Auf den Spuren der Irokesen
Die Irokesen haben die europäische Vorstellung eines "Indianers" bis in die Popkultur hinein geprägt. Die Ausstellung "Auf den Spuren der Irokesen" in Bonn zeigt Ursprünge und Geschichte des Volkes.
Irokesen hinterlassen Eindruck
Nur wenige der indigenen Völker Nordamerikas haben die europäische Vorstellung so stark geprägt wie die Irokesen. Das Volk hat weltweit Spuren hinterlassen, auch wenn diese nicht immer gleich mit dem Stamm in Verbindung gebracht werden. Die Einflüsse der Irokesen reichen von den ersten Frauenbewegungen über die moderne Bauindustrie bis zur Popkultur.
Mythos eines "Indianers"
Die Bundeskunsthalle in Bonn will mit Klischees über die "Indianer" aufräumen. In den Köpfen schwirren romantische Bilder von edlen Wilden mit Friedenspfeife und Federschmuck herum. Was für ein Volk waren die Irokesen wirklich? Die Ausstellung "Auf den Spuren der Irokesen" (22.3.-4.8.2013) versucht mit 500 Exponaten ihre Kultur nachzuzeichnen - von den Ursprüngen bis heute.
Harte Krieger und kluge Diplomaten
Erst bewohnten verschiedene Irokesen-Gruppen einzelne Gebiete in Nordostamerika. Dann gründeten sie den Irokesenbund aus sechs Nationen: Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga, Seneca und Tuscarora. Im 17. und 18. Jahrhundert gehörte der Bund zu den mächtigsten Nordamerikas. Die Kolonialisten fürchteten ihre Kriegsführung, aber bewunderten sie für ihre Diplomatie und Staatskunst.
Wampumgürtel als Vertrag
Der Wampumgürtel, ein Band aus weißen und violetten Perlen, symbolisierte wichtige Vereinbarungen zweier Vertragspartner. Der berüchtigte "Two-Row"-Wampumgürtel ist nach Auffassung heutiger Irokesen das Sinnbild einer Vereinbarung mit den Weißen im 17. Jahrhundert: So parallel wie die beiden Linien sollten auch die Irokesen und Nicht-Irokesen unterschiedliche, aber respektvolle Wege gehen.
Komplexe Langhäuser
Die Irokesen lebten nicht, wie etwa die Lakota, in Tipis, sondern zu mehreren Familien in Langhäusern. Sie nannten sich selbst "Haudenosaunee" ("Leute des Langhauses"). Auf dem Museumsplatz der Bundeskunsthalle wurde solch ein Langhaus nachgebaut. 20 Meter lang und 6 Meter hoch ist das Bauwerk, das aufwendig aus einem komplexen Stangen-Skelett und Platten aus Fichtenrinde gefertigt wurde.
Schöpferin der Erde
Umgeben ist das Langhaus in Bonn von einem Heilkräutergarten in Schildkrötenform. Nach irokesischer Überlieferung beginnt die Welt mit der Geschichte einer aus dem Himmel fallenden schwangeren Frau, die von Vögeln aufgefangen wird und auf einer Schildkröte im Urmeer landet. Dann bringt sie die Zwillinge Taronhiawagon ("Träger des Himmels") und Tawiskaron ("Feuerstein") zur Welt.
Lacrosse als Kriegsübung
Bei den Spielen der Irokesen gab es stets zwei Mannschaften. Das war ein Symbol für die Zwillinge der Weltschöpfung. Spiele waren oft von religiöser und sozialer Bedeutung, so auch das Spiel "Lacrosse", das bis heute weltweit gespielt wird. Die Irokesen weihten es dem Kriegsgott. Nicht selten endeten diese Spiele, die mitunter zur Vorbereitung auf Kriege mit anderen Stämmen dienten, tödlich.
Frauenpower
Verschiedene politische und kulturelle Bewegungen wurden von Irokesen inspiriert, wie die Frauenrechtlerinnen des 20. Jahrhunderts in England und den USA. Denn die Irokesen-Frauen nahmen eine besondere Stellung in der Gemeinschaft ein, nicht nur wegen ihrer Handwerkskunst. Die rangälteste Frau ("Matrone") war die Leiterin des Langhauses und sorgte für die soziale und politische Ordnung.
Irokesen und die Punkszene
Auch der Haarschnitt der Irokesen-Männer faszinierte Menschen rund um den Globus. Früher erkannten sich US-Elitetruppen am Irokesenschnitt. Später wurde der "Irokese" zum Haartrend der Punkszene. Dabei sah die traditionelle Frisur anders aus als der neonfarbene Haarkamm der Punks. Die Irokesen rasierten sich die Haare größtenteils ab, nur am Hinterkopf blieb ein Zöpfchen.
Marketing mit Glasperlen
Die Irokesen verloren nach Kriegen und Vertreibung im 18. und 19. Jahrhundert ihre Macht und wurden in Reservate verbannt. In touristischen Gegenden der USA und Kanada fingen sie an, ihre Tradition zu vermarkten. Die Frauen verkauften Körbe oder Produkte mit Perlenstickereien. Dabei entstanden neue Modetrends. Die Turnschuhe im Bild wurden mit bunten Perlenmustern und Lederschnüren veredelt.
Meister der Stahlgerüste
Die Männer hingegen führten ihre Kleidung, ihre Riten und ihre Kampfkunst auf der Bühne internationaler Western-Shows vor. Aber auch im Baugewerbe waren sie gern gesehen. Da sie kaum Höhenangst hatten und gut klettern konnten, setzte man sie gerne beim Bau von Wolkenkratzern in amerikanischen Großstädten wie New York ein.
Irokesen-Kunst der Moderne
Heute stellen Irokesen-Künstler ihr Leben in der modernen amerikanischen Kultur in Kunstwerken dar. Dieses Bild zeigt einen Seneca-Astronauten mit "Snow Snake" von Carson Waterman, einem der renommiertesten Künstler der "Seneca Nation of Indians". Bei dem Spiel "Snow Snake" wird eine gewachste Holzschlange durch eine Rinne im Schnee gejagt. Die schnellste Schlange gewinnt.