Astronomen entdecken heiße Super-Erde
4. März 2021Der Planet umkreist den 26 Lichtjahre von der Erde entfernten roten Zwergstern Gliese 486, wie das Max-Planck-Institut für Astronomie (MPIA) in Heidelberg mitteilte. Mit dem Erhalt seiner möglicherweise ursprünglichen Atmosphäre und der relativ geringen Entfernung eigne sich der Planet hervorragend für die Beobachtung mit künftigen Großteleskopen.
Über ihre Entdeckung berichteten die Astronomen eines Konsortiums unter der Leitung von Trifon Trifonov vom MPIA in der Zeitschrift "Science". Zwar entdeckten Forscher in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten tausende Exoplaneten (Planeten, die sich außerhalb des Einflusses unserer Sonne befinden) aus Gas, Eis und Gestein, die fremde Sonnen umkreisen. Nur wenige von ihnen sind jedoch erdähnlich.
Neuer Exoplanet getauft auf den Namen Gliese 486b
Große Fortschritte bei der überaus schwierigen Erforschung der Atmosphären von Exoplaneten erhoffen sich die Wissenschaftler von den geplanten und teils bereits im Bau befindlichen Großteleskopen der kommenden Generation. Die Anforderungen an Gesteinsplaneten für solche Beobachtungen erfüllt der neu entdeckte Planet mit der Bezeichnung Gliese 486b, in Anlehnung an Zwergstern Gliese 486 den er umkreist, den Angaben zufolge perfekt.
"Die Nähe dieses Exoplaneten ist spannend, weil wir ihn mit leistungsstarken Teleskopen wie dem kommenden James Webb Space Telescope und den zukünftigen Extremely Large Telescopes genauer untersuchen können", erklärte der MPIA-Planetenforscher Trifonov als Hauptautor der neuen Studie. "Die Ergebnisse werden uns dabei helfen zu verstehen, wie gut Gesteinsplaneten ihre Atmosphären halten können, woraus sie bestehen und wie sie die Energieverteilung auf den Planeten beeinflussen."
430 Grad heiß und vermutlich Erde und Venus ähnlich
Der Exoplanet Gliese 486b weist nach Erkenntnissen der Astronomen eine ähnliche Zusammensetzung wie Venus und Erde auf - einschließlich eines metallischen Kerns. Die Anziehungskraft auf seiner Oberfläche ist 70 Prozent stärker als die auf der Erde. Die Super-Erde ist 30 Prozent größer als unserer Heimatplanet, ihre Masse 2,8 Mal so groß wie diejenige der Erde.
Gliese 486b umkreist sein Muttergestirn auf einer Kreisbahn in einem Abstand von 2,5 Millionen Kilometern innerhalb von eineinhalb Tagen. Genauso lange dauert eine Drehung um seine eigene Achse, so dass er seinem Stern stets dieselbe Seite zuwendet. Obwohl der Stern Gliese 486 viel lichtschwächer und kühler ist als unsere Sonne, heizt er die Oberfläche der neu entdeckten Super-Erde auf mindestens 430 Grad Celsius auf.
Damit könnte Gliese 486b der Venus ähneln und eine heiße, trockene und von glühenden Lavaströmen durchzogene Landschaft aufweisen. Im Gegensatz zur Venus verfügt Gliese 486b aber möglicherweise nur über eine dünne Atmosphäre - wenn überhaupt.
"Die Entdeckung von Gliese 486b war ein Glücksfall. Hundert Grad heißer, und die gesamte Oberfläche des Planeten wäre Lava. Seine Atmosphäre würde aus verdampftem Gestein bestehen", erläuterte der Studien-Mitautor José A. Caballero vom spanischen Centro de Astrobiología. "Wäre Gliese 486b hingegen hundert Grad kälter, wäre er für Folgebeobachtungen ungeeignet gewesen."
qu/wa (afp, rtr)