Auf der Suche nach den heißen Flecken
30. Juli 2010Entscheidend ist dabei die Frage, wieviel Wärme verschiedene Gesteinsarten speichern können. Mit diesem Wissen, so die Forscherin, sollte es leichter sein, auch in Deutschland und anderen Ländern Orte für Geothermie-Kraftwerke zu finden. Temperaturen von 200 Grad im Erdinneren. Regelrecht sichtbar wird die Hitze, wo heißes Wasser als Dampf entweicht.
Gestein speichert Erdwärme
Fast die Hälfte seiner Energie bezieht Island aus Erdwärme. Gestein speichert Erdwärme. Wie gut, das will die deutsche Geologin Johanna Rüther von der Technischen Universität Darmstadt wissen. Auf Island nimmt sie Proben, um das Gestein auf die sogenannte Wärmeleitfähigkeit zu untersuchen. "Wenn man sich anschaut, ob ein Gestein ein Reservoirgestein für die Geothermie ist“ sagt sie, „dann muss man schauen, kann es überhaupt gut Wärme leiten - was von dem Wort Wärmeleitfähigkeit her kommt - und darum ist es eine der wichtigsten Eigenschaften."
Johanna Rüther klopft Steine für die Wissenschaft. Die Ergebnisse der Geologin fließen in eine Datenbank ein. Die soll in Zukunft helfen, geeignete Standorte für potenzielle Geothermiekraftwerke weltweit leichter zu bestimmen. Denn heiß unter der Oberfläche ist es nicht nur in Island. Johanna Rüther ist begeistert von ihrer Forschung: "Es ist traumhaft und man kann zum ersten Mal richtig erleben, was es bedeutet, mit Geothermie zu arbeiten und was möglich sein könnte in Deutschland."
Auf Island hat die Nutzung der Geothermie Tradition. Hier bauen die Menschen in der warmen Erde ihre Kartoffeln an. backen in Erdöfen 24 Stunden lang das Hverabrauð – ein dunkles Brot oder nutzen Geothermie, um diese Meeresbucht zu heizen. Wo der Atlantik sonst nur acht Grad hat, steigen die Temperaturen bis zwanzig Grad. Wie? Das warme Wasser fließt aus dem Bottich in die Bucht und sorgt für Badefreuden am Polarkreis.
Sauberer Strom – ein Geschenk der Natur
Sauberen Strom aus Geothermie produzieren die Isländer in sieben Kraftwerken. Hellisheidi ist das modernste. Lange war nicht sicher, ob der unterirdische Heizkessel hier genügend heißes Wasser liefert. Sunneva Jasmín Bernhardsdóttir von den Stadtwerke Reykjavik sagt, es sei natürlich ein großes finanzielles Risiko, weil man ja nicht weiß, ob es sich lohnen wird, das Kraftwerk zu bauen. Deshalb müsse man das vorher untersuchen und ein paar Löcher bohren und das sei natürlich sehr teuer.
Erst knapp zwanzig Jahre nach den ersten Probebohrungen gab es den Startschuss für den Bau des Kraftwerks. Die Funktionsweise: Dampf und Wasser aus den Bohrlöchern werden getrennt und dann ins Innere des Kraftwerks geführt. Das arbeitet vollautomatisch. Am Ende liefert es Strom, mit dem die ganze Hauptstadt versorgt werden kann.
Damit hier auch in Zukunft Energie aus der Erdwärme gewonnen werden kann, fließt das Restwasser wieder zurück unter die Erde. "Wenn man gut mit der Energiequelle umgeht“, sagt Sunneva Jasmín Bernharðsdóttir, „dann ist sie erneuerbar und ein Kraftwerk wie dieses könnte ein paar hundert Jahre stehen."
Vom Geothermiekraftwerk zurück zur Feldforschung. Die Gesteinsproben gehen nun zur Untersuchung ins Labor. Ein Schritt, den ein neues Hightech-Messgerät bald überflüssig machen soll. Denn mit dem neuen Messgerät, so Johanna Rüther könne man eine Probe sofort im Feld messen, anstatt extra ins Labor zu gehen, um die Probe dort vorbereiten zu müssen. Das werde einen enormen Vorteil bringen.
Die Untersuchungen des Gesteins auf seine Wärmeleitfähigkeit haben erst begonnen. Es bleibt also noch Zeit, die Geothermie auf Island ausführlich zu studieren.
Autorin: Mabel Gundlach
Redaktion: Andreas Neuhaus, Judith Hartl