Assad bombardiert weiter Städte im ganzen Land
5. April 2012Massiver Beschuss durch Panzer und Hubschrauber und anschließende Großoffensive mit hunderten Soldaten: Aktivisten schilderten detailliert die Erstürmung von Hraytan im Norden Syriens. Die Verwundeten in den Straßen könnten nicht geborgen werden, da das Bombardement andauere. Auch Menschenrechtsgruppen im Ausland berichteten von anhaltenden heftigen Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Deserteuren in Hraytan und Anadan nahe Aleppo. Auf Videos im Internet aus den Städten waren Maschinengewehrfeuer zu hören und Rauchschwaden über den Häusern zu sehen.
Aktivisten teilten mit, ein Offizier des Geheimdienstes der Luftwaffe habe ihnen erläutert, dass Assads Schwager Asef Schaukat für die nächsten Tage eine Militäroffensive nördlich von Aleppo angekündigt habe. Ziel sei es offenbar, noch vor der für kommenden Dienstag angekündigten Waffenruhe die Deserteure der Freien Syrischen Armee aus allen Ortschaften der Region zu vertreiben.
Auch aus anderen Städten gibt es Meldungen über Vorstöße der Truppen des Staatschefs Baschar al-Assad. Bürgerrechtler sprachen von einem der schwersten Angriffe auf Douma, einen Vorort der Hauptstadt Damaskus. Allein am Mittwoch sollen die Regierungssoldaten insgesamt mehr als 50 Menschen getötet haben. Die Opposition zählte 170 Todesopfer seit Wochenbeginn.
Spielt Assad auf Zeit?
Der Syrien-Sondergesandte von UN und Arabischer Liga, Kofi Annan, lässt nach Angaben seines Sprechers Angaben aus Damaskus überprüfen, wonach die syrische Armee zumindest in einigen Regionen mit dem zugesagten Abzug begonnen haben soll. Die syrische Regierung habe von einem Rückzug "in bestimmten Gebieten" berichtet. Die syrische Tageszeitung "Al-Watan", die einem mit EU-Sanktionen belegten Cousin Assads gehört, hatte kommentiert, das Außenministerium in Damaskus habe zwar dem Friedensplan Annans zugestimmt und eine Waffenruhe vom 10. April an angekündigt. Dies bedeute jedoch nicht, dass die Armee den Abzug ihrer Einheiten aus den Städten schon bis zu diesem Datum auch abgeschlossen haben werde.
Frankreichs Außenminister Alain Juppé beklagte in Paris, Assad versuche die internationale Gemeinschaft zu täuschen. Er gebe nur vor, den Annan-Plan zu akzeptieren, setze in Wahrheit aber die Gewalt fort. Auch bei den Vereinten Nationen wachsen Zweifel an den Erfolgsaussichten. Eine zentrale Rolle bei den diplomatischen Bemühungen wird Russland zugeschrieben. Der russische Außenminister Sergej Lawrow hatte am Mittwoch noch einmal die Strategie des Westens gerügt und gewarnt, die syrische Opposition werde Assad niemals besiegen können.
SC/sti (rtr,ape,afpe)