Aufregung um indigene Kunst aus Lateinamerika
Diplomatische Vertreter elf lateinamerikanischer Länder haben in Berlin gegen eine Auktion präkolumbischer Kunst protestiert - ohne Erfolg. Ein Überblick über die einzigartigen Artefakte, die unter den Hammer kamen.
Mehr als 320 Objekte aus sieben lateinamerikanischen Ländern
Die umstrittene Auktion bot zahlreiche Statuen, Gefäße und andere präkolumbianische Artefakte aus Ländern wie Mexiko, Bolivien, Costa Rica und Panama an. Die Schätzpreise begannen bei 100 Euro für einen Tonkopf aus Peru, der vermutlich mehr als 1000 Jahre alt ist. Bild: Skulptur einer Person, die eine olmekische Jaguarmaske trägt. (1000-800 v. Chr.).
Olmekische Jademaske
Das teuerste Stück dieser Auktion ist eine Ausnahme, sowohl aus künstlerischer Sicht als auch in Bezug auf den Preis. Die Gesichtsmaske eines olmekischen Würdenträgers kam mit einem Schätzwert von 100.000 Euro in die Auktion. Das Bild zeigt eine andere olmekische Maske aus dem mexikanischen Bundesstaat Colima. Sie befindet sich im Nationalmuseum für Anthropologie in Mexiko-Stadt.
Alles legal, sagt das Auktionshaus
Das Münchner Auktionshaus Gerhard Hirsch Nachfolger teilte in einer Erklärung mit, dass alle Objekte, von denen einige mehr als 2000 Jahre alt sind, über "Provenienznachweise verfügen, die belegen, dass ihr Aufenthalt in Deutschland legal ist“. Bild: Weibliche Figur aus Tlatilco, Mexiko. (1200-900 v. Chr.).
"Wir fordern den gebührenden Respekt".
Mehrere lateinamerikanische Länder haben gegen die Auktion protestiert. Auf einer Pressekonferenz in Berlin sagte der peruanische Botschafter Elmer Schialer Salcedo: "Diese präkolumbianischen Stücke wurden von den Vorfahren unserer indigenen Völker hergestellt, und wir brauchen und fordern den Respekt, der diesen Völkern gebührt". Bild: weibliche Figur aus Tlatilco, Mexiko (1200-900 v. Chr.).
"Kulturelles Erbe der indigenen Völker"
Auf der gleichen Pressekonferenz betonte der mexikanische Botschafter Francisco Quiroga: "Diese Stücke wurden höchstwahrscheinlich illegal aus den Herkunftsländern entwendet. Sie sind nicht nur das kulturelle Erbe der indigenen Völker, sondern auch von historischer Bedeutung für die Menschheit". Bild: Zweiköpfige weibliche Figur aus Tlatilco in Mexiko (1200-900 v. Chr.).
"Kulturgut von großer Bedeutung"
Die Botschafter riefen die Bürger dazu auf, Druck auf Institutionen und Unternehmen auszuüben, um die Rückgabe zu erreichen. Diese Kulturgüter seien für ihre Länder von großer Bedeutung und "ein untrennbarer Teil ihrer kulturellen und sozialen Identität", betonte die Gruppe der lateinamerikanischen Botschafter in Berlin. Bild: Tonstatuette aus Tlatilco in Mexiko (1200-900 v. Chr.).
Auktionshaus mit üblicher Diskretion
Die Auktion endete wie geplant am Dienstagabend (21.09.2021). Das Auktionshaus Gerhard Hirsch Nachfolger lehnte es ab, die Anzahl der gehandelten Objekte und die erzielten Preise zu kommentieren. Bild: Figur eines Kindes aus der Olmekenkultur (1400-1200 v. Chr.).
Huehuetéotl kehrte nach Mexiko zurück
Manchmal findet präkolumbianische Kunst ohne Komplikationen den Weg zurück in ihr Ursprungsland. Im Mai 2021 übergab Deutschland mehrere Kunstgegenstände, die in einem privatem Keller gefunden worden waren, an Mexiko und Guatemala. Darunter auch eine Tonfigur mit einem Kerzenhalter (Bild), die wahrscheinlich 1500 Jahre alt ist und Huehuetéotl, den Feuergott von Teotihuacán, darstellt.