Anne-Sophie Mutter fordert Konzerthaus
3. Januar 2015"Es ist jetzt wirklich die Zeit gekommen, etwas Neues zu bauen, damit wir nicht international den Anschluss verpassen", sagte die 51-Jährige der "Süddeutschen Zeitung". Sie hält weder die in die Jahre gekommene Philharmonie noch den Herkulessaal in der Münchner Residenz für zeitgemäß und bezweifelt die Wettbewerbsfähigkeit dieser Konzertsäle. Andere Städte wie zum Beispiel Dortmund hätten München mit neuen Häusern akustisch längst in die zweite Liga verdrängt. "Ich sehe nicht ein, warum sich München den Rang ablaufen lassen sollte", sagte Mutter. "Viele international renommierte Orchester kommen nicht mehr nach München, weil ihnen diese Räume fehlen."
Die Diskussion um einen Neubau ist nicht neu. Seit mehr als zehn Jahren steht die Forderung nach einem modernen Konzertsaal im Raum. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer hatte schon mehrmals ein neues Haus versprochen, zuletzt aber auch eine Kooperation zwischen Stadt und Freistaat zur Sanierung der maroden Philharmonie sowie eine Erweiterung des Herkulessaales vorgeschlagen.
Nicht nur Korrekturen erwünscht
Von solchen Schönheitskorrekturen hält Anne-Sophie Mutter nicht viel. Die Philharmonie sei "für elektronisch verstärkte Projekte hervorragend geeignet, aber nicht für ein Konzert, das die unglaubliche Dichte, Tiefe und Dynamik klassischer Musik in allen Nuancen widerspiegeln muss". Und weiter sagte sie: "Wenn es um Akustik geht, hängen wir immer noch dem Glauben an, das sei nur so eine Geschmäcklerei einiger schwieriger Musiker." Dem sei aber nicht so: "Das Publikum ist mündig, das Publikum hat ein Recht darauf, Musik so zu erleben, wie sie tatsächlich stattfindet", so Anne-Sophie Mutter.
Die weltweit renommierte Geigerin wünscht sich ein Konzerthaus, das vielen Musikrichtungen von Klassik über Jazz bis hin zu Chormusik eine Heimat bietet und auch pädagogisch tätig wird: "Ein neues Konzerthaus darf kein Elfenbeinturm sein. Es muss Workshops geben, Kinder- und Familienprogramme."
Ministerpräsidenten Seehofer erinnerte sie noch mal sein Versprechen: "Ich gehe fest davon aus, dass er zu seinem Wort stehen wird."
suc/sti ( dpa, sz)