1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Auch Amazon zieht bei Parler den Stecker

10. Januar 2021

Nach Google und Apple schließt nun auch Amazon das soziale Netzwerk Parler von seinen Diensten aus. Der Konzern entfernt es von seinen Cloud-Seiten.

https://p.dw.com/p/3nk5R
Google Suspends Parler App From Its Play store
Die Parler-App kann zur Zeit nicht mehr heruntergeladen werdenBild: Hollie Adams/Getty Images

Amazon Web Services (AWS) werde ab Sonntagabend (Ortszeit) dem amerikanischen Nachrichtendienst Parler als Webhost nicht mehr zur Verfügung stehen, teilte Amazon in einer E-Mail an das US-Internetmedium BuzzFeed mit. Der Dienstleister erklärte weiter, Parler sei nicht schnell genug gegen gewaltsame Inhalte auf seiner Plattform vorgegangen. Deren Zahl habe stetig zugenommen. Dies alles verletze die Nutzungsbedingungen. Angesichts der Ausschreitungen im US-Kapitol am Mittwoch bestehe ein "ernsthaftes Risiko, dass diese Art von Inhalten weiter zur Gewalt anstacheln wird."

Damit wird das umstrittene Online-Netzwerk zumindest vorübergehend offline sein. Nach Angaben des Parler-Gründers John Matz könnte es "bis zu einer Woche" nicht verfügbar sein, bis ein anderer Cloud-Anbieter gefunden ist. "Wir werden unser Bestes tun, um sofort zu einem neuen Anbieter zu wechseln", schrieb Matz auf seinem Profil. 

Das 2018 gegründete soziale Netzwerk wurde bis vor kurzem vor allem von Rechtsradikalen genutzt. Zuletzt sind jedoch viele Trump-Anhänger dortin gewechselt , nachdem sie von Diensten wie Twitter ausgeschlossen worden waren. Parler beschreibt sich selbst als "unvoreingenommenes" Medium, das die Redefreiheit unterstützt und sich auf den Schutz der Rechte der Nutzer konzentriert. US-Medienberichten zufolge wurden die gewalttätigen Proteste von Trump-Anhängern am Mittwoch maßgeblich über Apps wie Parler organisiert.

USA Internet Social Network Parler
Die Parler-App ist gerade bei Anhängern von Donald Trump beliebtBild: Olivier Douliery/AFP/Getty Images

Erst Sperre durch Twitter…

Twitter hatte am Freitag Trumps privaten Account dauerhaft gesperrt. Drei Tage nach dem Sturm aufs Kapitol durch Trump-Anhänger begründete der Kurznachrichtendienst den Schritt damit, dass Trumps jüngste Tweets das Risiko einer weiteren Anstiftung zu Gewalt erkennen ließen.

Aufgebrachte Trump-Befürworter waren am Mittwoch in das Kapitol, den Sitz des amerikanischen Parlaments, eingedrungen. Bei den Ausschreitungen wurde eine Trump-Anhängerin von der Polizei erschossen, ein Polizeibeamter erlag am folgenden Tag seinen schweren Verletzungen. Drei weitere Menschen starben am Rande der Ausschreitungen infolge medizinischer Notfälle. Die Aktion sorgte weltweit für Entsetzen. Trump hatte zuvor Tausende seiner Anhänger über seine Social-Media-Kanäle aufgefordert, zum Kapitol zu marschieren, wo der Sieg seines Rivalen Joe Biden bei der Präsidentenwahl gerade offiziell bestätigt werden sollte.

… dann bei Google und Apple

Die Internet-Riesen Google und Apple hatten das Herunterladen der Blog-App bereits blockiert. Die beiden Unternehmen führten an, dass die Plattform keine ausreichenden Regelungen zum Schutz vor gefährlichen Inhalten biete.

Apple erklärte nach einem Bericht des Fernsehsenders CNN: "Die Prozesse, die Parler eingerichtet hat, um die Verbreitung von gefährlichen und illegalen Inhalten zu moderieren oder zu verhindern, haben sich als unzureichend erwiesen." Insbesondere habe man weiterhin direkte Gewaltandrohungen und Aufrufe zur Anstiftung zu gesetzwidrigen Handlungen gefunden, die gegen die Richtlinien verstießen. Parler sei aus dem App Store entfernt worden, bis die Probleme gelöst seien. Ein Google-Sprecher hatte sich am Freitag ähnlich geäußert.

Parler wettert gegen Überwachungsplattformen

Der Geschäftsführer von Parler kritisierte auf seiner Plattform laut CNN, Apple werde Parler verbieten, "bis wir die freie Meinungsäußerung aufgeben, breite und invasive Richtlinien wie Twitter und Facebook einführen und wir eine Überwachungsplattform werden".

Personen in Trumps Umfeld hatten Parler immer wieder als Alternative zu Twitter oder Facebook beworben, die angeblich konservative Ansichten unterdrückten. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, erklärte Ende Juni auf Twitter, sie habe sich ein Konto bei Parler eingerichtet, weil sie die Nase voll davon gehabt habe, dass Konservative auf diesen Plattformen "zensiert" würden.

kle/as (rtr, afpe, dpa, ape)