälden und zeitgenössischen UNICEF-Reportagefotos. Die Ausstellung bietet einen einzigartigen Blick auf Kinder und Kindheit.
Clown im grünen Kostüm
Die Zirkuswelt und die Bühne haben August Macke schon früh fasziniert. In zahlreichen Aquarellen, Gemälden und plastischen Werken hat er zwischen 1905 und 1914 Szenen mit Akrobaten und Clowns dargestellt. Ein wenig verstand sich der Maler selbst als Gaukler, der seine Persönlichkeit hinter einer Maskerade verbirgt. Das Artistenleben empfand er als farbenfrohe Bereicherung des Daseins.
Als Clown die Trauer besiegen
Auch für die zehnjährige My-taelle aus Haiti bringen Clowns Freude in den Alltag. Nach dem verheerenden Erdbeben 2010 brach in Haiti alles zusammen, auch der Schulunterricht fiel aus. "Viele Menschen waren furchtbar traurig nach dem Erdbeben, weil sie Familienmitglieder, Freunde oder ihr Haus verloren hatten", erzählt My-taelle. "Wenn ich Clown spiele, bringe ich sie zum Lachen."
Himmlischer Bote
Im 13. Jahrhundert tauchten in der Kunst erstmals kindliche Engel auf, die mit dem Jesuskind spielten oder zum Lobe Gottes musizierten. Unter ihnen findet sich eine ganz besondere Spezies, nämlich der gefiederte Engel, die vor allem nördlich der Alpen populär war. Dieses Exemplar entstand um 1480 in Tirol. Vom Fliegen träumte damals noch niemand - das war göttlichen Wesen vorbehalten ...
Aniket träumt vom Fliegen
Aniket ist zehn Jahre alt und lebt mit seiner Familie in einem Armenviertel in Neu-Delhi. Sein Lieblingsprogramm im Fernsehen ist der "Discovery Channel". Seit der Junge eine Weltraum-Sendung sah, träumt er davon, zum Mond zu fliegen: "Es muss so schön sein, auf die Erde hinabzusehen." Fotografiert wurde er von dem Holländer Chris de Bode, der weltweit Kinderträume im Bild festhält.
Die Rue du Mont-Cenis auf dem Montmartre
Der Maler Stanislas Lépine lebte im 19. Jahrhundert mit seiner Frau und den drei Kindern im Pariser Künstlerviertel Montmartre. Vom Glanz der Varietés ist in seinen Bildern nichts zu spüren; die Familie hauste wie Tagelöhner in einer grauen Mietsbaracke. Obwohl er mit Monet ausstellte, blieb Lépine bettelarm. Was ein solches Leben für seine Kinder bedeutete, lässt sich nur erahnen.
Flucht aus Syrien
Armut und Elend prägen auch die einstmals blühende Metropole Aleppo, die zweitgrößte Stadt Syriens. Verzweifelt irrt diese Familie durch die Trümmer ihres umkämpften Viertels. Vielleicht macht auch sie sich auf den steinigen Weg nach Europa, wo die Eltern sich für ihre Kinder ein besseres Leben erhoffen. Fotograf Niclas Hammarström, selbst Familienvater, hielt die trostlose Szene im Bild fest.
Nur scheinbar idyllisch: Das Lager
Ganz im Sinne seiner adligen Auftraggeber entschärft der Maler Philips Wouwerman die furchtbaren Kriege seiner Zeit, allen voran den Dreißigjährigen Krieg. Das Lagerleben (um 1650) wirkt beschaulich; Frauen und Kinder im Heerestross anzutreffen, war damals üblich. Der karge Sold der Soldaten verschaffte ihnen eine gewisse Überlebenschance.
Gaza: Spielen – trotz Krieg
Im Gazastreifen müssen die Menschen immer wieder leidvoll erfahren, was Krieg bedeutet. Zuletzt wurden im Sommer 2014 durch Angriffe rund 54.000 Kinder und ihre Familien obdachlos. Eman Mohammed (27) ist das Kind palästinensischer Flüchtlinge und selbst Mutter zweier Kinder. Sie wuchs im Gazastreifen auf und begann mit 19 Jahren, das Schicksal vor allem der Frauen und Kinder in Fotos festzuhalten.
Pause im Waisenhaus
Der Waisenhaus-Alltag im 19. Jahrhundert war straff organisiert. Neben regelmäßigen Gebeten und Lese- und Schreibstunden stand Nähunterricht auf dem Plan. Die Mädchen trugen eine Uniform in den Amsterdamer Stadtfarben, denn sie sollten überall als Waisen erkennbar sein. Uneheliche Kinder allerdings wurden in Armenhäuser abgeschoben - ohne Recht auf Bildung. Das Gemälde stammt von Max Liebermann.
"Ich lese, also bin ich"
Die Palästinenserin Laura Boushnak dokumentiert in muslimischen Ländern die sozialen und kulturellen Veränderungen im Leben von Mädchen und Frauen. Im Jemen hat sie diese Schulmädchen im Bild gebannt. Ein Sprichwort dort lautet: Ein Mädchen verlässt ihr Haus nur zweimal - wenn es heiratet, und wenn es stirbt. Die Chancen, zur Schule zu gehen, sind gering, aber diese Mädchen haben es geschafft.
Porträt eines jungen Adeligen
Wer im Holland des 17. Jahrhunderts etwas auf sich hielt, ließ sich von Abraham van den Tempel porträtieren. Dieser Knabe posiert selbstbewusst mit seinen Jagdhunden, die Flinte zur Jagd in der Hand – ein Vergnügen, mit dem sich der Adel die Zeit vertrieb. Den Überlieferungen nach soll es sich um James Scott handeln, den illegitimen Sohn des englischen Königs Charles I.
Ihr erstes Gewehr
Gerade mal acht Jahre alt und schon eine Waffe in der Hand. Das kleine Mädchen fürchtet sich vor Zombies, aber nicht deshalb haben ihren Eltern ihr ein Übungsgewehr in Bonbonfarbe mit scharfer Munition geschenkt: Der Waffenkult in den USA ist ungebrochen. Nur wenige Eltern stimmten zu, dass An-Sofie Kesteleyn ihre Kinder mit dem Gewehr fotografiert - aus Angst vor schärferen Waffengesetzen.
Portrait einer jungen Frau als Flora
Über diese Venezianerin wurde in Kunstkreisen schon viel gerätselt: Ist sie vielleicht eine der Schwestern des Künstlers Giandomenico Tiepolo? Offenbar soll die Unbekannte den Frühling verkörpern, der üppige Blütenstrauß, der das Barett nahezu überwuchert, deutet darauf hin. Im 18. Jahrhundert wurde der weiblichen Anmut genauso gehuldigt wie heute, nur das Schönheitsideal hat sich geändert.
Junge Schönheiten für die Laufstege der Welt
In Sibirien träumen viele Mädchen schon als Kinder von einer Karriere als Topmodel. Aus ihren Sehnsüchten und Hoffnungen ziehen Talentsucher von internationalen Modelagenturen ihren Nutzen. Anastasia Taylor-Lind hat die Mädchen bei Modeschauen und Bikini-Terminen begleitet, obwohl es der Fotografin widerstrebt, dass die Kinder den eigenen Körper als Ware einsetzen.