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Migranten beim Bund

Daniel Scheschkewitz21. Oktober 2008

Die Bundeswehr ist als Wehrpflichtigen-Armee ein Spiegelbild der deutschen Gesellschaft. Immer mehr Kinder von Einwanderern werden nach ihrer Einbürgerung Soldat in der Bundeswehr. Die Motive sind unterschiedlich.

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Soldaten (Quelle: AP)
Die Bundeswehr wird immer mehr zu einer Multi-Kulti-TruppeBild: AP

Die Eltern von Michael Le kamen in den Siebziger Jahren als vietnamesische Bootsflüchtlinge nach Deutschland. Le wurde einige Jahre später im westfälischen Minden geboren und wuchs in einem buddhistischen Elternhaus inmitten der deutschen Gesellschaft auf. Die groben Züge des Flüchtlingsschicksals seiner Eltern erfährt er von der älteren Schwester, aber auch ohne das Wissen um die traumatischen Einzelheiten ist Dankbarkeit gegenüber dem deutschen Staat ein zentrales Motiv für seinen Dienst in der Bundeswehr. "Deutschland hat etwas für mich und meine Familie getan und das will ich jetzt zurückgeben."

Vom Asyl- zum Vaterland

Michael Le (Quelle: Daniel Scheschkewitz/DW)
Der in Minden geborene Michael Le ist Sohn vietnamesischer FlüchtlingeBild: DW

Dabei kommt es dem jungen Mann entgegen, dass die Bundeswehr mit dem Berufsförderdienst BFD über ein geeignetes Instrument verfügt, um Le seine berufliche Ausbildung als Kaufmann für Bürokommunikation neben und nach dem Grundwehrdienst zu ermöglichen. Le muss auf der Stube seiner Mainzer Kaserne büffeln, dafür stellt ihn die Bundeswehr regelmäßig für die berufliche Weiterbildung frei.

Auch Nagasi Goitum weiß die Jobsicherheit als Berufsoldat in der Bundswehr zu schätzen. Eigentlich hatte der heute 36-Jährige, dessen Mutter aus dem vom Bürgerkrieg zerstörten Eritrea geflohen war, vor, nach dem Grundwehrdienst in seinen Beruf als Kommunikationselektroniker zurückzukehren. Doch die Kameradschaft und das Wissen um ein sicheres Auskommen für seine junge Familie gaben den Ausschlag für die Verpflichtung bei der Bundswehr. Seine Frau riet ihm damals: "Der Arbeitsmarkt draußen gibt auch nicht soviel her, du liebst die Bundeswehr, bleib doch einfach dabei."

Einsatz für andere

Nagasi Goitum (Quelle: Daniel Scheschkewitz/DW)
Nagasi Goitum liebt die Arbeit bei der BundeswehrBild: DW

Goitum hat bei den KFOR-Einsätzen im Kosovo das zivile Engagement der Bundeswehr gerade auch als gläubiger Katholik schätzen gelernt. Gebraucht zu werden, egal ob man nun von Geburt an Deutscher ist oder nicht, eine weiße oder dunkle Hautfarbe hat, das war für ihn eine wichtige und positive Erfahrung. "Für andere einzustehen, die Hilfsleistung, die wir geben - all das hat mich in meinem Leben und in meiner Entscheidung Berufssoldat zu werden bestärkt."

Angesichts der wachsenden Zahl der Soldaten mit Migrationshintergrund - das statistische Bundesamt geht inzwischen von fast jedem siebten Wehrpflichtigen aus - muss der Bundeswehr eine erhebliche Integrationsleistung bestätigt werden.

Soldaten als Kulturbotschafter?

Rabi Boulos (Quelle: Daniel Scheschkewitz/DW)
Rabi Boulos ist Oberfeldwebel und war bereits in Afghanistan im EinsatzBild: DW /Daniel Scheschkewitz

Doch der Nutzen ist vor allem bei den Auslandseinsätzen beidseitig. Oberfeldwebel Rabih Boulos, im Inland als Personalberater beim Artilleriebataillon 295 in Immendingen beschäftigt, musste als Pressefeldwebel beim Auslandseinsatz im nordafghanischen Kundus als Moslem und gebürtiger Palästinenser auch immer wieder Fragen der Kameraden nach der fremden Kultur beantworten: "Auf Patrouille kamen immer wieder Fragen wie, warum haben die Frauen eine Burka an? Was bedeuten die Flaggen an der Moschee? Dann klärt man die Leute auf."

In Afghanistan fühlte sich Boulos seinem moslemischen Glauben besonders nahe, Loyalitätskonflikte gab es für ihn dennoch nicht, denn der Glaube unter dem Helm spielt für ihn im Einsatz keine Rolle. Nach schlechten Erfahrungen als Migrantenkind in der Bundeswehr gefragt, muss der deutsche mit den palästinensischen Wurzeln nicht lange überlegen: "Es gibt immer den einen oder anderen, der damit nicht klar kommt. Aber der kommt auch nicht damit klar, dass Frauen in der Bundeswehr sind. Davon darf man sich nicht beeindrucken lassen."