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Aufatmen nach dem Streik

11. Mai 2015

Gestern ist der Streik der deutschen Lokführer-Gewerkschaft GDL, der den Bahn-Betrieb weitgehend stillgelegt hat, zu Ende gegangen. Die Züge fahren wieder, im Tarifstreit selbst herrscht weiterhin Stillstand.

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Deutschland Deutsche Bahn ICE
Bild: picture-alliance/dpa/M. Becker

127 Stunden haben die Lokführer im Personenverkehr gestreikt, sogar 138 Stunden im Güterverkehr. Nun rollen die Züge wieder weitgehend planmäßig. Doch der festgefahrene Tarifkonflikt bei der Bahn kommt weiterhin nicht in Schwung. Viele Bahnkunden fragen sich bang, ob bald der nächste Streik folgen könnte.

Dabei gibt es jedoch vorläufig Entwarnung: Die Lokführergewerkschaft GDL plant vorerst keine neuen Streiks. "Das Land und die Bahnkunden haben jetzt eine Pause verdient - und die Bahn eine Nachdenkpause zum Reagieren", sagte GDL-Chef Claus Weselsky der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

Zurück zur Normalität

Der Nah- und Fernverkehr läuft nach dem längsten Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn wieder weitgehend nach Plan. Nur in Sachsen-Anhalt und Thüringen habe es noch vereinzelt Einschränkungen im Nahverkehr gegeben, teilte das Unternehmen am Montag mit. Dort habe ein Schwerpunkt des Lokführerstreiks gelegen, weil die GDL dort besonders viele Mitglieder hat. Die Deutsche Bahn kann den für sie entstandenen Schaden einer Sprecherin zufolge noch nicht beziffern.

Im Regionalverkehr fuhr ein Großteil der Züge laut Bahn bereits am Sonntag wieder planmäßig. Die S-Bahnen in vielen großen Städten wie Berlin, Hamburg und München rollten demnach völlig normal.

Klagende Industrie

Die Wirtschaft beklagte massive Schäden durch den Ausstand. Unter Lieferengpässen hätten besonders die Automobil- und die Metallindustrie sowie die Energiewirtschaft gelitten, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer der "Bild". Er warnte die GDL vor weiteren Streiks. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) forderte GDL und Bahn auf, ihren Streit rasch beizulegen und einen neuen Ausstand zu vermeiden. Der Streik habe "Deutschlands Ruf als zuverlässiger Wirtschafts- und Logistikstandort geschadet", sagte BDI-Chef Ulrich Grillo.

Verbeamtung als Ausweg?

Der Vorsitzende des Bundestagswirtschaftsausschusses, Peter Ramsauer (CSU), forderte wegen der Folgen für die Wirtschaft in der "Bild am Sonntag" eine Verbeamtung aller 20.000 Lokführer. Der "exzessive Streik" der GDL sei eine ungewollte Folge der Bahnreform. "Wenn keine Vernunft einkehrt, müssen Lokführer wieder verbeamtet werden." Derzeit gibt es, so die "Bild am Sonntag", rund 5000 Lokführer mit Beamtenstatus. Sie wurden vor der Privatisierung der Bahn 1994 eingestellt.

Der Tarifkonflikt zwischen Deutscher Bahn und GDL läuft bereits seit mehr als zehn Monaten. Er ist besonders kompliziert, weil der Konzern parallel auch mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelt. Beide Gewerkschaften wollen Tarifverträge aushandeln, in denen alle ihre Mitglieder repräsentiert sind. Die Deutsche Bahn will jedoch unterschiedliche Regelungen für eine Berufsgruppe verhindern.

Nach dem Streik – vor dem Streik?

An dem jüngsten Streik hatten sich nach Angaben der Gewerkschaft im Durchschnitt 3300 GDL-Mitglieder täglich beteiligt. "Das sind noch wesentlich mehr als bei den vorangegangenen Streiks", teilte Weselsky mit und wies Berichte über eine angeblich bröckelnde Streikbeteiligung zurück.

Trotz einer Streikpause gibt sich die Gewerkschaft GDL weiter kampfeslustig: Die Bahn müsse aufhören, die GDL in die Tarifeinheit zu zwingen, sagte GDL-Chef Claus Weselsky. "Ansonsten ist nach dem Streik ganz schnell wieder vor dem Streik."

Zur voraussichtlichen Länge der Streikpause wollte der Gewerkschaftschef sich nicht äußern. Momentan gebe es jedoch keine Pläne für einen neuen Ausstand. Vermutungen, als nächste Eskalationsstufe bleibe der GDL nur noch der unbefristete Streik, wies Weselsky zurück: "Unbegrenzte Streiks sind das allerletzte Mittel, so weit sind wir noch lange nicht."

Die konkurrierende Gewerkschaft EVG berät ab dem Vormittag über den Stand ihrer Tarifverhandlungen mit der Bahn. Auch hier ist eine Einigung derzeit nicht in Sicht.

dk/hb (afp/rtr/dpa)