Andrew Tate kommt in Rumänien vor Gericht
20. Juni 2023Die Staatsanwaltschaft wirft Andrew Tate, seinem Bruder Tristan und zwei mutmaßlichen rumänischen Komplizinnen Vergewaltigung, Menschenhandel und die Bildung einer kriminellen Bande zur Ausbeutung von Frauen vor.
Die rumänische Behörde zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens (DIICOT) teilte mit, es sei Anklage gegen die 36 und 34 Jahre alten Brüder, die beide die britische und amerikanische Staatsbürgerschaft besitzen, sowie zwei rumänische Frauen erhoben worden. Ein Verhandlungstermin wurde zunächst nicht bekanntgegeben.
Die Ankläger hatten zuletzt die Vorwürfe gegen die Vier ausgeweitet: Die zunächst bekannten Straftatbestände Menschenhandel und Vergewaltigung sollen nicht nur ein Mal, sondern "in kontinuierlicher Form" verübt worden sein, teilte DIICOT mit. Den Angeklagten drohen bis zu 13 Jahre Haft wegen Gründung einer organisierten Verbrechergruppe.
Die Vier waren am 30. Dezember 2022 im Bukarester Vorort Voluntari verhaftet worden. Ende April wurde die Untersuchungshaft in Hausarrest umgewandelt. Die Ankläger werfen den Tate-Brüdern und den Komplizinnen vor, junge Frauen gezwungen zu haben, bei kommerziell verbreiteten Sex-Videos mitzuwirken.
Dazu sollen sie die sogenannte Loverboy-Methode angewendet haben: Mit Manipulationstechniken hätten sie die Mädchen von sich abhängig gemacht. Einige Opfer sollen sie dabei auch bedroht und erpresst haben. Bislang wurden sieben Opfer ermittelt.
Eine der beiden mutmaßlichen rumänischen Komplizinnen war früher Polizistin. Die Brüder bestreiten sämtliche Vorwürfe. Bei ihrer Verhaftung entdeckten die Ermittler in der Villa der Brüder Waffen und hohe Summen an Bargeld. Später wurden zehn Immobilien und 15 Luxusautos beschlagnahmt, die die Tates in Rumänien besaßen.
Vor Jahren nach Rumänien gezogen
Der ehemalige Kickboxer Andrew Tate war vor Jahren nach Rumänien gezogen, nachdem er zunächst ein Webcam-Geschäft in Großbritannien gegründet hatte. Im Jahr 2016 trat er in der britischen Reality-TV-Show "Big Brother" auf. Er wurde aber herausgeworfen, nachdem ein Video publik geworden war, in dem er eine Frau mit einem Gürtel schlägt. Als Influencer hatte er sich mit frauenverachtenden Aussagen stets in Szene gesetzt. In Großbritannien und darüber hinaus gilt er als Inbegriff der sogenannten toxischen Männlichkeit.
Der Fall wird auch ein Test sein für die rumänische Strafverfolgungsbehörde DIICOT. Laut dem Jahresbericht des US-Außenministeriums untersuchte sie im vergangenen Jahr 458 neue Fälle von Menschenhandel. 138 Sex- und Arbeitsvermittler wurden verurteilt. Der Bericht stellt zudem eine Verlangsamung der Strafverfolgung und eine anhaltende Komplizenschaft der Behörden auf niedriger Ebene bei Menschenhandelsverbrechen fest.
uh/kle (dpa, rtr, ap)