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KonflikteSyrien

Anti-Assad-Allianz rückt in Syrien immer weiter vor

7. Dezember 2024

Islamistische Rebellen rollen in einer Blitzoffensive große Gebiete in Syrien auf. Beobachter fragen sich: Wie viel Rückhalt genießt das Regime von Präsident Assad noch bei seinen Schutzmächten?

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Syrien Oppositionskämpfer
Teil der Blitzoffensive: Ein Angehöriger der syrischen Rebellenallianz, die sich den Sturz von Präsident Baschar al-Assad zum Ziel gesetzt hatBild: OMAR HAJ KADOUR/AFP/Getty Images

Nach dem raschen Vorrücken islamistischer Kämpfer in Syrien hat sich die Armee nach Angaben der Staatsagentur Sana aus weiten Teilen der Provinzen Daraa und Suweida zurückgezogen. Unter Berufung auf das Militär hieß es, im Südwesten des Landes positionierten sich die Regierungstruppen neu, nachdem "terroristische Elemente" Kontrollpunkte der Armee angegriffen hätten.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, in Daraa beherrschten die Islamisten mehr als 90 Prozent der Gebiete. Auch die gleichnamige Stadt an der Grenze zu Jordanien sei in der Hand der Rebellen, hieß es. In der benachbarten Provinz Suweida hätten diese mehrere Militärposten erobert. Hochrangige Behördenvertreter befänden sich auf der Flucht. Die oppositionelle Beobachtungsstelle mit Sitz in Großbritannien verfügt über ein Netz von Informanten in Syrien. Ihre Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.

Keimzelle des Widerstands

Daraa galt zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs als Oppositionshochburg. Dort hatte 2011 der Aufstand gegen Präsident Baschar al-Assad begonnen, den dieser blutig niederschlagen ließ. Seit 2018 konnte die Regierung die Kontrolle über die Region zurückgewinnen. Suweida ist ein Kerngebiet der drusischen Minderheit in Syrien. Seit über einem Jahr finden dort Proteste gegen die Regierung statt.

Die jüngste Entwicklung ist ein neuerlicher Rückschlag für das Regime, das sich bislang auf die Unterstützung des Irans und Russlands verlassen konnte. Indessen wechselte der staatliche iranische Nachrichtensender IRIB seine Bezeichnung für die Aufständischen in Syrien, die bislang "Terroristen" genannt worden waren. Nun ist von "bewaffneten Widerstandsgruppen" die Rede. Beobachter sehen darin einen Hinweis, dass die Führung in Teheran einen möglichen Sturz Assads bereits einkalkuliert habe und versuche, Brücken zu den Rebellen zu bauen.

Kämpfer mit Maschinengewehr auf der Ladefläche eines Pick-ups
Teil der Kurdenallianz: Kämpfer der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die in der Provinz Deir Essor im syrischen Osten Gebietsgewinne melden, während die Islamisten von Nordwesten aus gen Süden vorrückenBild: Baderkhan Ahmad/dpa/picture alliance

Auf Jahre verhältnismäßigen Stillstands hatte in der vergangenen Woche eine Großoffensive der Islamisten-Allianz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) begonnen, die von mehreren Staaten als Terrororganisation eingestuft wird. Von Nordwesten aus konnte die HTS weit ins Landesinnere vordringen.

Nach der Einnahme von Aleppo und Hama waren die Aufständischen am Freitag bereits nahe an Homs herangerückt. Die strategisch bedeutsame, drittgrößte Stadt des Landes liegt ungefähr auf halber Strecke zwischen Aleppo im Norden und Damaskus im Süden. Über sie führt ein wichtiger Korridor, der die Hauptstadt mit den Häfen an der Mittelmeerküste verbindet.

Die drei Außenminister stehen an Rednerpulten, hinter denen ihre jeweilige Landesflagge postiert ist
Teil der Konferenzdiplomatie: Die Außenminister des Irans, Abbas Araghtschi, des Iraks, Fuad Hussein, und Syriens, Bassam Sabbagh (v. l. n. r.) bei ihrem Treffen in Bagdad am FreitagBild: picture alliance / ASSOCIATED PRESS

Die Außenminister des Irans, des Iraks und Syriens warnten in einer gemeinsamen Erklärung, durch die militärischen Erfolge der Islamisten sei die Stabilität der gesamten Region in Gefahr. Es gebe "keine Alternative zu Koordination, Kooperation und diplomatischen Konsultationen", um die Risiken einer Eskalation zu vermeiden. In Katars Hauptstadt Doha berieten an diesem Samstag die Außenminister der Türkei - welche syrische Islamisten mutmaßlich unterstützt -, des Irans und Russlands über die Lage.

Mehrere Staaten, darunter die USA und Deutschland, forderten derweil ihre Staatsbürger auf, Syrien zu verlassen, solange es noch kommerzielle Flüge gebe. Die dortige Sicherheitslage bleibe volatil und unvorhersehbar, heißt es etwa in einer Warnung auf der Webseite der US-Botschaft in Syrien, die ihren Betrieb am Ort schon 2012 ausgesetzt hat. Jordanien hat aus Sicherheitsgründen bereits einen von zwei Grenzübergangen zum Nachbarland geschlossen.

jj/wa (dpa, afp, rtr, ap)

Redaktionsschluss: 16.30 Uhr (MEZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.