Armut in USA erreicht Rekordwert
14. September 2011In den USA leiden gemessen an der Gesamtbevölkerung so viele Menschen an Armut wie seit beinahe zwei Jahrzehnten nicht mehr. Vergangenes Jahr lebten 15,1 Prozent aller Amerikaner unterhalb der Armutsschwelle, wie die US-Statistikbehörde am Dienstag (13.09.2011) mitteilte. Das sei der höchste Wert seit 1993. Absolut gesehen sei mit 46,2 Millionen US-Bürgern, die 2010 als arm galten, sogar die höchste Zahl seit Beginn der Erhebung vor 52 Jahren ermittelt worden.
Trüber Trend
Die Zahlen stiegen 2010 das vierte Jahr in Folge an. 2009 hatte die Armutsquote bei 14,3 Prozent gelegen, im Jahr 2000 bei 11,3 Prozent. Die aktuelle Armutsgrenze liegt nach offizieller Festlegung bei einem Jahreseinkommen von 22.314 Dollar (rund 16.290 Euro) für eine vierköpfige Familie und bei 11.139 Dollar (8130 Euro) für eine einzelne Person. Die Grenze wird jährlich an die Inflation angepasst.
Nach Angaben der OECD haben die USA die höchste Armutsquote der industrialisierten Länder. Besonders stark verbreitet ist Armut unter afroamerikanischen US-Bürgern (27,4 Prozent) und in der hispanischstämmigen Bevölkerung (26,6 Prozent). Auch unter Kindern ist Armut in den USA kein Randphänomen mehr: etwa jedes fünfte Kind lebt dort mittlerweile in Armut.
Sinkende Realeinkommen
Die Zahlen spiegeln auch die schlechte Wirtschaftslage wider. Die USA leiden bis heute unter den Nachwirkungen der vor vier Jahren durch die Finanz- und Immobilienkrise ausgelösten Rezession. Die Arbeitslosenquote betrug 2010 durchschnittlich 9,6 Prozent. Das mittlere Haushaltseinkommen sank den Statistikern zufolge seit Beginn der Rezession im Jahr 2007 um 6,4 Prozent auf 49.445 Dollar. Insgesamt habe sich das Einkommen der Haushalte verglichen mit der Inflation in den vergangenen 30 Jahren kaum bewegt: Während eine Durchschnittsfamilie preisbereinigt heute lediglich elf Prozent mehr verdiene als 1980, seien die Verbraucherpreise um rund 155 Prozent gestiegen, berichtete der US-Fernsehsender CNN.
Autor: Martin Schrader (afp, dpa, rtr)
Redaktion: Walter Lausch