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Anschlag auf dänische Zeitung vereitelt

29. Dezember 2010

Die Polizei hat fünf Verdächtige festgenommen, die einen Anschlag auf die dänische Zeitung "Jyllands Posten" geplant haben sollen. Die Zeitung hatte vor fünf Jahren die umstrittenen Mohammed-Karikaturen veröffentlicht.

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Ampel vor dem Jyllands Posten-Gebäude (Foto: AP)
Ziel eines geplanten Anschlags: "Jyllands Posten"Bild: AP

"Ein unmittelbar bevorstehender Terroranschlag ist vereitelt worden", sagte der Chef des dänischen Geheimdienstes PET, Jakob Scharf, am Mittwoch (29.12.2010) nach der Festnahme. Die Verdächtigen wollten in das Gebäude der Zeitung eindringen und so viele Menschen wie möglich töten, so Scharf weiter. Bei den Verdächtigen handele es sich um einen 44-jährigen Tunesier, einen 29-jährigen gebürtigen Libanesen und einen 30-Jährigen, dessen Herkunft unklar sei. Der vierte Mann sei ein Asylbewerber aus dem Irak. Ein fünfter Verdächtiger wurde in diesem Zusammenhang in Schweden festgesetzt. Einige von ihnen seien als militante Islamisten bekannt.

Den Festnahmen sei eine enge Zusammenarbeit mit der schwedischen Polizei vorangegangen, so Scharf. Denn drei der festgenommenen Männer wohnten in Schweden. Sie seien in der Nacht zum Mittwoch nach Dänemark gekommen. Allen droht nun eine Anklage wegen versuchter terroristischer Aktivitäten. Am Donnerstag sollen sie in der Untersuchungshaft vernommen werden.

Späte Reaktion auf Mohammed-Karikaturen

Brennende dänsische Fahne (Foto: dpa)
Die Karikaturen lösten Wut und Empörung in der islamischen Welt ausBild: picture-alliance/dpa

Die dänische Zeitung "Jyllands Posten" veröffentlichte im September 2005 Karikaturen des Propheten Mohammed und zog damit den Zorn vieler Muslime auf sich. Sie verwiesen auf das Verbot, den Propheten bildlich darzustellen und sprachen von Blasphemie. "Jyllands Posten" schrieb damals, auch Muslime müssten sich damit abfinden, "verhöhnt, verspottet und lächerlich gemacht zu werden". Die Zeichnungen, die Mohammed unter anderem mit einer Bombe unter dem Turban darstellten, wurden auch von anderen Zeitungen - auch in Deutschland - nachgedruckt.

Nach der Veröffentlichung der Karikaturen kam es Anfang 2006 zu teils gewaltsamen Protesten in islamischen Ländern, dabei kamen 150 Menschen ums Leben. Wütende Muslime zündeten unter anderem in Syrien und im Libanon dänische Vertretungen an. Auch die Zeitung war seit dieser zeit immer wieder Drohungen ausgesetzt.

Karikaturist unter Polizeischutz

Kurt Westergaard (Foto: Odd Andersen/AFP/Pool/dapd)
Karikaturist Kurt Westergaard lebt heute gefährlichBild: picture-alliance/ dpa

Auch das Leben des Zeichners der Karikaturen, Kurt Westergaard, ist seit Anfang des Jahres in Gefahr. Damals wurde ein Mordanschlag auf Westergaard verübt, dem er aber knapp entging. Seither steht er rund um die Uhr unter Polizeischutz. Mitte November sagte Westergaard bei der Vorstellung seiner Biografie in Kopenhagen: "Ich führe eine Existenz voller Angst, obwohl ich beschützt werde."

Im September erhielt Westergaard den Leipziger Medienpreis im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel aus der Hand von Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Die Entscheidung für den dänischen Karikaturisten stieß nicht nur auf Zustimmung, mehrere frühere Preisträger sagten ihre Teilnahme an der Verleihung ab, unter anderem mit dem Hinweis, die Pressefreiheit sei nicht nur durch Islamisten, sondern auch durch eine sich vom Islam abgrenzende Haltung des Westens bedroht.

Autorin: Sabine Faber (dpa, afp, ap, rtr)

Redaktion: Eleonore Uhlich

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