Außen vorn statt außen vor
Mit Annalena Baerbock hat Deutschland erstmals eine Außenministerin. Anderswo in der Welt sind Frauen an der Spitze der Diplomatie ein gewohntes Bild.
Von Bellevue beurkundet
Jetzt ist es offiziell: Mit der Ernennungsurkunde von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (Mitte, rechts im Bild Bundeskanzler Olaf Scholz) in Schloss Bellevue rückt Annalena Baerbock an die Spitze des Auswärtigen Amts. Die Grünen-Politikerin ist die erste Frau auf diesem Posten. Und gleichzeitig mit bald 41 Jahren die jüngste Chefin, die deutsche Diplomatinnen und Diplomaten jemals hatten.
Madam Secretary aus Washington
Die USA schickten vor mehr als zwanzig Jahren eine Frau auf schwierige diplomatische Missionen. Als erste US-Außenministerin war Madeleine Albright unter anderem an den Friedensverhandlungen zwischen Serben und Kosovo-Albanern auf Schloss Rambouillet bei Paris beteiligt. Ihr damaliger deutscher Amtskollege: der Grünen-Politiker Joschka Fischer (links im Bild).
Besuch am Bosporus
Auch in vielen afrikanischen Ländern sind Frauen als Außenamtschefinnen seit Jahrzehnten keine Seltenheit mehr. Im westafrikanischen Ghana führt derzeit Shirley Ayorkor Botchway die diplomatischen Geschäfte - hier im Januar 2020 auf Besuch in Istanbul. Eine ihrer Amtsvorgängerinnen hatte diese Position bereits im Jahr 1979 inne.
Internationale Karriere zwischen Ost und West
Bereits seit fast zehn Jahren ist Netumbo Nandi-Ndaitwah Außenministerin Namibias. Zu Zeiten der Apartheid ging sie zunächst in die Sowjetunion, dann nach Großbritannien. Nach der Unabhängigkeit ihres Landes von Südafrika wurde sie zuerst Parlamentsmitglied, dann Ministerin - seit 2012 ist sie Außenministerin. Hier empfängt Nandi-Ndaitwah den russischen Außenminister Sergei Lawrow in Windhoek.
Mit Walzerschritten in den Aufsichtsrat
Mit Lawrows Chef Wladimir Putin legte die österreichische Außenministerin Karin Kneissl bei ihrer Hochzeitsfeier im August 2018 ein Tänzchen aufs Parkett. Für ihre Nähe zum russischen Präsidenten wurde die parteilose, von der rechtspopulistischen FPÖ nominierte Kneissl wiederholt kritisiert. Sie sitzt heute im Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft.
Der Fluch des Öls
Um Öl geht es oft, wenn Najla al-Mangusch Staatsgäste empfängt. Die 48-jährige Rechtsanwältin ist Außenministerin von Libyen - eines der wichtigsten Ölförderländer der Welt. Und eines der Länder, denen das schwarze Gold auch einen blutigen Bürgerkrieg beschert hat. Hier empfängt al-Mangusch den türkischen Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu.
Mit traditionellem Tattoo ins Außenamt
Sie war zuvor Ministerin für Maori-Entwicklung, seit November 2021 ist Nanaia Mahuta Außenministerin Neuseelands. Frauen mit Maori-Abstammung und gemischter Abstammung hätten heute berufliche Möglichkeiten, die ihnen lange verschlossen waren, sagte Mahuta. Das Amt sei ein "riesiges Privileg". Die 50-Jährige ist die erste Frau im neuseeländischen Parlament, die ein traditionelles Kinn-Tattoo trägt.
Die schwedische Europäerin
Sie galt als Anwärterin auf den Posten der Regierungschefin: die charismatische schwedische Außenministerin Anna Lindh. Doch am 10. September 2003 stach ein Attentäter in einem Stockholmer Kaufhaus auf Lindh ein und setzte ihrem Leben ein jähes Ende. Eine Stiftung in Anna Lindhs Namen setzt sich heute für den Dialog zwischen der EU und den anderen Anrainerstaaten des Mittelmeeres ein.
Die "Löwin von Israel"
Schon vor der Gründung des Staates Israel hatte Golda Meir mit dem jordanischen König verhandelt, um einen arabisch-israelischen Krieg zu verhindern - erfolglos. 1956 wurde sie Außenministerin des jungen Staates, schaffte 1969 den Sprung auf den Sessel der Premierministerin. Ob auch Annalena Baerbocks Karrierepläne über das Auswärtige Amt hinausgehen?