Arthur Miller ist tot
11. Februar 2005Arthur Miller war einer der bedeutendsten amerikanischen Theaterautoren der Gegenwart. Seine Werke gelten als Klassiker der literarischen Moderne. Der britische Dramatiker Harold Pinter würdigte ihn als "einen der größten Dramatiker des 20. Jahrhunderts".
Der deutsche Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki nannte Miller einen "unermüdlichen Sinnsucher und nüchternen Moralist". Seine Werke sind soziale Studien über den zunehmenden Zerfall der amerikanischen Gesellschaft, in deren Mittelpunkt Familie, Moral und persönliche Verantwortung stehen. Die internationale Literaturkritik sprach von Miller als dem "Meister der Sozialtragödie" und vom "Gewissen Amerikas".
Miller, 1915 als Sohn polnisch-jüdischer Einwandere in New York geboren, musste sich trotz frühen literarischen Neigungen zunächst als Fabrikarbeiter und Lastwagenfahrer durchschlagen. 1945 legte er mit "Focus" seinen ersten Roman vor. Weltruhm erlangte Miller durch sein Drama "Death of a Salesman" (1947 deutsch: Tod eines Handlungsreisenden), in dem er die emotionsbelasteten Beziehungen in der Familie mit den Konflikten in der Gesellschaft verknüpfte. 1949 wurde er dafür mit dem Pulitzer-Preis ausgeszeichet. Er war damals erst 33 Jahre alt.
In der Parabel "The Crucible" (1956, deutsch: Hexenjagd) rechnete Miller mit Senator McCarthy und dessen Kommunistenhatz ab und zeigte auf, wie eine geschickt inszenierte Massenpsychose auf Grund eines religiös eifernden Puritanertums eine ganze Stadt in den grausamsten Verfolgungswahn hineinzutreiben vermag. Darin verarbeitete er seine eigenen Erfahrungen vor dem Mc-Carthy-Ausschuss "zur Bekämpfung unamerikanischer Tätigkeit", der ihm 1956 Unterstützung des internationalen Kommunismus vorgeworfen hatte. 1957 wurde er wegen "Missachtung des Kongresses" zu einem Jahr Haft verurteilt, 1958 aber rehabilitiert. 1959 schrieb Miller das zwischen Roman, Bühnenwerk und Filmdrehbuch angesiedelte Stück "The Misfits" (deutsch: Nicht gesellschaftsfähig; 1960 mit Marilyn Monroe verfilmt). 1965 bis 1969 war Miller Präsident des internationalen PEN-Clubs.
Fast noch mehr Aufmerksamkeit als seinen sozial- und zeitkritischen Bühnenstücken und Drehbüchern widmeten die Medien der ebenso kurzen wie komplizierten Ehe zwischen Miller und der Schauspielerin Marilyn Monroe. "Eierkopf heiratet Stundenglas", lästerte 1956 ein Boulevardblatt unter Anspielung auf Millers Intellekt und Monroes Kurven. Doch die Ehe ging nach nur viereinhalb Jahren in die Brüche. 1962 heiratete Miller die österreichische Fotografin Inge Morath. Sie starb 2002. Wenig später lernte der Dramatiker die junge Malerin Agnes Barley kennen, die seine Lebensgefährtin wurde. (sams/arn)