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Anschlag auf Ramos-Horta

11. Februar 2008

Nach Rebellenanschlägen auf die Staats- und Regierungsspitze Osttimors herrscht dort Ausnahmezustand. Präsident Ramos-Horta liegt im künstlichen Koma. Bislang blieb es ruhig in der Hauptstadt Dili.

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Ein ernster Ministerpräsident Gusmao nach den Anschlägen (Foto: AP)
Ein ernster Ministerpräsident Gusmao nach den AnschlägenBild: AP
Ramos-Horta im April 2007 (Foto: AP)
Ramos-Horta im April 2007Bild: AP


Bei Rebellenanschlägen auf die Staats- und Regierungsspitze von Osttimor ist der Präsident und Friedensnobelpreisträger José Ramos-Horta am Montag (11.2.2008) schwer verletzt worden. Die Regierung des südostasiatischen Inselstaates verhängte daraufhin den Ausnahmezustand.

Ramos-Horta im Koma

Ramos-Horta (58) wurde zu einer Notoperation nach Australien ausgeflogen. Ärzte in Darwin beschrieben seinen Zustand als stabil. "Wir hoffen auf eine vollständige Genesung", sagte ein Kliniksprecher. Auch auf Ministerpräsident Xanana Gusmao wurde ein Attentat verübt. Der Regierungschef entkam den Schüssen auf sein Auto aber unverletzt.

"Diese Anschläge waren koordiniert. Ziel war, die demokratische gewählte Führung Osttimors zu ermorden", sagte der australische Premierminister Kevin Rudd. Australien ist Osttimors engster Verbündeter. Auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso verurteilte die Anschläge. Die EU werde weiter "fest an der Seite der demokratischen Institutionen" des Landes stehen.

Appell auf Gewaltverzicht

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat die Rebellenanschläge auf die Staats- und Regierungsspitze von Osttimor schärfstens verurteilt. Die Attacken seien unakzeptabel und ein Angriff auf die legitimen Institutionen des Landes, ließ Ban am Montag in New York erklären. Er appellierte an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren und auf jegliche Gewalt zu verzichten. Der UN- Sicherheitsrat wollte wegen der Vorfälle noch am Montag (Ortszeit) zu einer Sondersitzung zusammenkommen.

Gusmao verhängte nach den Attentaten auch eine nächtliche Ausgangssperre, berichtete die portugiesische Agentur Lusa. Der Ausnahmezustand wurde zunächst auf 48 Stunden beschränkt. Der Regierungschef machte eine Rebellentruppe aus entlassenen Soldaten für den "versuchten Sturz" der demokratisch gewählten Regierungsspitze in der früheren portugiesischen Kolonie verantwortlich. Deren Anführer, der ehemalige Major Alfredo Reinado, sei bei der Schießerei ums Leben gekommen.

Rebellenangriff auf das Präsidentenhaus


Nach Angaben der Ärzte wurde Ramos-Horta in ein künstliches Koma versetzt und beatmet. Er wurde von drei Schüssen in Brust und Magengegend getroffen, als mehrere Rebellen sein Haus in der Hauptstadt Dili unter Beschuss nahmen. Der Präsident wurde zunächst in einem australischen Militärkrankenhaus auf Osttimor behandelt, ehe er nach Darwin ausgeflogen wurde.

Ramos-Horta hatte für seine Bemühungen um ein friedliches Ende der indonesischen Besatzung seines Heimatlandes zusammen mit Bischof Carlos Belo 1996 den Friedensnobelpreis erhalten.

Australischer Premier hält an Osttimor-Besuch fest


In Dili blieb es nach Angaben von Augenzeugen ruhig. Hilfsorganisationen in dem verarmten Kleinstaat befürchteten aber ein Wiederaufflammen bewaffneter Konflikte. Australien wollte seine Truppenstärke dort von 800 auf gut 1000 aufstocken. Premier Rudd wollte an einem geplanten Besuch in Dili in dieser Woche festhalten. In Neuseeland wurden Soldaten für einen möglichen Einsatz in Osttimor in Alarmbereitschaft versetzt.

Wer ist Rebellenführer Reinado?

Rebellenführer Reinado war 2006 bei einer "Säuberungsaktion" zusammen mit einem Drittel aller Soldaten aus der Armee entlassen worden. Die Soldaten weigerten sich, ihre Waffen niederzulegen, und zogen sich als Rebellentruppe in die Berge zurück. Reinado wurde einmal festgenommen, entkam jedoch aus dem Gefängnis. Ramos-Horta und Gusmao hatten seit Monaten vergeblich versucht, mit den Rebellen über ein friedliches Ende ihres Widerstands zu verhandeln.

Osttimor wurde erst 2002 unabhängig. Nach dem Abzug der portugiesischen Kolonialherren 1975 überrannte das Nachbarland Indonesien den Ministaat. In einem Referendum sprachen sich die Osttimorer 1999 mit großer Mehrheit für die Unabhängigkeit aus. (kap)

Karte von Osttimor mit Indonesien und Australien (Quelle: AP/DW)
Bild: AP Graphics/DW
Sie sollen in der Hauptstadt Dili für Ruhe sorgen (Foto: AP)
Sie sollen in der Hauptstadt Dili für Ruhe sorgenBild: AP
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