1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Apple lüftet den Vorhang

4. August 2012

Im Patentprozess in den USA zwischen Apple und Samsung geht es um Milliarden. Der für seine Geheimniskrämerei berüchtigte US-Konzern legt deshalb sein Innenleben etwas offen.

https://p.dw.com/p/15jtr
EinMann neben dem Apple-Logo, einem angebissenen Apfel (Foto: ddp images/AP)
Bild: dapd

Apple-Marketingchef Phil Schiller berichtete vor dem Gericht im kalifornischen San Jose, nach dem Erfolg des iPod-Players habe das Unternehmen darüber nachgedacht, eventuell ein Auto oder eine Kamera als nächstes Produkt zu entwickeln. Unter den damaligen Ideen seien zum Teil "verrückte Sachen" gewesen, sagte Schiller. Die Apple-Spitze um den inzwischen verstorbenen Firmengründer Steve Jobs habe sich aber schließlich für den Einstieg ins Handy-Geschäft mit dem iPhone entschieden.

Apple will in dem Prozess in San Jose beweisen, dass der südkoreanische Kontrahent Samsung das iPhone und das iPad kopiert hat. Aus Sicht von Samsung haben die Amerikaner hingegen nichts wirklich Neues erfunden. Im Gegenteil, Apple habe mehrere Technologie- und Ausstattungsideen geklaut, etwa wie man Fotos mit dem Smartphone aufnehme und dann per E-Mail weiterschicke.

Schadenersatzforderungen in Milliardenhöhe

Das Verfahren in den USA ist einer von rund 50 Prozessen, die Apple und Samsung weltweit gegeneinander führen, aber der vermutlich wichtigste. Es geht nicht nur um Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe, Samsung droht ein Verkaufsverbot seiner Galaxy-Smartphones und -Tablets in den USA, während Apples weltweite Patent-Strategie sich bewähren muss.

Apple-Manager Scott Forstall berichtete Richtern und Geschworenen, das iPhone sei seinerzeit unter absoluter Geheimhaltung entwickelt worden. So sei dafür ein ganzes Gebäude auf dem Firmengelände freigemacht worden. Die dafür rekrutierten Mitarbeiter mussten zusagen, bevor sie wussten, woran sie überhaupt arbeiten sollten.

Tablets von Samsung (r) und Apple (Foto: dpa)
Zum Vergleich: Tablets von Samsung (r) und AppleBild: picture-alliance/dpa

Mit solchen Aussagen will Apple die Einmaligkeit seiner Produkte untermauern - anders eben als die Fabrikate aus Südkorea. Marketing-Manager Schiller sagte, er sei "schockiert" gewesen, als er das Smartphone Galaxy S und das Tablet Galaxy Tab gesehen habe: "Ich dachte, sie werden unsere gesamte Produktpalette kopieren." Die Aussage Schillers enthüllte auch, wie viel Geld Apple für Werbung ausgibt: Im vergangenen Geschäftsjahr waren es 228,6 Millionen Dollar für das iPhone und 307,7 Millionen Dollar für das iPad.

Die Samsung-Anwälte haben sich ihrerseits durch die Technikgeschichte gewühlt um zu belegen, dass Apple eigentlich alte Ideen aufgegriffen habe und seine Produkte deshalb nicht schützenwert seien. Sie führen als Beweis unter anderem einen Tablet-Prototypen des Medienkonzerns Knight/Ridder aus dem Jahr 1994 und einen Toshiba-Computer an.

Den spektakulären Samsung-Antrag, als Beweis für Apples Ideenklau den Filmklassiker "2001 - Odysee im Weltraum" anzusehen, lehnte Richterin Lucy Koh allerdings aus formalen Gründen jetzt endgültig ab. Das südkoreanische Unternehmen wollte auf eine Filmszene hinweisen, in der die Raumfahrer einem Tablet-Computer ähnliche Geräte nutzen.

wl/SC (dpa, rtr)