Auf den FC Bayern wartet Turins "Hölle"
22. Februar 2016Für Bayern München wird es auf der Mission "Triple 2016" erstmals richtig ernst. Das Achtelfinale in der Champions League gegen Vorjahresfinalist Juventus Turin könnte für den deutschen Fußball-Rekordmeister und Trainer Pep Guardiola schon zur Endstation auf dem Weg zum angestrebten Finale in Mailand werden. Der Druck vor dem Hinspiel am Dienstag ist riesig, die Sorgen in der eigenen Abwehr und der Respekt vor der bärenstarken "alten Dame" um Herzstück Sami Khedira groß.
"Normalerweise ist das ein Spiel fürs Halbfinale oder Finale. Hier denken manche: Wir sind Bayern, wir sind so gut. Und dabei vergessen sie ein bisschen: Auch Juve ist gut. Es wird sehr, sehr schwer. Es werden zwei wahnsinnige Spiele", warnte Guardiola eindringlich. Der FC Bayern müsse "den richtigen Moment erwischen".
"Sehr, sehr viel Respekt" vor den Italienern äußerte Arjen Robben. Und Kapitän Philipp Lahm sprach vor seinem 100. Spiel in der Königsklasse von einer "großen Herausforderung". Zumal die Münchener im 41.000 Zuschauer fassenden Juventus-Stadion "die Hölle" erwarten werde, wie Turins Torjäger Alvaro Morata versprach. Doch, so Robben locker, "Hölle sind wir gewohnt".
Ball flach halten
Ohne die groß gewachsenen Abwehrrecken Jerome Boateng, Javi Martinez und Holger Badstuber wird es für die kleineren Defensivspieler David Alaba, Joshua Kimmich, Lahm und Juan Bernat gegen Mario Mandzukic und Co. allerdings eine echte Herausforderung. Duelle in der Luft sollen möglichst vermieden werden. "Wir können da nicht kämpfen. Wir müssen uns auf den zweiten Ball fokussieren", sagte Guardiola. Man müsse "auf jeden Fall sehr abgezockt sein", unterstrich Thomas Müller.
In der Offensive hat Guardiola inzwischen wieder alle Stars zur Verfügung. Mario Götze saß in der Bundesliga gegen Darmstadt 98 erstmals auf der Bank - und Franck Ribery feierte beim 3:1 ein furioses Comeback. Doch auch Juve kann vorne glänzen. "Juwel" Paulo Dybala gilt als Aufsteiger der Saison - und den wiedergenesenen Mandzukic, der zwei Jahre in München auf Torejagd ging, kennen die Bayern ja zur Genüge. Als "sehr clever und sehr stark" würdigte Müller die Konkurrenz, erinnerte aber auch an "die guten Erfahrungen" mit Juve. Im Viertelfinale 2012/13 gelangen zwei 2:0-Siege, in der Gruppenphase 2009/10 gar ein 4:1 in Turin.
Khediras Serie soll halten
Das aktuelle Juve mit der erfahrenen Abwehr aus Keeper Gianluigi Buffon, Stephan Lichtsteiner, Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Patrice Evra ist aber ein anderes Kaliber. Als Kopf im Mittelfeld gilt Weltmeister Khedira, den Guardiola im Sommer 2014 nicht wollte. Mit dem deutschen Weltmeister ist der italienische Rekordmeister in 16 Pflichtspielen noch ungeschlagen. Diese Serie soll weiter halten. "Khedira ist Perfektionist und Glücksbringer", prophezeite die "Gazzetta dello Sport". "Er will nicht schlecht aussehen, erst recht nicht gegen die Deutschen."
Trainer Massimiliano Allegri hatte den Mittelfeldspieler, der schon in seiner ersten Saison in Italien zu einem enorm wichtigen Spieler geworden ist, zuletzt beim 0:0 in Bologna für das Duell mit den Bayern geschont. "Ich halte Sami für einen ganz großen Spieler", lobte er in der "Süddeutschen Zeitung". Und gerade in der Königsklasse braucht Allegri seinen Stabilisator im Mittelfeld topfit. Im Europacup ist Turin seit 16 Spielen zu Hause ungeschlagen - die letzte Pleite hatte es 2013 gegeben. Gegen die Bayern. Für die Münchener wird es eben erstmals richtig ernst in dieser Champions-League-Saison.
Die Partie in Turin beginnt am Dienstag um 20.45 Uhr MEZ. Im DW-Liveticker können Sie das Geschehen mitverfolgen. Los geht es rund 15 Minuten vor Anpfiff.
ck/asz (sid/dpa)