Anni Albers: Der gewebte Faden als universelle Sprache
Baushaus-Künstlerin Anni Albers etablierte das Weben als vollwertige Kunstform. Generationen jüngerer Künstlerinnen und Designerinnen hat sie nachhaltig beeinflusst. Eine Retrospektive zeigt ihre wichtigsten Werke.
Anni Albers, von Beruf Künstlerin
Sie war 1949 die erste Textilkünstlerin, der das New Yorker Museum of Modern Art eine Einzelausstellung widmete. Für ihre Arbeit erhielt Anni Albers zahlreiche Auszeichnungen, dennoch stand sie oft im Schatten ihres Mannes, des deutschen Künstlers Josef Albers. In einer Retrospektive zeigt die Kunstsammlung Düsseldorf K 20 jetzt Stoffe, Zeichnungen und Grafiken der weniger bekannten Künstlerin.
Studie zu einem Wandbehang von 1926
Ab 1922 studierte Anni Albers am Staatlichen Bauhaus in Weimar. Ihr Handwerk lernte sie in der Weberei. Dort experimentierte sie mit traditionellen, und auch industriellen Webtechniken. Der Künstler Paul Klee unterrichtete in dieser Zeit am Bauhaus Farb- und Formenlehre. Die typischen "Bauhaus"-Farben grau, schwarz, rot und senfgelb finden sich auch in den Arbeiten von Anni Albers.
Vom Bauhaus inspiriert: Do.I-VI von 1973
Paul Klee war es auch, der Anni Albers Interesse für die künstlerische Abstraktion weckte: "Durch das Betrachten davon, was er mit einer Linie oder einem Punkt oder einem Pinselstrich machte, ... versuchte (ich) in gewisser Weise, meinen Weg durch mein eigenes Material und mein eigenes Handwerksfach zu finden“, sagte Anni Albers 1968 in einem Interview.
Josef Albers: Lehrer, Vorbild, Ehemann
Josef Albers war 1920 ans Bauhaus gekommen. Er lehrte später als Bauhaus-Meister und war zeitweise auch stellvertretender Direktor. Albers orientierte sich an geometrischen Formen und leuchtenden Farben, wie hier bei der "Hommage an das Quadrat" von 1961. Für seine Schülerin Anni war Josef Albers mehr als ein künstlerisches Vorbild. Die beiden heirateten 1925.
Am Black Mountain College (1937)
Nach der Schließung des Bauhauses durch die Nationalsozialisten emigrierten Anni und Josef Albers 1933 in die USA und lehrten zunächst am Black Mountain College. Anni Albers verband Handwerkstechnik mit moderner Kunst. Sie etablierte das Weben als vollwertige und "nützliche" Kunstform. Schon am Bauhaus hatte sie mit Kunststofffasern experimentiert, um etwa Vorhänge leichter waschen zu können.
Webteppich "Two" von 1952
Reisen führten das Paar nach Mexiko und Kolumbien. In den "Ursprungsländern der Abstraktion" studierte Anni Albers traditionelle Webmuster und -techniken. 1965 veröffentlichte sie ihre Grundlagenwerk "On Weaving", indem sich Albers mit der Geschichte und Bedeutung der Webkunst auseinandersetzt. Die Künstlerin malte und zeichnete auch, doch ihr Geld verdiente sie mit gewebten Auftragswerken.
"Epitaph" von 1968
Anni Albers schuf Raumteiler, Teppiche und Vorhangstoffe für den Gebrauch. Sie webte aber auch Bilder mit abstrakter Formen, die nur zur Betrachtung gedacht waren. Einige Werke zeigen Anni Albers Idee des gewebten Fadens als "Form einer universellen Sprache". Bei dieser Arbeit "Epitaph" (149,9 x 58,4 cm) aus Baumwolle, Jute und Lurex symbolisieren die gewebten Linien Grabinschriften.
"Eclat, navy", Baumwollstoff (1976)
Schon in den 1960er Jahren experimentierte Anni Albers mit druckgrafischen Techniken, etwa mit Lithographie oder - wie hier - mit Siebdruck. Der geometrischen Abstraktion blieb sie zeitlebens treu. Bis zu ihrem Tod im Jahr 1994 beschäftigte sich die Künstlerin mit Textildesign und kunstvollen Drucktechniken. Die Ausstellung im Düsseldorfer K 20 ist bis 9. September 2018 zu sehen.