Auf zum Roten Planeten!
11. Januar 2010Schnell mal zum Mond fliegen? Eben kurz die Schwerelosigkeit erleben? Oder gar: Menschen auf dem Mars? Das sind doch alles bloß Zukunftsvisionen, oder? Zukunftsvisionen vielleicht, doch schon jetzt arbeitet eine Vielzahl von Weltraumingenieuren daran, all dies möglichst bald wahr werden zu lassen.
Hundert Kilometer über der Erde soll das Abenteuer für mutige Weltraumtouristen dann beginnen: Raketenflugzeuge werden mit dreifacher Schallgeschwindigkeit nach oben geschossen - drei Minuten Schwerelosigkeit inklusive, bevor es schon wieder zurück auf festen, irdischen Boden geht.
"Der erste Schritt"
Erste Testflüge von Weltraumtaxis gab es schon 2004, von einem Privatunternehmen. "Solche Firmengründungen sind wichtig", sagt Thomas Reiter, deutscher Astronaut und Vorstandsmitglied beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR): "Sie sind in der Lage, Menschen an die Grenze der Atmosphäre zu bringen. Das ist der erste Schritt." Besonders tut sich der britische Multimillionär Richard Branson, Besitzer von Virgin Records, hervor. Mit seinem "SpaceShipTwo" will er schon in zwei Jahren regelmäßig Weltraumtoruristen auf Kurztrips ins All schießen.
Noch kostet das Ticket zum Himmel allerdings mindestens 150.000 Euro. Im Jahr 2050 dürfte so ein Flug ins All dann schon für mehr Interessenten erschwinglich sein.
Wasser und Bodenschätze auf dem Mond
Nächstes Ziel der Weltraumpioniere ist der Mond. Ein Außenposten dort muss wegen der großen Entfernung von der Erde weitgehend unabhängig sein. Einige Voraussetzungen dafür sind vorhanden: Wasser, aus dem sich Atemluft und Treibstoff für Kernfusions-Triebwerke gewinnen lässt. Aber auch Bodenschätze gibt es dort: Eisen, Nickel, Aluminium und Titan - Elemente, die als Baumaterial benötigt werden.
Für Europas Raumfahrtbranche dürfte die wirtschaftliche Nutzung des Mondes eine große Aufgabe sein, so Astronaut Reiter: "In Anbetracht unserer technisch-wissenschaftlichen und industriellen Leistungsfähigkeit bin ich fest davon überzeugt, dass wir hier eine entscheidende Rolle mitspielen können", sagt er.
Brennstoff für Kraftwerke auf der Erde
Faszinierende Ideen haben die Weltraumingenieure: Am Südpol des Mondes wollen sie Solarparks errichten. Dort gibt es sogenannte 'Berge des Lichts' - Orte, die fast immer im Sonnenlicht liegen. Solarkraftwerke könnten dort eine Siedlung auf dem Mond mit Energie versorgen.
Rund 100 Kilometer entfernt ist der Shackleton-Krater, ein guter Platz für Teleskope. Die Wände des Kraters sind ein Schutzschild gegen störende Strahlung. Astronomen hätten hier einen ungetrübten Blick ins All.
In einer Umlaufbahn um den Mond wollen die Ingenieure Kraftwerke stationieren: Satelliten, die das Sonnenlicht in Energie umwandeln, die sie dann per Mikrowelle zur Mondoberfläche schicken. Roboter könnten damit betrieben werden und auch während der zwei Wochen dauernden Mondnacht am Äquator das Gas Helium-3 aus dem Gestein abbauen, einen Brennstoff für künftige Fusionskraftwerke auf der Erde.
Siedlungen auf dem Mars?
In den nächsten drei Jahrzehnten werden die Menschen den Mond aber nicht nur als Ressource nutzen. Sie können dort auch neue Technologien entwickeln, um weiter in die Tiefen des Alls vorzudringen. Für den Raumfahrtexperten Reiter wird das nur möglich sein, wenn die Nationen zusammenarbeiten: "Ich erwarte, dass wir miteinander kooperieren lernen, und zwar in wesentlich größerem Rahmen, als das heute der Fall ist."
Im Jahr 2040, so schätzen manche Experten, könnte es dann soweit sein: Die ersten Menschen betreten den Mars. Dann wird es möglich sein, eine uralte Frage zu klären: Gab es Leben auf dem Roten Planeten? - Den Mars zu besiedeln, diese Pläne werden aber wohl auch weiterhin eine Vision bleiben.
Autorin: Cornelia Borrmann
Redaktion: Judith Hartl