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Angolas Zukunft: Frieden ist möglich

Heinrich Bergstresser9. April 2002

Mit der Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens haben die Konfliktparteien des 27-jährigen angolanischen Bürgerkriegs den Weg für eine Versöhnung frei gemacht. Ein Kommentar von Heinrich Bergstresser.

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Der Krieg war 1975 nach der Unabhängigkeit der ehemaligen portugiesischen Kolonie ausgebrochen. Seitdem starben mindestens 500.000 Menschen. Wird der Waffenstillstand nun von Dauer sein?

Weder geballter Militäreinsatz der MPLA-Zentralregierung noch die Guerillataktik der gegnerischen UNITA konnten eine militärische Lösung des Bürgerkrieges erzwingen. Genauso wenig vermochten UN-Friedensmissionen oder gelegentliche Verhandlungen der beiden Parteien zur Beendigung des fast 30-jährigen Bürgerkrieges in Angola beizutragen.

Erst der plötzliche Tod des einstigen Befreiungskämpfers und späteren Warlords Jonas Savimbi und seines kurzzeitigen Nachfolgers Antonio Dembo brachten den Bürgerkrieg zu einem abrupten Ende.

Für die leidende und zum großen Teil traumatisierte Bevölkerung erscheint der Tod Savimbis wie ein Gottesurteil. Für die Politik aber ist er der erste, wichtigste Schritt zur Lösung einer Vielzahl von kaum vorstellbaren Problemen auf einem der größten Gewaltmärkte in Afrika.

Aber der Tod von Savimbi lehrt uns auch, dass in kriegerischen oder extrem repressiven Situationen der Tod eines Despoten das Joch von Leid, Gewalt und Terror abschütteln und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft nähren kann.

Es gibt zwar nicht viele Beispiele in der jüngeren Vergangenheit - der plötzliche Tod von Sani Abacha in Nigeria und Laurent Kabila im Kongo zählen sicherlich dazu -, in der eine Gesellschaft sich Dank des Ablebens des Diktators aus einer scheinbar ausweglosen Lage zumindest ansatzweise befreien konnte.

Aber der Wunsch und die Hoffnung sind weit verbreitet, dass der Despot vom Blitz getroffen werden möge, wenn politische Mittel fehlen, sich des Despoten zu entledigen.

Der erste Anwärter in Afrika ist sicherlich Robert Mugabe in Simbabwe. Aber auch Saddam Hussein zählt zu den Wunschkandidaten.

Auch wenn das Prinzip Hoffnung gelegentlich scheint, in Erfüllung zu gehen, wie jetzt in Angola, gilt es, die vielleicht einmalige Chance zu nutzen, ein ressourcenreiches und militärstrategisch wichtiges Land unter völlig veränderten Rahmenbedingungen wirklich zu befrieden. Dies hätte dann direkte Auswirkungen auch auf den anderen großen Gewaltmarkt im benachbarten Kongo.

Natürliche Ressourcen wie Diamanten und Erdöl sind im Überfluss vorhanden, was zugleich Chancen und Gefahren beinhaltet. Bislang speiste der Ressourcenreichtum den Krieg und füllte zugleich die Taschen der politischen Führung. Wenn es aber gelingt, einen Teil dieses Reichtum zur Integration der UNITA und der vier Millionen Flüchtlinge einzusetzen und eine gezielte Entwaffnung der Guerillas und zahlreicher Zivilisten durchzuführen, kann der Flächenstaat am südatlantischen Ozean stabilisiert werden.

Und hier haben besonders die USA eine Bringschuld zu leisten, deren Ölkonzerne trotz Bürgerkriegs hervorragende Geschäfte tätigten.

Aber auch die übrige internationale Gemeinschaft ist gefordert, durch ein stabilisiertes Angola von den Rändern her den großen afrikanischen Krieg im benachbarten Kongo einzudämmen und schließlich zu beenden und eine neue Regionalordnung zu schaffen.

Die militärische Macht Angolas spielt in diesen berlegungen eine zentrale Rolle, sich zusammen mit Südafrika als Ordnungsfaktor zu etablieren und zugleich beizutragen, einen wichtigen Brandstifter in der Region, Simbabwe, in die Schranken zu weisen.