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Anschlag auf italienischen Militärstützpunkt im Irak

12. November 2003

Eine Autobombe ist am Mittwoch (12.11.) in einem Stützpunkt italienischer Militärpolizisten im Südirak explodiert. Sie tötete mindestens 25 Menschen und verletzte zahlreiche weitere. Die Täter sind unbekannt.

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Italienische Soldaten auf Spurensuche am TatortBild: AP

Es war der schwerste Anschlag auf Verbündete der USA im Irak. Zu den Todesopfern im Hauptquartier des italienischen Truppenkontingents in Nasirija im Südirak gehören nach Angaben von Verteidigungsminister Antonio Martino auch acht irakische und zwei italienische Zivilisten. Der arabische Fernsehsender El Dschasira sprach sogar von bis zu 30 Toten. Nach Berichten italienischer Medien wurden rund 60 Menschen verletzt. Die US-Regierung erwägt unterdessen angesichts der eskalierenden Gewalt eine frühere Machtübergabe an die Iraker.

Selbstmord-Attentäter?

In dem italienischen Armeelager sei ein Lastwagen explodiert, der offenbar von einem Selbstmord-Attentäter gesteuert wurde, sagte der italienische Verteidigungsminister. Zuerst habe ein Transporter die Absperrungen durchbrochen. Dann sei ein zweiter mit Sprengstoff beladener Lastwagen auf das Gelände gefahren und in die Luft geflogen.

Die Explosion riss riesige Staub- und Rauchschwaden in die Luft und ließ noch Hunderte Meter entfernt Fensterscheiben bersten. Zahlreiche Häuser in der Nähe der Polizei-Zentrale wurden stark beschädigt. "Die Vorderseite meines Hauses ist zerstört", sagte ein Anwohner. "Es war eine riesige Explosion. Wir sind alle schockiert", fügte er hinzu.

Italiener bleiben im Irak

Italiens Regierung erklärte, vermutlich steckten Anhänger des gestürzten irakischen Präsidenten Saddam Hussein hinter dem Anschlag. Verteidigungsminister Antonio Martino sagte vor dem Senat in Rom, Hinweise am Tatort und Geheimdienst-Informationen deuteten darauf hin, dass der Anschlag von Saddam-Anhängern gemeinsam mit arabischen Extremisten geplant und ausgeführt worden sei. Ministerpräsident Silvio Berlusconi kündigte an, ungeachtet des Anschlags die italienischen Truppen im Irak zu belassen. Die italienische Regierung hatte im Juni ein Kontingent von fast 3000 Soldaten in den Irak entsandt. Sie sollen unter britischem Oberbefehl die USA und Großbritannien bei der Befriedung des Irak unterstützen.

Wie Papst Johannes Paul II. verurteilten US-Präsident George W. Bush, Bundeskanzler Gerhard Schröder und die EU-Kommission den Anschlag und sprachen den Angehörigen der getöteten Soldaten ihr Beileid aus. Ministerpräsident Silvio Berlusconi betonte, Italien werde sich durch den Anschlag nicht einschüchtern lassen. Bush dankte ihm für seine Standfestigkeit. Oppositionspolitiker in Rom verlangten hingegen den sofortigen Abzug der italienischen Soldaten.

Machtübergabe

In Washington tagte am Mittwoch der nationale Sicherheitsrat unter der Leitung von Bush, um eine schnellere Machtübergabe an die Iraker zu erörtern. Der oberste Zivilverwalter im Irak, Paul Bremer, war zu dem Krisengespräch eigens nach Washington geholt worden. Bremer kehrt mit Vorschlägen zur Reform des irakischen Regierungsrates nach Bagdad zurück. Die Gespräche seien "sehr gut" gewesen, sagte Bremer. Einzelheiten wollte er aber nicht nennen.

Unter anderem soll der Nationale Sicherheitsrat die Ernennung eines Übergangspräsidenten erörtert haben. Bremer wollte dazu keine Angaben machen. Bremer müsse dem irakischen Regierungsrat "mehr Dampf" machen, wurde ein Regierungsbeamter zitiert. Die Arbeit an einer neuen Verfassung komme nur schleppend voran. Die Verfassung hatte Bremer bislang zur Vorbedingung für Wahlen gemacht. Die US-Regierung will die Verantwortung für die Lage im Irak offenbar schneller als noch bis vor kurzem geplant an die Iraker abtreten.

Bundeswehrsoldaten in Bagdad

Deutschland hat drei Bundeswehrsoldaten in Zivil an die deutsche Botschaft in Bagdad geschickt, um dort für den Notfall die Rettung von Personal vorzubereiten. Die Mission sei zunächst auf eine Woche befristet und diene der "internen Beratung", sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts. Die Lage in Bagdad erfordere "bestimmte Sicherheitsmaßnahmen". Ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte, dass auch Beamte des Bundesgrenzschutzes (BGS) in der irakischen Hauptstadt sind. Angaben über ihre Zahl oder die Art der Aufgaben machte er nicht. (mas)