Anklage will Sarkozy im Gefängnis sehen
8. Dezember 2020Nicolas Sarkozy habe "die Werte der Republik" vergessen und dem Rechtsstaat geschadet, erklärte die Staatsanwaltschaft in Paris in ihrem Plädoyer. Sie beantragte eine Haftstrafe von vier Jahren gegen den früheren Präsidenten. Zwei davon sollen zur Bewährung ausgesetzt werden, wie es hieß.
Sarkozy hatte zuvor die Vorwürfe der Bestechung und illegalen Einflussnahme auf die Justiz nochmals energisch zurückgewiesen. Er habe "niemals auch nur den geringsten Akt der Korruption begangen", sagte der 65-Jährige bei seiner Befragung vor Gericht. Er zeigte "Wut" und "Empörung" über das Verfahren und äußerte die Hoffnung, "von dieser Niederträchtigkeit reingewaschen zu werden".
Beispielloses Verfahren
Es ist das erste Mal, dass ein früherer Präsident im Frankreich der Nachkriegszeit wegen Korruption angeklagt ist. Sarkozy soll nach seiner Amtszeit (2007 - 2012) im Jahr 2014 einen Staatsanwalt am Obersten Gerichtshof bestochen haben, um an Informationen zu einem Ermittlungsverfahren in eigener Sache zu kommen. So soll der konservative Politiker angeboten haben, den Juristen bei der Bewerbung um einen Posten in Monaco zu unterstützen.
In Frankreich ist der Fall als "Abhör-Affäre" bekannt. Um Sarkozy auf die Schliche zu kommen, hatte die Justiz Telefongespräche zwischen dem früheren Präsidenten und seinem mitangeklagten Anwalt Thierry Herzog abhören lassen. Für Herzog und den inzwischen pensionierten Staatsanwalt Gilbert Azibert forderte die Anklage ebenfalls vier Jahre Haft, davon zwei auf Bewährung. Der Prozess soll noch in dieser Woche zu Ende gehen.
wa/rk (afp, dpa)