Athen ganz sportlich
26. Januar 2004Griechenlands Hauptstadt Athen rüstet sich für die Olympischen Spiele 2004. Die Olympische Hymne ist in jedem Plattenladen zu finden, in den Souvenirshops verkaufen sich die Kaffeebecher, Schirmmützen und Schlüsselanhänger mit Athina und Phoibos, den Olympia-Maskottchen, wie warme Semmel. Und auf den Baustellen in und rund um die griechische Hauptstadt wird emsig gearbeitet. Sportstätten werden modernisiert, Umgehungsstraßen gebaut, alte Gebäude restauriert.
Nikos Delivorias, Dokumentarfilmer und Übersetzer, ist in Athen geboren. Er beobachtet aufmerksam, wie sich seine Stadt in den letzten Jahren gewandelt hat: "Athens Antlitz hat sich sehr verändert wegen der Olympischen Spiele. Und die Stadt wird sich noch weiter verändern. Manche sagen, die Stadt bekommt ein Facelifting. Und sie brauchte es sicherlich, denn sie alterte immer mehr und breitet sich in alle Richtungen aus."
Mittlerweile schiebt sich das Häusermeer Athens auch die Hänge der umliegenden Berge hoch. Vier Millionen Menschen leben im Großraum Athen. Zwei Drittel der Athener sind - anders als Nikos Delivorias - nicht in der Hauptstadt geboren. Sie kamen aus der Provinz, um in der Metropole Arbeit zu finden.
Politik als Hobby
Dimitris kam vor über 50 Jahren vom Peloponnes hierher. Mittlerweile ist er Rentner und vertreibt sich die Zeit mit Tavli, also Backgammon, im Zappeion-Park. "Wir sind hergekommen und haben Athen aufgebaut. Wir haben Straßen gebaut, Theater, alles. Jetzt, wo wir unsere Rente bekommen, ist es Zeit, ein bisschen zu entspannen. Also treffen wir uns hier, spielen Tavli, reden, lachen."
Der Zappeion-Park heißt auch "zweites Parlament", denn alle paar Meter sitzen ältere Herrn unter den hohen Platanen und diskutieren über Politik - ein leidenschaftliches Hobby aller Griechen. Das eigentliche Parlament befindet sich am Syntagma-Platz, an der Grenze zum reichen Geschäftsviertel Kolonaki, in dem auch viele Botschaften und Ministerien angesiedelt sind.
Viele Plätze und Sehenswürdigkeiten im Zentrum Athens sind bequem zu Fuß zu erreichen. Und seitdem die Metro im Jahre 2000 in Betrieb genommen wurde, scheint das Verkehrsproblem der Stadt zumindest etwas gelindert. Für Wolf-Dietrich Niemeyer, den Leiter der Athener Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts, ist die Metro nicht nur ein Verkehrsmittel: "Für mich ist die Athener Metro die schönste U-Bahn der Welt. Nirgendwo sonst habe ich gesehen, dass jede Station im Zentrum ein kleines Museum ist. Es sind nämlich überall in diesen Stationen sehr schöne kleine Museen eingerichtet worden, die den Fahrgast darüber informieren, was an dieser Stelle gefunden worden ist."
Handel und Wandel
In Athen zu bauen, ist nicht so einfach. Kaum hat der Bagger angesetzt, schon stößt er auf neue archäologische Funde. Unter dem Kotziá-Platz vor dem Athener Rathaus gräbt man gerade die kürzlich entdeckte antike Acharnón-Straße aus. Deutlich erkennt man die Grundrisse der Häuser, die die Straße flankierten.
Der Kotziá-Platz befindet sich im alten Geschäftsviertel der
Hauptstadt. Ganz in der Nähe in der Sophokles-Straße befindet sich die Börse, aber auch der berühmte Flohmarkt von Monastiraki. Auf dem Weg dorthin stößt man auf die Markthallen der Stadt.
In riesigen Hallen bieten die Händler lautstark Gemüse, Obst, Fleisch und Meeresfrüchte an. "Aber das Geschäft läuft nicht so gut", sagt Spiros, der Fischhändler. Die Leute kaufen statt Fisch lieber Luxusartikel - und die auf Pump.
Antikes Vergnügen
Über alle dem thront die Akropolis mit dem mächtigen Parthenon-Tempel. Viele wissen nicht, dass der Parthenon 2000 Jahre nahezu unbeschadet überstanden hat. Als aber Ende des 17. Jahrhunderts die Venezianer versuchten, die Akropolis von den Türken zu erobern, kam es zur Katastrophe: Eine venezianische Kanonenkugel traf den Tempel und sprengte das Pulvermagazin, das die Türken dort gelagert hatten.
Rund um die Akropolis befinden sich einige der Vergnügungsviertel der Stadt, allen voran die bei Touristen wie Einheimischen beliebte Altstadt Plaka. Wirklich angesagt ist Psirrí, ein altes Wohn- und Geschäftsviertel. In kleinen Tavernen spielen junge Musiker Live-Musik, oft Rembetika. Das sind die Lieder der Flüchtlinge aus Kleinasien. Sie geraten nie aus der Mode, sagt dieser junge Mann: "Junge Leute mögen Rembetiko. Sie mögen auch griechische Cafés. Generell sind griechische Läden in heutzutage. Menschen, die nicht so viel Geld haben, aber trotzdem gut essen gehen und Leute gucken wollen in schöner Atmosphäre, die gehen in kleine Tavernen mit Live-Musik und haben da Spaß."